EBIDAT - Die Burgendatenbank

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Steyregg

Geschichte:

885 wird der Ort erstmals als Mautstelle und wohl Königsgut genannt. Diese erste Siedlungszelle dürfte westlich bei der außerhalb des Ortskernes gelegenen Pfarrkirche zu suchen sein. Als zugehöriger Rückzugsort könnte der wenig darüber gelegene Pfennigberg gedient haben, auf dem sich ausgedehnte Erdwerke abzeichnen. In der Folge gelangt der Besitz an das Bistum Passau. 1150 taucht das castrum Steyrheke im Passauer Traditionskodex erstmals auf. Der Name deutet vielleicht auf eine Gründung der steirischen Otakare, dennoch ist die Herrschaft bis 1635 Passauer Besitz. 1180 wird das Lehen möglicherweise als Afterlehen der steirischen Markgrafen an die Wildonier vergeben, nach 1241 fällt es an die Kuenringer, die hier offenbar einen regelmäßigen, befestigten Marktort errichten. 1280 kaufen die Capeller die Herrschaft, sie erhalten als enge Parteigänger der Habsburger 1283 das Privileg der hohen Gerichtsbarkeit. Nach ihrem Aussterben 1406 übernehmen 1410 die Liechtensteiner nach heftigem Erbstreit die Herrschaft, sie können sie bis 1580 halten, wenngleich sie mehrfach verpfändet wird. 1580 bis 1635 sind die Jörger im Lehensbesitz. Es folgen die Familie Ungnad sowie 1702 die Gfn. Porcia. 1770 und 1778 verwüsten schwere Schäden das Schloss, weshalb 1778-1782 neben dem Meierhof ein neues Schloss als gräflicher Wohnsitz errichtet wird. Die zerstörten Teile des Alten Schlosses werden großteils abgetragen. Letzte schwere Schäden und Substanzverluste bringen Bombenschäden von 1944.
(P.S.)

Bauentwicklung:

Die um die M. d. 12. Jhs. erstmals genannte Burg dürfte auf dem weiter östlich gelegenen Pfennigberg zu suchen sein. Die heutige Kernburg im Bereich der Stadt zeigt in den wenigen nicht verputzten Bauteilen bzw. in der Torkapelle Baureste aus der Zeit um 1300 und könnte daher ein Neubau unter den Hrn. v. Capellen sein. Spätmittelalterliche Ausbauten betreffen v.a. die Außenbefestigungen, im fr. 16. Jh. kommt es unter den Jörgern zu Umgestaltungen der Burg. Nach massiven Schäden wird 1778-1782 die Kernburg tlw. abgetragen und unter den Gfn. v. Porcia in der Vorburg ein neues Schloss errichtet.

Baubeschreibung:

Die heute regulierte Donau verlief einst als breites Autal direkt unterhalb der Siedlung, durch die der Donauuferweg führte. Im späten 13. Jh. wurde der Ort nach Westen verlegt und als bemerkenswert kleine, aber ausgeprägte regelmäßige Gründungsstadt mit 120 x 220 m Ausdehnung angelegt. Direkt oberhalb entstand auf dem kleinen Felssporn wohl erst jetzt die heutige Burg, die tatsächlich keine Hinweise auf ältere Bauteile birgt. Das ausgedehnte Baugelände besteht aus einem dominanten, bis 6 Geschoße hohen, kastenartigen Kernbau, der eine Fläche von etwa 28 x 32 m belegt. Er wird umgeben von absteigenden Terrassen und Plateaus, die heute weitgehend bebauungsfrei sind. Aufgrund der starken neuzeitlichen Überformung und einer kürzlich erfolgten weitgehenden Sanierung lassen sich im Kernschloss weit gehend nur aus dem Grundriss unterschiedliche Bauphasen ableiten. Demnach zeichnet sich ein rechteckiger Bering mit abgeschrägten Ecken ab, der durch homogene Mauerstärken wohl als einheitlicher Erstbau zu rekonstruieren ist. Das kleinteilige Bruchsteinmauerwerk zeigt örtlich Ansätze von Abgleichslagen und könnte demnach mit der Stadtmauer verwandt sein, die aufgrund der konsequenten niedrigen Kompartimente um 1300 zu datieren ist. Dieser Zeitstellung gehört auch mit die Schlosskapelle hl. Johannes d. Täufer an, die im Obergeschoß direkt über der Einfahrt liegt und ebenfalls Elemente der Zeit um 1300 zeigt. Dem kleinen rechteckigen Schiff ist im Bering ein winziger quadratischer Chor mit frühgotischem Kreuzgratgewölbe vorgelegt. Im Westen haben sich vermauerte querrechteckige Fenster erhalten. 1956/58 konnten bemerkenswerte gotische Fresken der St. Florianer Malerschule um 1310/20 freigelegt werden, sie zeigen im W ein jüngstes Gericht, im N eine Schutzmantelmadonna, im S eine Paradiesdarstellung und im Chor Heilige in gemalten Kleeblatt- und Dreiecknischen. Ob es einst eine über dem Tor vorkragende Apsis gab, ist nicht mehr nachweisbar, aber gut möglich. Aufgrund der erhaltenen Kapelle lassen sich die südlich anschließenden Mauern als primärer Palasbau rekonstruieren. Ob nördliche Teile ebenfalls zu dieser Phase gehören, scheint unklar. Ebenfalls offen muss die Datierung eines Mauerfragmentes westlich außerhalb der Kernanlage bleiben. Hier stand bis 1778 ein hoher Turm, auf den sich auch die Flucht der Stadtmauer zu beziehen scheint. Möglicher Weise bildete er einen isolierten Halsgrabenaußenturm, wie er im frühen 14. Jh. etwa in Kirchschlag zu finden ist.
Aus dem 15. Jh. datieren weite Teile der komplexen Hangbefestigungen, unter anderem ein Batterieturm mit Schlüssellochscharten zur Stadt. Ein anschließender langer Bautrakt inkludiert eine spätgotische Toranlage mit Fallgatterrillen und Wurferker. Im 16. Jh. wurde der Kernbau weitgehend umgestaltet, man errichtete gewölbte Räume, spitzbogige Tore sowie Schulterbogenportale und eine große Einpfeilertreppe, so dass der innere Hof sukkzessive minimiert wurde. Aus dem 17. und 18. Jh. stammen barocke Ausbauten. Sie sind weitgehend nur über historische Stiche, etwa den Vischerstich von 1674 zu rekonstruieren. Demnach stand in der Vorburg eine geräumige Schlosskapelle mit hohem Uhrturm, darunter saß auf einer abgesetzten Terrasse ein weiterer Bau mit ähnlichem Turm. Im Westen waren gestaffelte Zwinger durch enge Turmreihen geschützt. Nach Bränden 1770 und 1178 wurden die östlichen Bereiche teilweise abgetragen und in der Stadt ein neues Schloss errichtet. Im Zuge jüngster Sanierungen der Kernburg wurden die oberen Stockwerke teilweise komplett erneuert und die westlichen Trakte auf älterer Grundlage rekonstruiert.
(P.S.)