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Laubach

Geschichte:

Der sich ursprünglich im Besitz der Reichsabtei Hersfeld befindliche Ort Laubach ging 1278 als Lehen an die Edelherren von Hanau über, die ihren dortigen Besitz bereits 1341 an die Herren von Falkenstein veräußerten. Die Herren von Hanau gelten auch als Initiatoren der vermutlich in der zweiten Hälfte des 13. Jh. erfolgten Burggründung zu Laubach. Ungeachtet des hanauischen Lehensbesitzes hatte die hersfeldische Grundherrschaft zu Laubach noch bis über das 13. Jh. hinaus Bestand. Erst 1404 verkaufte die Abtei ihre Rechte zu Laubach an die Falkensteiner, die bereits im darauf folgenden Jahr, 1405, ein Stadtrechtsprivileg für den Ort Laubach erlangten. Nach dem Erlöschen des Hauses Falkenstein gelangte Laubach 1418 an die Grafen von Solms. Im Zuge einer Erbteilung im 16. Jh. fiel Laubach an die ältere Linie, die Johanneslinie. Seitdem dienten Schloss und Stadt als Residenz. Bei einer erneuten Teilung ergriff die Linie Solms-Laubach Besitz von Schloss und Stadt. Ab 1676 gehörte Laubach der Linie Solms-Wildenfels-Laubach (Neu-Laubacher Linie). 1806 wurde die Herrschaft mediatisiert und dem Großherzogtum Hessen-Darmstadt zugeschlagen. Das Schloss verblieb in fürstlich solmischen Besitz. (J.F.)

Bauentwicklung:

Die recht komplizierte bauliche Entwicklung der Burg, die vor allem im 16. und 18. Jh. zu einem frühneuzeitlichen Residenzschloss umgestaltet wurde, bedarf noch einer eingehenden Klärung. Vermutlich reichen die Anfänge der Anlage in das ausgehende 13. Jh. zurück. Zu den ältesten bislang bekannten und noch erhaltenen Bauteilen (13. Jh.) gehört der runde Bergfried (Uhrturm) an der Hofseite des Mittelflügels. Ebenfalls mittelalterlichen Ursprungs sind der Ost- und Westflügel. Der mit dem in den Schriftquellen als "Bau auf der alten Kemenaten" identische Ostflügel - es handelt sich sehr wahrscheinlich um den Hauptwohnbau der Burg - wurde im 15. Jh. erneuert und nach 1533 durch den Licher Baumeister Wolff Werner verändert. Das Erscheinungsbild des Schlosses wird wesentlich durch die barocke Umgestaltung der Gesamtanlage im 18. Jh. geprägt. Zu dem Ensemble der barocken Kleinresidenz in Laubach gehören ferner die beiden Wachgebäude (18. Jh.) im Vorburgbereich, eine Tordurchfahrt als Zugang zur Stadt, die 1735-39 erbaute "Friedrichsburg" sowie an der Südseite des Schlosshofes zwei Beamtenhäuser, die den Auftakt zu einer geplanten, aber nicht realisierten Neustadt bilden sollten. Als Ausgangspunkt der Achse war eine Freitreppe vor der Kernburg geplant. Beachtung verdient ferner der Laubacher Schlosspark, der erstmals 1773 als "herrschaftlicher Lustgarten" erwähnt und im 19. Jh. unter maßgeblicher Beteiligung des Grafen Hermann Maximilian zu Solms-Lich, Professor für Botanik an den Universitäten zu Göttingen und Straßburg, zu einem Landschaftsgarten umgestaltet wurde. (J.F.)

Baubeschreibung:

Das in Stadtrandlage platzierte Schloss zu Laubach ist aus einer hochmittelalterlichen Burg der Edelherren von Hanau hervorgegangen. Dem ältesten noch erhaltenen Baubestand des ausgehenden 13. Jh. gehört sehr wahrscheinlich noch der runde, ursprünglich frei im Hof stehende Bergfried (Uhrturm) an, der später in die Südseite des Mittelflügels eingebunden wurde. Mittelalterlichen Ursprungs sind wohl auch der Ost- und Westflügel der zum Park hin offenen hufeisenförmigen Hauptburg. Die offene Nordseite war ursprünglich durch eine Wehrmauer geschlossen. Der Ostflügel - es handelt sich um das ehemalige Hauptgebäude - ist mit einem in den Schriftquellen bezeugten "Bau auf der alten Kemenate" identisch und wurde im 15. Jh. erneuert und nach 1533 von dem Licher Baumeister Wolff Werner baulich verändert. Bei dem Kemenatenbau handelt es sich um einen mehrgeschossigen giebelständigen Baukörper mit zwei an entgegengesetzten Ecken platzierten Türmen (vgl. den Rekonstruktionsvorschlag von Müller-Hillebrandt: Das Schloss im 17. Jh., in: Wellenkötter,Laubach 2004). Aus dem 16. Jh. stammen die Vorhangbogenfenster und der Erker am Nordgiebel, während der runde Treppenturm an der Ostseite sehr wahrscheinlich noch in das 15. Jh. datiert. An den äußersten Ecken der beiden Seitenflügel befinden sich starke runde Wehrtürme, deren Abschluss barocke Hauben bilden. Das heutige Erscheinungsbild des Hauptschlosses ist im Wesentlichen durch die Veränderungen in der ersten Hälfte des 18. Jh. (u.a. Bau des verbindenden Mittelflügels) und des 19. Jh. (zweigeschossige Hofgalerie) bestimmt. Der Innenhof und der Hof vor der Südfront wurden in nachmittelalterlicher Zeit aufgeschüttet. Bezüglich der räumlichen Disposition des Schlosses verdienen insbesondere einige Gemächer des mittelalterlichen Ostflügels Erwähnung. Zu diesem Räumen zählt u. a. der mächtige gewölbte Keller mit fünf Rundpfeilern, die alte gewölbte Küche im ersten Geschoss (jetzt Schlossmuseum), die einen mächtigen Rauchfang aufweist sowie die benachbarte Hofstube mit vier Kreuzgratgewölben, die von einem Mittelpfeiler getragen werden. Die Hofstube verfügt über einen gotisierenden Fliesenboden und verfügt über Reste von Wandmalereien, die 1556-57 von Michel Sonnenstein aus Zerbst ausgeführt wurden. Die bedeutende Bibliothek, die umfangreiche Bestände der ehemaligen Klosterbibliothek Arnsburg aufgenommen hat, umfasst etwa 60.000 Bände. Um einen großen Hof im Süden gruppieren sich die Gebäude der Vorburg. Der lange Bau an der Ostseite birgt im Erdgeschoss den 1556-57 erbauten Marstall. Dem 15. Jh. gehört der über einem annähernd quadratischen Grundriss aufgeführte "Nassauer Bau" an, dessen heutiges Aussehen auf eine Umgestaltung in der ersten Hälfte des 18. Jh. zurückzuführen ist. (J.F.)