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Tannenberg bei Nentershausen

Geschichte:

Die Anfänge der unweit von Nentershausen gelegenen Burg Tannenberg liegen im Dunkeln, In der urkundlichen Überlieferung wird die Anlage erstmals 1360 im Kontext der Lehnsauftragung durch die Herren von Baumbach an die Landgrafen von Hessen erwähnt. Die Belehnung erfolgte mit Zustimmung der Abtei Hersfeld, die wohl ursprünglich über die Lehnshoheit verfügte. Wann die Anlage entstanden ist, lässt sich auf der Grundlage des bisherigen Forschungsstandes nicht mit letzter Sicherheit sagen. In der Literatur wird die Burg gelegentlich als eine Gründung der Herren von Baumbach angesprochen, die sie in den 1340er Jahre erbauten. Bei der 700 m östlich von Tannenberg gelegenen Burg Alt-Tannenberg, die vermutlich im späten 14. Jahrhundert aufgelassen worden ist, könnte es sich um die Vorgängeranlage von Tannenberg handeln. Strategische Bedeutung hatte Tannenberg vor allem durch die Nähe zu der durch den Seulingswald führenden Handelsstraße "Durch die kurzen Hessen". 1371 schlossen die Herren von Baumbach einen Vertrag mit der Stadt Erfurt, in dem die Stadt Geld für die bauliche Unterhaltung der Burg bereitstellte und sich im Gegenzug die Öffnung der Anlage sowie den Schutz des Handelsweges zusichern ließ. Im Spätmittelalter scheint die Burg der Familie als Sitz einer Ganerbschaft gedient zu haben. Zahlreiche Fehden der von Baumbach im 14. und beginnenden 15. Jahrhundert resultierten aus Konflikten mit dem benachbarten Adels sondern auch aus dem Versuchen unabhängig von den Lehnsbeziehungen zu den Landgrafen von Hessen weitgehend unabhängig zu agieren. Ende des 14. Jahrhunderts mussten die von Baumbach schließlich die vor der Burg Tannenberg gelegene Burg Erbestein niederlegen. Wirtschaftlich war die kleine Herrschaft der Herren von Baumbach vor allem durch den in der Gemarkung Nentershausen nachweisbaren Bergbau von Interesse. Die noch im 16. Jahrhundert ausgebaute Burg Tannenberg büßte im 17. Jahrhundert ihre Bedeutung ein, und die Familie bezog ein im Tal errichtetes Herrenhaus. Den Landgrafen von Hessen gelang 1698 und 1739 der Ankauf von großen Teilen der Herrschaft. Folgt man den Angaben des Historikers Georg Landau, so verfügten die von Baumbach zu Nentershausen in den 1830er Jahren lediglich noch über 3/16 der Burg, während der Staat (Hessen-Kassel) 13/16 innehatte. Die in Verfall geratene Burg diente teilweise Bergarbeitern der Kupfer- und Kobaldwerke sowie Landarbeitern, die auf der landgräflichen Domäne tätig waren, als Wohnquartier. 1903 kaufte die Familie von Baumbach die Burg wieder vom Staat zurück und leitete erste Sanierungsmaßnahmen ein. Nach dem Zweiten Weltkrieg beherbergte die Burg zeitweise eine Jugendherberge und in den 1980er Jahren war auf der Burg ein Heimat- und Bergbaumuseum untergebracht. Heute befindet sich die seit einigen Jahren schrittweise sanierte Anlage in der Obhut des "Vereins der Freunde des Tannenberg", die dort eine mittelalterliche Erlebnisgastronomie betreiben. (Jens Friedhoff)

Bauentwicklung:

Die bauliche Entwicklung der Burg bedarf ebenso wie die bewegte Nutzungsgeschichte noch einer eingehenden Untersuchung. Dem spätmittelalterlichen Baubestand der Anlage gehören außer der Ringmauer der Hauptburg Teile der Randbebauung des Hofes sowie die in der Nordostecke der Burg gelegene viergeschossige Kemenate mit dem gewölbten Keller an. 1546 wurde das Gebäude erneuert. Eine westlich der Burg gelegene Anlage musste bereits um 1400 nach einer verlorenen Fehde niedergelegt werden. Jahreszahlen an den Gebäuden, die den engen Hof umstehen verweisen auf Baumaßnahmen des 16. und 17. Jh.. Den Dreißigjährigen Krieg überstand Burg Tannenberg ohne größere Schäden. Der Verfall setzte bereits im 17. Jahrhundert ein. Restaurierungsmaßnahmen erfolgten nach dem Rückkauf der Burg durch den Familienverband von Baumbach zu Beginn des 20. Jahrhunderts sowie ab 1995. (Jens Friedhoff)

Baubeschreibung:

Bei der südöstlich des Ortes Nentershausen gelegenen Burg Tannenberg handelt es sich um eine malerische Baugruppe, die im 14. Jahrhundert auf einem Bergsporn gegründet wurde. Der Zugang zur Burg erfolgt von der Westseite. An der östlichen Angriffsseite hat sich der Halsgraben sowie die sich darüber auf einem Felsen aufbauende äußere Ringmauer mit einem Flankenturm erhalten. Den engen Burghof säumen verschiedene mehrgeschossige Gebäude, zu denen u. a. links des Eingangs die Ruine eines Steinhauses mit gewölbtem Keller gehört. Es schließt sich ein weiterer viergeschossiger Bau mit Erker an der Feldseite an. An der Südostecke erhebt sich eine mächtige, über rechteckigem Grundriss aufgeführte ehmals fünf- jetzt viergeschossige Kemenate, die im Kern der spätmittelalterlichen Gründungsanlage angehört und im 16. Jahrhundert erneuert wurde. An der östlichen Schmalseite des Obergeschosses befindet sich ein polygonaler Kapellenerker, der gotische Architekturformen aufweist und durch sein fünfteiliges Rippengewölbe beeindruckt. Der Wasserversorgung diente eine am Ostrand des Hofes befindliche Zisterne. Südlich unterhalb der Burg liegt ein ruinöses steinernes Vorburggebäude (bez. 1550). (Jens Friedhoff)