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Katzenelnbogen

Geschichte:

Die Burg Katzenelnbogen war Stammsitz und Mittelpunkt der gleichnamigen Grafschaft, die, vielleicht ausgehend vom Eigenbesitz im Raum Singhofen und Egenroth und unterstützt durch enge Beziehungen zum Kloster Siegburg, in rasantem sozialen Aufstieg bald zu einer der bedeutendsten Territorien am Mittelrhein wurde. Die 1102 erstmals unter Heinrich I. von Katzenelnbogen erwähnte Burg wurde wohl um 1095 auf dem ehemaligen Grund und Boden des Klosters Bleidenstadt, den die Katzenelnboger als Lehen erhalten hatten, mitten im Einrichgau vielleicht schon von Diether dem Älteren, dem Stammvater des Geschlechtes, erbaut. 1138 wird Heinrich II. von Katzenelnbogen, ein Halbbruder des Pfalzgrafen Hermann von Stahleck, der wiederum mit dem staufischen Königshaus durch Heirat eng verwandt war, in den Grafenstand erhoben. Zugleich kam Hermann II. selbst durch Heirat in den Besitz der Grafschaft im Kraichgau südlich des Neckars. Es folgt ein rascher Aufstieg der Familie in weltliche und geistliche Positionen. 1160 erwarben sie erhebliche Teile im Einrichgau aus dem Erbe der Arnsteiner (siehe dort) Grafen. Ab 1190 erhielten die Grafen von Katzenelnbogen die Schirmvogtei über das Prümer Chorherrenstift in St. Goar sowie die Lehnsherrschaft über die Stadt mitsamt der lukrativen Zollstätte. Nach 1190 wurde die Herrschaft zügig ausgebaut, es kam zur Errichtung mehrerer wichtiger und auch kulturhistorisch bedeutsamer Burgen, die das Territorium nach innen festigen bzw. an seinen Grenzen sichern sollten. So wurde im 13. Jh. im aufgrund des Rheinzolls besonders wichtigen St. Goar die Burg Rheinfels erbaut, die bald die Hauptresidenz werden sollte. Aber auch die Burgen Hohenstein/Taunus (um 1190), Reichenberg (ab 1319, siehe dort) und Schwalbach (1368-71, siehe dort) wurden Residenzorte der Katzenelnboger, während Neukatzenelnbogen (um 1371, siehe dort) zur weiteren Sicherung der Besitzungen am Mittelrhein diente. Auch hatten sie seit Anfang des 13. Jhs. erhebliche Besitzungen südlich des Mains im Raum Darmstadt und im Odenwald (Obergrafschaft) inne. Um 1260 spalteten sich die Katzenelnboger anlässlich einer Erbteilung in eine ältere (Diether V.) und jüngere (Eberhardt I.) Linie. 1312 erhielten sie das Stadtrecht für den Ort Katzenelnbogen, der 1326-1350 mitsamt der Burg nassauisch, dann wieder katzenelnbogisch wurde. Nach dem Aussterben der Grafen von Katzenelnbogen im Jahre 1479 kamen Ort und Burg zusammen mit den größten Teilen der ehemaligen Grafschaft K. an Hessen. Nachdem die Burg 1540 abgebrannt war, wurden 1584 und 1613 Neubauten errichtet, die das Erscheinungsbild der alten Stammburg erheblich verunklarten. (Reinhard Friedrich)

Bauentwicklung:

Eine bauhistorische Untersuchung der weiträumigen Stammburg der Grafen von Katzenelnbogen steht noch aus. Ob die noch erhaltenen Reste (Ringmauer und Torturm) in das 11. Jh. datieren, ist fraglich. Sie sind vermutlich als Resultat einer Umbaumaßnahme anzusehen. 1540 wurden Teile der Burg durch einen Brand zerstört. An der Stelle älterer Vorgängerbauten entstanden nach 1540 Neubauten. Der gotische Torturm der Burg erhielt 1861 einen Dachreiter für die Uhr und Feuerglocke. Die Schlosskapelle wurde 1794 niedergelegt. Ein noch erhaltenes dreigeschossiges Wohngebäude von 1584 wurde 1779 umgestaltet und dient heute als Gastronomiebetrieb. (Jens Friedhoff)

Baubeschreibung:

Das im Wesentlichen rechteckig-polygonale Burgareal (ca. 50 x 100 m) liegt auf einem Felsplateau, das von einer Ringmauer umschlossen wird. Die früher bebaute Innenfläche ist heute frei, da die mittelalterlichen Burgteile bei einem Brand 1540 größtenteils zerstört wurden. Im etwas höher gelegenen östlichen Burgbereich stand einmal die ältere Kernburg, die wohl einen (viereckigen?) Bergfried besaß. Hier befindet sich noch heute der Brunnen. Noch im Spätmittelalter (wohl nach der Wiederinbesitznahme 1350) ist die Burg erweitert worden, indem die westliche Fläche, die vermutlich eine Vorburg trug, in das Burgareal einbezogen wurde. Neben wesentlichen Teilen der Umfassungsmauer hat sich von der mittelalterlichen Anlage nur der spätgotische, rechteckige, zweistöckige Torturm im Westen erhalten. Die heutige Bebauung wurde nach 1584 aufgeführt. So wurde das neue Hauptgebäude (das "Schloss") 1584 in der Südostecke der Anlage als schlichter dreistöckiger Rechteckbau von Hans Enders von der Leyen errichtet. Es hatte ein oberes Geschoss in Fachwerk sowie an einer Ecke einen achteckigen Erker mit Zeltdach und wurde 1779 nochmals umgestaltet. Das ebenfalls nach 1584 errichtete "von Mosbach´sche Haus" und das 1613 erbaute "Landgraf Moritz´sche Haus" sind später wieder zerstört worden. In dem südlichen, leicht von der Burg abgesonderten Bereich stand eine Burgkapelle, die 1794 abgebrochen wurde. Der ehemalige Halsgraben im Osten ist weitgehend verschüttet, auf ihm befindet sich heute der Parkplatz. (Reinhard Friedrich)