EBIDAT - Die Burgendatenbank

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Galgenberg

Geschichte:

Die Burganlage ist archivalisch nicht überliefert. Eine naheliegende Flurstelle, auf der eine frühmittelalterliche Siedlung liegt, trägt den Namen 'de Borg' und auch der Ortsname Sahlenburg könnte auf die Burgstelle verweisen. 1695 wurde die Stelle in Akten des Amtes als 'Sahlenburger Berg' bezeichnet.
In der Literatur wird sie oftmals als Stammsitz der Lappes angeführt und als Vorgänger ihrer Burg Ritzebüttel angesehen. Hierfür gibt es keine gesicherten Belege: die Familie Lappe wird urkundlich nie mit der Burg auf dem Galgenberg in Bezug gesetzt. Allerdings wird aus einem Vertrag mit der Stadt Hamburg 1394 ersichtlich, in dem Wolderich VI. und Alverich IX. für 2000 Mark das Schloss Ritzebüttel und die dazugehörigen Dörfer, nämlich Sahlenburg, Duhnen, Steinmarne, Westerdöse, Osterdöse, Nordwisch, Süderwisch, Stickenbüttel und Ritzebüttel, verpfänden, dass Sahlenburg zum allodialen Besitz der Lappe gehörte. Seine Nennung an erster Stelle wird zudem dahin gedeutet, dass es die älteste Besitzung der Familie sei und die Bezeichnung 'Sahlenburg' auf den Stammsitz der Familie verweise, die dort eine hölzerne Turmburg bewohnte, während sie später in Ritzebüttel eine Steinburg 'Steenborg' errichteten.
(M. Jansen)

Bauentwicklung:

Phase 1: Bronzezeitlicher Mehrperiodengrabhügel von 32-34 m Durchmesser und wohl etwa 4 m Höhe.
Phase 2: Der Grabhügel wird als Basis für eine Turmhügelburg genutzt und auf 6 m aufgeschüttet (siehe dazu Objektbeschreibung).
Phase 3: 1695 wurde die Richtstätte des Amtes Ritzebüttel auf den Galgenberg verlegt, von der er den Namen trägt.
Phase 4: Im 2. Weltkrieg wird in den Hügelkern ein Gefechtsstand bis 2,4 m Tiefe eingetieft; ferner finden sich im Zusammenhang mit der militärischen Nutzung tiefgründige Störungen am Hügelfuß und um den Hügel.
(M. Jansen)

Baubeschreibung:

Ein wohl 4 m hoher bronzezeitlicher Mehrperiodengrabhügel wurde als Basis verwendet. Dieser wurde mit Hilfe von Plaggenlagen auf 6 m Gesamthöhe aufgeschichtet, die durch hölzerne Substruktionen und Steinsetzungen stabilisiert worden.
Das Plateau weist einen Durchmesser von 32 m auf, die Hügelbasis 55 m. Ihr vorgelagert ist ein ehemals etwa 9 m breiter und etwa 3,60 m tiefer Trockengraben, vor dem ein heute mäßig hoher Wall liegt, der stellenweise schon verschliffen ist.
14C-AMS-Datierungen aus den unteren Schichten verweisen einheitlich ins späte 8. bis 10. Jahrhundert. K. Waller fand 1930 eine heute verschollene Ausgusstülle, die er ins 10./11. Jh. datierte. Nach seiner Auswertung der Ausgrabungen von 1843, 1906 und 1930 wurde der Hügel mehrfach aufgeschüttet. Diese Aufhöhungsphasen werden in der Literatur teilweise mit einer Mehrphasigkeit des Hügels gleichgesetzt.
Allgemein ist festzustellen, dass über die Burg auf dem Galgenberg fast nichts bekannt ist. Die älteren Grabungen waren in ihrer Ausführung und Dokumentation zu ungenügend, um klare Aussagen zur Konstruktion des Hügels und seiner Bebauung festzustellen (allerdings lag hierauf auch nicht ihr Augenmerk), die jüngsten Untersuchungen stehen noch am Anfang. Erstaunlich ist das frühe Alter einer (der ersten?) Aufhöhungen des Turmhügels ins Frühmittelalter. Turmhügelburgen bzw. Motten sind eine Burgenform des Hochmittelalters, allgemein datieren sie nicht vor das 11. Jh., in Niedersachsen treten sie nicht vor 1100 auf.
Die frühe Datierung und die Konstruktion der Anlage vom Typ ‚Turmhügelburg/Motte‘ stehen konträr zueinander. Die frühen Datierungen liessen sich vielleicht mit der in unmittelbarer Nähe liegenden frühmittelalterlichen Siedlung (siehe Umfeld) erklären, von der ein Teil auf der Flurstelle ‚De Borg‘ liegt. Geomagnetische Untersuchungen in diesem Bereich haben mehrere mutmaßliche Grabenverläufe aufgedeckt, die eine auffallend rechteckige Struktur aufweisen. Die Siedlung wird anhand der bisherigen Funde und AMS-Datierungen ins späte 8. bis frühe 11. Jahrhundert datiert. Falls Baumaterialien von Häusern etc. der Siedlung für den Bau des Hügels verwendet wurden, würde dies die frühen C14-Datierungen erklären und stände nicht im Widerspruch zur bisherigen Datierung der Typs ‚Turmhügelburg/Motte‘ in Niedersachsen. Allerdings lassen die Vorberichte keine Rückschlüsse auf sekundär verwendete Hölzer zu.
So ist zur Zeit nur auf den Sachverhalt der Datierungen und ihre Ambivalenz zu verweisen. Die Untersuchungen werden fortgesetzt und werden vielleicht noch die Widersprüchlichkeiten auflösen.
(M. Jansen)

Arch-Untersuchung/Funde:

1843: Grabung durch den Physiker Dr. Schultze und Wasserinspektor Kerner. Freilegung eines großen Steinkammergrabes.
1895: Zahlreiche Raubgrabungen durch den Weinhändler Schleyer.
1906: Grabungsschnitt durch den Hügel durch den Direktor des Hamburger Völkerkundemuseums Prof. Dr. Thilenius.
1930: Ausgrabung durch K. Waller.
Die Ausgrabungen 1843, 1906 und 1930 wurden von K. Waller 1938 publiziert.
2013-2016: Grabungsschnitte in der Hügelmitte sowie im Randbereich durch die Stadtarchäologie Cuxhaven und die Universität Leipzig.
(M. Jansen)