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Trendelburg

Geschichte:

Die Anfänge der auf einem Bergrücken gelegenen Trendelburg, die mit der gleichnamigen Stadt eine Einheit bildet, reichen bis in das beginnende 14. Jahrhundert zurück. 1303 taucht in den Schriftquellen erstmals ein Dorf namens Trende auf, das seit dem 15. Jahrhundert den Namen Trendelburg führt. In diesem Jahr wird auch die Trendelburg, eine wohl um 1300 erfolgte Gründung der Herren von Schöneberg als Lehen des Erzstifts Mainz erwähnt. Konrad II. von Schönberg öffnete 1303 seine Burg "Trendirburg" dem Erzbischof Gerhard II. von Eppstein. Bereits zwei Jahre später, 1305, gelang es Landgraf Heinrich I. von Hessen von den Herren von Schöneberg Burg und Stadt Trendelburg zu erwerben, um so einen ersten militärischen Stützpunkt im Grenzland zwischen den Erzstiften Mainz und Paderborn zu erhalten. 1306 und 1312 gewannen Hessen und Paderborn durch neue Kaufverträge je zur Hälfte Burg und Ort Trendelburg, wobei die Landgrafen von Hessen ihren Anteil an der Burg von den Bischöfen von Paderborn zu Lehen erhielten. In den nachfolgenden Jahren wurden Burg und Stadt häufig verpfändet und 1373 versetzte Hessen seinen Anteil an der Burg an die Herren von Schöneberg. Nach dem Aussterben der Familie wurde die Pfandschaft 1429 wieder eingelöst. In einer Fehde zwischen Paderborn und Hessen gelang es Landgraf Ludwig II. von Hessen 1465 Trendelburg einzunehmen und den paderbornischen Anteil im Frieden von 1471 zu behaupten. Ungeachtet der Vormachtstellung Hessens in Trendelburg verzichteten die Bischöfe von Paderborn erst 1597 endgültig auf ihre Besitzrechte an der Herrschaft Schöneberg, am Reinhardswald sowie an den Städten Liebenau und Trendelburg. Burg und Stadt Trendelburg hatten unter den Wirren des Dreißigjährigen Krieges zu leiden und die Stadt wurde 1631 von kaiserlichen Truppen niedergebrannt. Die Burg bildete bis 1821 den Sitz eines landgräflich-hessischen Amtsbezirks. 1901 ging die Trendelburg in den Besitz der Freiherren von Stockhausen über, die sich ab 1381 mehrfach als Burgmannen auf der Burg nachweisen lassen. Die Anlage befindet sich bis heute im Eigentum der Familie und beherbergt ein Hotel. (J.F.)

Bauentwicklung:

Zur baulichen Entwicklung der 1303 erstmals genannten Burg der Herren von Schöneberg in Trendelburg lassen sich keine zuverlässigen Aussagen machen. Aus der Gründungszeit stammt der untere Teil des mächtigen runden Bergfrieds der Burg. An die Stelle der Schöneberg`schen Burg trat nach einem Brand der Anlage 1443 bis 1456 ein burgenbaulich bemerkenswerter Neubau. Unter den Landgrafen von Hessen entstand eine regelmäßige fünfeckige Kastellburg mit vier für den frühen Artilleriekampf vorgesehenen Flankentürmen und dem im stumpfen Winkel an der Westseite gelegenen runden Bergfried. Ebenfalls in die Mitte des 15. Jahrhunderts datiert der hinter der nordwestlichen Ringmauer aufgeführte mehrgeschossige Wohnbau, dessen Innenräume 1901 und 1949 zu Wohn- bzw. Hotelzwecken teilweise umgestaltet wurden. 1958 erfolgte der Anbau einer geschlossenen Terrasse. Weitere kleinere bauliche Zutaten des 20. Jahrhunderts fallen kaum ins Auge. Zu diesen baulichen Veränderungen gehört u. a. die Anlage einer Fußgängerpforte zur westlich gelegenen Stadt, die durch eine den Halsgraben überquerende Brücke erschlossen wird. Der ursprüngliche Zugang zur Burg liegt an der gegenüberliegenen Ostseite. (J.F.)

Baubeschreibung:

Die imposante, das historische Stadtbild von Trendelburg beherrschende spätmittelalterliche Burganlage nimmt die Spitze eines langgezogenen Bergrückens über dem Diemeltal ein. Ursprünglich bildeten die ummauerte Stadt und die Burg eine Einheit. Typologisch zählt die nach einem Brand 1443-1456 von den Landgrafen von Hessen neu erbaute Trendelburg zu der Gruppe der späten Kastellburgen. Schlüssellochscharten an den Flankentürmen belegen, dass die Burg für den Kampf mit Feuerwaffen eingerichtet war und so ist auch der mächtige in die im stumpfen Winkel gebrochene starke Ringmauer eingestellte runde Hauptturm mit noch erhaltenem Hocheingang auch kein Bergfried im klassischen Sinn sondern eher als Zitat (Symbolfunktion) zu verstehen. Ungeachtet dessen birgt sein Unterbau bauliche Reste der 1303 von den Herren von Schöneberg angelegten Burg. Ein bedeutsames Annäherungshindernis bildet der vor der westlichen Ringmauer gelegene tiefe Halsgraben, über den seit dem 20. Jahrhundert eine schmale Fußgängerbrücke zum Innenhof der Burg führt. Die flankierenden Rundtürme an den Ecken der mit Schießkammern versehenen Ringmauern weisen einfache Klötzchenfriese auf, über denen je ein Obergeschoss vorkragt. Den Abschluss der runden Flankentürme bilden schlichte Kegeldächer. Der ursprüngliche Zugang liegt an der Ostseite der Burg. In unmittelbarer Nachbarschaft des Bergfrieds liegt im westlichen Teil des Burgareals der in die Mitte des 15. Jahrhunderts datierende Wohnbau. Es handelt sich um einen dreigeschossigen Steinbau mit Krüppelwalmdach und eingestellten runden Treppenturm. Das Innere wurde 1901 und 1949 umgestaltet. Beachtung verdient die dem hl. Pankratius geweihte Kapelle (heute Gastraum) mit einem auf Achteckpfeilern ruhenden Kreuzrippengewölbe. Die Bibliothek weist eine Stuckdecke aus der Zeit um 1600 auf. (J.F.)