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Werfenstein

Geschichte:

Die kleine Burg wurde wohl Anfang des 13. Jhs. im Auftrag der Grafen Clam-Velburg errichtet. 1217 dürfte sie durch einen Erbvertrag an die Babenberger gefallen sein, unter denen sie 1234 erstmals urkundlich fassbar wird. Sie wird durch landesfürstliche Burggrafen verwaltet, so 1272 durch Wickardus de Wervenstein. Kaiser Rudolf übergibt die Burg Konrad von Sommerau, 1296 wird diese jedoch im Zuge der Niederschlagung des Adelsaufstandes gegen Albrecht I. erobert und den Sommerauern entzogen. Ab 1314 ist die Burg fast ständig verpfändet. 1354 erteilt Herzog Albrecht II. den Auftrag, 100 Pfd. für den Bau der Burg aufzuwenden. 1461 fällt die Burg an Sigismund von Tirol, der sie ebenfalls durch Pfleger verwalten lässt. Nach 1490 fällt die Herrschaft an die Prüschenk, die sie mit Greinburg vereinigen, weswegen Werfenstein dem Verfall preisgegeben wird. 1531 zeichnet Wolf Huber die Burg bereits ohne Dächer.
1876 fällt die Ruine an Julius Vanne, 1907 erwirbt sie "Jörg" Lanz von Liebenfels und ernennt sie zum "Erzpriorat" des von ihm gegründeten Neutempler-Ordens, der als Grundlage für mehrere nationalsozialistische Ideen dienen sollte. 1945 völlig ausgeplündert erwirbt 1963 Hannes Kopf die Ruine und baut sie zum modernen Wohnsitz aus.
(P.S.)

Bauentwicklung:

Von der Gründungsanlage des 13. Jhs. haben sich nach derzeitigem Kenntnisstand keine obertägigen Reste erhalten. Die mehrphasigen Ausbauten des 14. Jhs. mit mantelmauerartigem Bering und Bergfried könnten mit den 1354 von Hg. Albrecht II. in Auftrag gegebenen Ausbauten in Verbindung zu bringen sein. Weitere Baureste des 15. Jhs. können keiner Besitzerfamilie gesichert zugeschrieben werden.

Baubeschreibung:

Die oval-polygonale Kernanlage am Felskopf folgt im Grundriss den Felskanten, um mit einer maximalen Ausdehnung von 55 m den beschränkten Platz optimal zu nutzen. Aufgrund zahlreicher Ausbesserungen, die wohl auf Teilabstürze zurückzuführen sind, zeigt das weitgehend frei einsehbare Mauerwerk unterschiedliche Qualitäten und Zeitstellungen. Als älteste Phase lässt sich ein homogener Bering mit 1,4 m Stärke ablesen. Zum ansteigenden Hang springt ein Bergfried mit Seitenlängen um 7 m und Mauerstärken um 2 m vor, sodass ein schmales Flankentor ermöglicht wurde. Nach Piper gab es um 1904 durch offene Baufugen noch eindeutige Hinweise, dass der Turm erst sekundär innen eingestellt wurde und die Ringmauer zuvor einen offenen Torhaken gebildet hat. Tatsächlich zeigt der westliche Beringanschluss bis in beträchtliche Höhe Verzahnungen, somit lässt sich gemeinsam mit dem besser erhaltenen Ostbering hangseitig eine hohe, schildartige Mantelmauer rekonstruieren, in deren Mitte sekundär der wenig höhere Bergfried aufgesetzt wurde. Den oberen Abschluss bildete ein umlaufender Holzgang, von dem sich Balkenlöcher erhalten haben. Das Mauerwerk besteht aus kleinteiligem Bruchstein in ausgeprägten Ausgleichslagen mit Abständen bis zu 80 cm, die Ecken werden durch großformatige, sorgfältig zugerichtete Quader verstärkt. Kunsthistorisch datierbare Details fehlen, dennoch lässt die Mauerstruktur eine Einordnung ins 14. Jahrhundert zu. Möglicherweise sind dies jene Teile, für die 1354 vom Herzog 100 Pfd. zum Bau ausgegeben wurden.
Ins 15. Jahrhundert datieren großflächige Erneuerungen, deren kleinteilige Mauerstrukturen bereits mit starkem Anteil von Ziegelsplitt ausgeführt sind. In diese Zeit ist wohl auch die Anlage der Vorburg zu datieren, von der sich nur geringe, stark restaurierte Mauerzüge sowie Reste eines Wirtschaftsbaues erhalten haben. Zudem gab es in unbestimmter Zeit an der Kernburg einen kleinen Anbau, der heute nur durch Türen und Putzabdrücke fassbar ist.
Mit dem Einbau eines Wohnbaus nach 1963 verschwanden wesentliche Spuren zur Rekonstruktion der inneren Bebauung.
(P.S.)