EBIDAT - Die Burgendatenbank

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Schweinsberg

Geschichte:

Schweinsberg gehört wohl ursprünglich zu dem Reichsgutkomplex um Amöneburg und gelangte Ende des 12. Jh. über die Reichsvögte von Merlau durch Heirat an die landgräflich thüringischen Ministerialen von Schweinsberg, die auf dem Basatkegel über dem Ort 1231 bis 1234 ihre Stammburg errichteten. Um 1239 erlangten die Herren von Schweinsberg das Erbschenkenamt der Landgrafen von Hessen-Thüringen und führten seitdem in den Schriftquellen den Namen Schenken zu Schweinsberg. Im Spätmittelalter wurde das Stammhaus zu einer Ganerbenburg, an der mehrere Familienzweige Anteil hatten. Burgfriedensverträge lassen sich beispielsweise für die Jahre 1447 und 1466 nachweisen. Die strategisch außerordentlich bedeutsame Lage ihrer Stammburg zwischen dem mainzischen Amöneburg und dem landgräflich-hessischen Homburg nutzten die Schenken von Schweinsberg geschickt aus, um durch wechselnde Allianzen mit beiden Seiten ihre eigene Position zu stabilisieren und ihre Unabhängigkeit zu wahren. Der vor 1264 planmäßig angelegte Ort unterhalb der Burg erlangte 1332 Stadtrechte. Etwa zur gleichen Zeit wurde offensichtlich die Burg durch die heute innere Zwingermauer erweitert. Ein weiterer Ausbau zur Verteidigung und Abwehr von Artillerie des späten Mittelalters fand um 1482 durch den hessischen Hofbaumeister Hans Jakob von Ettlingen, statt, der u. a. in Marburg, Friedewald, Herzberg, Münzenberg und Wolkersdorf tätig war. Darüber hinaus erfolgte 1459-97 der Bau der "Neuen Kemenate", die 1635 niederbrannte und 1637 erneuert wurde. Weitere Bauten entstanden in der ersten Hälfte des 16. Jh. (Fähnrichsbau). Im Dreißigjährigen Krieg wurden Burg und Stadt Schweinsberg durch kaiserliche Truppen belagert und 1646 bis auf die Kirche und einige wenige Häuser zerstört. Diesem Ereigniss fiel auch die Oberburg zum Opfer, die Ruine blieb. Letzte bauliche Eingriffe erfuhr die Anlage Mitte des 19. Jh. (Neue Kemenate). Bis heute befindet sich die imposante Burganlage im Besitz der Schenken von Schweinsberg. (J.F.)

Bauentwicklung:

Die Anfänge der auf der Kuppe des über der Ohmebene aufsteigenden Basaltkegels gelegenen Burg reichen bis in die frühen 1230er Jahre zurück. Zum ältesten nachweisbaren Baubestand zählt die als Ruine erhaltene Oberburg mit ihrer annähernd kreisförmig geführten Ringmauer mit eingestelltem Rundturm. Im Zusammenhang mit der Anlage der Stadtbefestigung - der Ort Schweinsberg erlangte 1332 Stadtrechtsprivilegien - wurde die Burg offenbar erweitert. Dieser Bauphase gehört offensichtlich der heute innere Zwinger an, an dessen Mauer sich die neue Kemenate und weitere Bauten anlehnen. Im letzten Viertel des 15. Jh. wurde die Burganlage mit einer weiteren Zwingermauer (Äußerer Zwinger) versehen, der von vier halbrunden Türmen und dem mächtigen Hexenturm flankiert wird. Etwa zur gleichen Zeit entstand sehr wahrscheinlich die Vorburg mit dem äußeren Torhaus, das an der äußeren Ecke einen Rundturm aufweist. Datiert werden diese Baumaßnahmen um 1482. Als Baumeister war der in landgräflich-hessischen Diensten stehende Hans Jakob von Ettlingen in Schweinsberg tätig, der ferner u. a. in Herzberg, Friedewald, Wolkersdorf, Münzenberg und Marburg wirkte. Im Auftrag des Konrad Schenk von Schweinsberg wurde 1459-1497 die "Neue Kemenate" errichtet, die nach einer Brandzerstörung 1635 zwei Jahre später, 1637 wieder aufgebaut wurde. Das ehemalige vierte Obergeschoss der Kemenate war aus Fachwerk und wurde 1852 abgetragen. Stattdessen entstand das steile Satteldach mit den Treppengiebeln. Darüber hinaus wurde der Wohnbau 1852 durch einen gotisierenden Anbau an der Nordseite erweitert. Der "Fähnrichsbau" am Zugang zur Hauptburg wurde zwischen 1530 und 1552 aufgeführt. In den Jahren 1888-1890 legte man die Ruine der Oberburg frei. (J.F.)

Baubeschreibung:

Den Kern der burgenbaulich bedeutsamen Höhenburg bildet die lediglich in einigen Mauerresten erhaltene Oberburg. Es handelt sich um eine annähernd kreisförmig geführte Ringmauer von etwa 28 m Durchmesser mit Zweischalenmauerwerk von ca. 2 m Stärke. In die Ringmauer eingebunden ist ein Rundturm (Bergfried ?), der bei einem Durchmesser von 8,80 m eine Mauerstärke von 2,75 m aufweist. Eine erste Erweiterung erfuhr Burg Schweinsberg vermutlich im 14. Jh. durch die Anlage einer Zwingermauer (innerer Zwinger), an die sich verschiedene Wohn- und Wirtschaftsgebäude anlehnen. Vermutlich erfolgte dieser Ausbau im Zusammenhang mit der Anlage der Stadtbefestigung. Von den herrschaftlichen Wohnbauten der im Spätmittelalter als Ganerbenburg genutzten Anlage blieben die sich an die innere Zwingermauer anlehnende "Neue Kemenate" und der "Fähnrichsbau" in unmittelbarer Nachbarschaft des inneren Tores erhalten. Die "Neue Kemenate" präsentiert sich dem Besucher als steinerner dreigeschossiger Rechteckbau, der im Bereich des Satteldaches drei spitzbehelmte Eckerker und an der Hofseite einen runden Treppenturm aufweist. An die Stelle des ehemaligen vierten Fachwerkobergeschosses trat 1852 das steile Satteldach mit zwei Staffelgiebeln. Im Norden wurde der Wohnbau, der im Inneren spätgotische Gewölbe aufweist, 1852 durch einen gotisierenden Anbau ergänzt, dessen Stirnseite ebenfalls einen Staffelgiebel besitzt. Unmittelbar neben dem inneren Tor wurde 1530-1552 der "Fähnrichsbau" aufgeführt. Der zur Altstadt hin hoch aufragende Bau verfügt über einen zweigescchossigen Unterbau, über dem sich zwei Fachwerkgeschosse erheben. Baulich interessante Details finden sich am steinernen Unterbau (Reckteckfenster, Schießscharten, Aborterker und Konsolsteine für Ecktürmchen). Im Inneren verdient eine kreuzgratgewölbte Halle von 1552 Beachtung. Für den frühen "Festungsbau" in Oberhessen bedeutsam ist der um 1482 vom landgräflich hessischen Hofbaumeister Hans Jakob von Ettlingen angelegte so genannte "äußere Zwinger". Es handelt sich um eine polygonal um den inneren Zwinger geführte Mauer mit vier halbrunden Schalentürmen und einem zur Stadt hin gelegenen Rondellturm, der als "Hexenturm" bezeichnet wird. Die Befestigungsanlagen weisen querrechteckige Maulscharten auf. Der Zugang zur Kernburg und zum zweiten Tor neben dem "Fähnrichsbau" wird durch eine kleine als "Vorburg" bezeichnete Anlage gesichert. Das Torhaus der Vorburg wird von einem Rundturm flankiert, der Maul- und Schlüssellochscharten aufweist. (J.F.)