EBIDAT - Die Burgendatenbank

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Winsen

Geschichte:

Die Errichtung einer Burg in Winsen an der Luhe wird für die Jahre nach der Schlacht bei Bornhöved gegen König Waldemar II. von Dänemark im Jahr 1227 angenommen. Sie sollte zur Sicherung des Fürstentums Lüneburg nach Norden dienen. Ihre erste urkundliche Erwähnung stammt aus dem Jahre 1299, als Herzog Otto der Strenge von Braunschweig-Lüneburg hier urkundete. Die Burg blieb ein häufiger Aufenthaltsort der Herzöge von Braunschweig-Lüneburg. Im Lüneburger Erbfolgekrieg wird die Großvogtei Lüneburg 1371 nach Winsen verlegt. Die so entstandene Großvogtei Winsen, bzw. ab 1503 Amt Winsen, verwaltete die welfischen Güter im Nordteil des Fürstentums Lüneburg. Nach dem Krieg wird die Burg bis 1523 immer wieder verpfändet, so an die Städte Lüneburg, Hamburg und Lübeck sowie den Kurfürsten von Sachsen. Von 1592 bis 1617 war das mittlerweile baufällige Schloss Witwensitz der Herzogin Dorothea von Lüneburg. Im 30jährigen Krieg sind die Befestigungen verstärkt worden. Nach dem 30jährigen Krieg wurde das Schloss zum Amtshaus umgewandelt. Seit 1852 beherbergt das Schloss das Amtsgericht und andere Verwaltungsbehörden. (Stefan Eismann)

Bauentwicklung:

Unter Herzog Otto dem Strengen - etwa ab 1318 oder wenig später - beginnt ein gründlicher Ausbau der Anlage, der erst im Jahre 1329 abgeschlossen wurde. Unter anderem ließ der Herzog einen Ofen in seine Kammer einbauen und einen Fußboden aus Estrichfließen legen. Die anhand der Backsteinchronologie erstellten Phasen des bestehenden Baus lassen sich mit diesen historischen Nachrichten nicht in Übereinstimmung bringen. Die erste erkannte Bauphase stammt demnach aus dem ausgehenden 14. Jh., ein Deckenbalken aus dem Turm kann dendrochronologisch in das Jahr 1382 datiert werden. Im Nordflügel stammen der östliche Teil und ein Keller am Westende aus der Zeit um 1500. In der Mitte des 16. Jhs. ist die Burg zum wahrscheinlich vierflügeligen Renaissanceschloss umgebaut worden, zwei Dendrodatierungen ergaben das Jahr 1554. Unter Herzogin Dorothea von Lüneburg wurde in den Jahren um 1600 die Vorderfront und das Innere umgebaut. 1637 wurden Teile des Festungswerkes um das Schloss abgetragen. Im frühen 18. Jh. (Dendrodatum 1702) erhielt das Schloss durch den Abbruch des Westflügels seine heutige Gestalt. Zudem wurden die 1407 erstmals erwähnte Vorburg, das Pforthaus und die Zugbrücke abgerissen und an ihrer Stelle ein Damm aufgeschüttet. Im 20. Jh. folgten weitere umfangreiche Umbaumaßnahmen. (Stefan Eismann)

Baubeschreibung:

Die Burg war von zwei Gräben und einem Wall geschützt. Ein dritter Graben soll den ganzen Schlossbezirk mit Vorburg eingefasst haben.
Die Findlingsfundamente der Burg saßen auf Holzpfählen und einem hölzernen Rahmenwerk. Das aufgehende Mauerwerk ist mit der Ausnahme eines Fachwerkabschnitts der Hoffassade des Nordflügels in Backstein ausgeführt. Nach den Bauuntersuchungen bestand die ursprüngliche Burg neben dem noch heute vorhandenen Turm im Osten aus weiteren turmartigen Gebäuden an den Westenden von Nord- und Südflügel und einem Rechteckbau in der Nordostecke. Der Turm im Nordwesten war wahrscheinlich ursprünglich rund. Die erste Toreinfahrt befand sich unmittelbar nördlich des heutigen Turmes. In der Renaissance erfolgte ein Umbau zum vierflügeligen Schloss.
Das heutige Schloss hat die Form eines dreigeschossigen, nach Westen offenen Dreiflügelbaus aus Backstein. Im Norden und Süden befindet sich jeweils als Rest des ehemaligen Wassergrabens ein Teich. Der wesentlich größere Teich auf der Südseite ist erst im 20. Jh. so stark verbreitert worden. Der Bereich zwischen der Luhe und den Teichen ist künstlich erhöht. Die Zuwegungen zum Schloss im Westen und Osten führen heute über mächtige Erddämme. (Stefan Eismann)

Arch-Untersuchung/Funde:

1962 stieß man bei Kanalisationsarbeiten auf die Grundmauern der einstigen Vorburg.
1988, 1995, 1997 Freilegung von Fundamentausschnitten.
Baubeobachtungen 1999, 2000, 2009.