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Herzogenstein

Geschichte:

Seit dem Erwerb von Burg und Stadt Kaub sowie den Dörfern Weisel, Nieder- und Oberdörscheid im Jahre 1277 hatte die Pfalzgrafschaft auch rechtsrheinischen Besitz am Mittelrhein. Diesen galt es abzusichern. Daher plante bald nach der Mitte des 14. Jhs. Pfalzgraf Ruprecht I. den Bau einer Burg auf einer "Roßstein" genannten Felsgruppe am Rhein nordwestlich von Dörscheid. Sie lag unmittelbar am Urbachtal, das die Grenze zum Territorium der Katzenelnboger bildete. Baubeginn der "Herzogenstein" bzw. "Rhineck" genannten Anlage war wohl im Jahr 1359. Jedoch erhob die schräg gegenüber auf der anderen Rheinseite gelegene Stadt (Ober)-Wesel in Verbindung mit dem Trierer Erzbischof Boemund II. Einspruch, da man wohl fürchtete, dass auch hier eine Zollstelle ähnlich der Kauber eingerichtet werden sollte, so dass Oberwesel ganz vom Rheinverkehr abgeschnitten werden konnte. Am 6. 1. 1360 wird der Bau vertraglich unterbrochen. Dessen ungeachtet, plante Pfalzgraf Ruprecht offenbar eine Fortsetzung der Arbeiten, denn am 22. 2. 1360 ernennt er Giselbert Brömser von Rüdesheim, am 27. 5. 1360 Ritter Johann vom Stein bei Nassau als Burgmannen auf der neuen Veste Herzogenstein. Im Laufe des Sommers 1360 kam es anscheinend zur (bewaffneten?) Auseinandersetzung mit Wesel um den Bauplatz, da der Bau offenbar fortgesetzt worden war. Schließlich vermittelte Kaiser Karl IV. und bewog den Pfalzgrafen wohl zur Einstellung seiner Bauabsichten. Zwar wird am 11. 10. 1360 noch Friedrich vom Stein zum Burgmann gemacht, der, falls "die Burg abginge", zu Kaub Burgmann werden solle, wo er 1364 auch tatsächlich genannt wird. Im Burgfrieden vom 14. 8. 1361, in dem die rechtsrheinischen pfalzgräflichen Landesburgen aufgezählt werden, sind Kaub, Pfalzgrafenstein und Sauerburg genannt, Herzogenstein hingegen nicht mehr, so dass die unfertige Burganlage offenbar aufgegeben worden war. (Reinhard Friedrich)

Bauentwicklung:

Baubeginn wohl 1359, am 6. 1. 1360 wird der Bau vertraglich unterbrochen, wohl im Lauf des Sommers 1360 mit Wesel umkämpft und aufgegeben; im Burgfrieden vom 14. 8. 1361 werden die rechtsrheinischen pfalzgräflichen Landesburgen Kaub, Pfalzgrafenstein und Sauerburg genannt, Herzogenstein hingegen nicht, war demnach wohl abgegangen. (Reinhard Friedrich)

Baubeschreibung:

Zwar haben sich von der Burg Herzogenstein nur wenige Mauerreste erhalten, dennoch ist sie interessant, da hier der Bau einer geplanten, aber niemals fertiggestellten Rheinburg zu beobachten ist. Mit Unterbrechungen wurden an ihr maximal 2 Jahre gebaut (von 1359-61). Ein auf einem Sporn direkt am Rhein gelegenes Plateau von ca. 50 x 200 m bot ausreichend Platz für eine umfangreiche Burganlage. Dennoch steht nur ein ca. 5 m hoher Hügel am Zugangsbereich zum Plateau, bei dem es sich um die Reste eines viereckigen Steingebäudes handelt (Innenmaße: ca. 9,30-10,0 m Seitenlänge). Anfang des 20. Jhs. soll noch ein halbrunder Turmrest zu sehen gewesen sein. Ferner findet sich noch eine Eintiefung wenig nördlich des Turmrestes, möglicherweise der Rest eines Kellers. Ein den Sporn abriegelnder Halsgraben, den man zur Absicherung des unfertigen Burgplatzes und als Lieferant für Baumaterial erwarten würde, ist nicht zu erkennen. Möglicherweise ist aber das gesamte Sporngelände planiert worden, wobei Bruchsteinmaterial angefallen sein dürfte. (Reinhard Friedrich)