EBIDAT - Die Burgendatenbank

Eine Initiative der Deutschen Burgenvereinigung Menu

Zellhausen, Burg bei der Zellkirche

Geschichte:

Die Kirche der Wüstung Zell ("Cella") taucht 1344 in der archivalischen Überlieferung auf. Die zugehörige Siedlung ist urkundlich nicht eindeutig belegbar. Eine Sagenüberlieferung siedelt auf der Wüstung ein von Einhard und Imma gegründetes Kloster an. Die Kirche war St. Georg geweiht, zudem bestanden Nebenaltäre, die in späterer Zeit vom Grafen von Hanau als Patronatsherrn an den Altaristen der Babenhäuser Burgkapelle vergeben wurden. Ob sich darin ältere Beziehungen zwischen beiden Orten verbergen, ist momentan nicht zu entscheiden. 1820 wurde die Kirche abgebrochen, wobei römische Spolien zutage kamen.
1953 konnte der Dreieicher Archäologe und Heimatforscher Karl Nahrgang auf dem Gelände der nicht mehr sichtbaren Kirche Reste einer etwa 10000 bis 12000 Quadratmeter großen Befestigungsanlage nachweisen, die er für karolingisch hielt und die archivalisch nicht nachweisbar ist. Ab 2008 erfolgten nach vorheriger Prospektion neue Ausgrabungen durch die Untere Denkmalbehörde des Landkreises Offenbach mit teilweise spektakulären Ergebnissen, die 2016 noch nicht abgeschlossen waren. (Thomas Steinmetz)

Bauentwicklung:

Bereits Karl Nahrgang als erster Ausgräber hatte erkannt, dass die Befestigung aus einer Ringmauer mit vorgelegtem Graben bestand und mindestens zweiperiodig war. Seine Datierung der älteren Periode als karolingisch wurde durch die neueren Grabungen bestätigt. Die ebenfalls bereits von Nahrgang erkannte jüngere Periode, die über einen tieferen Graben verfügte, konnte durch mehrere Eichenpfähle aus dem Bereich des Grabens dendrochronologisch datiert werden. Die Fälldaten streuen von 926 bis 937 +/- 10 Jahre und sind so zahlreich, dass die sich daraus ergebende Datierung der Befestigungsanlage zweifelsfrei ist. Diese wurde folglich von den Ausgräber/innen mit den Ungarneinfällen in Verbindung gebracht. Es liegt demzufolge hier ein Beispiel für eine "Heinrichsburg" vor. Die teilweise hochwertigen Funde (Pingsdorfer Keramik, Glasgefäße) lassen andererseits auf sozial hochstehende Nutzer dieser Burg schließen, die somit nicht als reine Fliehburg verstanden werden kann. Nach dem Nutzungsende der Burg bestand die namensgebende "Zellkirche" noch für Jahrhunderte fort. (Thomas Steinmetz)

Baubeschreibung:

Die Burgstelle ist ein reines Bodendenkmal und oberirdisch nicht sichtbar. Auch von der mittelalterlichen Kirche sind keine Überreste sichtbar. (Thomas Steinmetz)

Arch-Untersuchung/Funde:

Zahlreiche und teilweise hochwertige Funde, Pingsdorfer Keramik, Pferdezubehör, Bruchstücke von mittelalterlichen Glasgefäßen. Aufgrund des Fortganges der Grabungen steht die Endbearbeitung der Funde noch aus.