EBIDAT - Die Burgendatenbank

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Ennsegg

Geschichte:

Oberhalb der weitläufigen Ruinen der römischen Grenzstadt Lauriacum wurde offenbar um 900 zum Schutz gegen die Ungarn eine Reichsburg errichtet. 901 übergab König Ludwig IV. diese Anesapurch an das Passauer Bistum, als dessen Lehen sie vor 1164 an die steirischen Otakare gelangte. 1186 wurde hier "in monte sancti Georgii apud Anesim forum" der berühmte Georgenberger Vertrag geschlossen, dessen Erbfolgeregelung zwischen Steiermark und Österreich bereits 1192 zu Gunsten der Babenberger eintrat. Der unterhalb gelegene Ort wurde sogleich auf den Hügel verlegt und als planmäßig ausgesteckte Siedlung mit bis heute beinahe vollständig erhaltener Befestigung 1212 mit dem Stadtrecht privilegiert.
An einem auffälligen Spornplateau nördlich außerhalb der Stadt wird die älteste Wallburg des Georgenberges vermutet. Grabungen erbrachten Grundmauern der um 1600 abgetragenen Burgkapelle St. Georg. Das heutige, die anschließende Stadtecke beherrschende Stadtschloss dürfte demnach erst um 1200 gemeinsam mit der Stadtanlage entstanden sein. Durch landesfürstliche Pfleger verwaltet, gibt es für die Frühzeit auffallend wenige Urkunden zur Herrschaft. Um 1309 verpfändeten die Habsburger die Burg an ihre Parteigänger, die Wallseer, von 1346 bis 1406 wurde sie von den Capellern verwaltet. 1477 war der Salzburger Erzbischof Johann Beckenschlager Pfandinhaber.
1483 befahl Kaiser Friedrich III. dem Richter und dem Rat der Stadt, ein neues Schloss zu bauen, das er 1491 Vinzenz Oberhaimer als Pflegschaft samt Landgericht übergab. Die bald darauf weitgehend verbauten Reste dieses kurzfristigen Schlosses finden sich in der Häusergruppe Ennsberg 1 und Wienerstraße 9-13.
Parallel wurde offenbar das ältere Schloss weiter geführt. 1565 erlaubte Kaiser Maximilian II. seinem Rat und Burgvogt zu Enns, Georg Gienger, entweder das Schloss zu erneuern, oder ein neues zu bauen. Gienger entschied sich, den alten Bau weitgehend abzutragen und einen neuen zu errichten. Um 1600 besaßen die Ungnad das Schloss, 1623 folgte Otto Josef v. Kirchberg, 1646 die Gf. von Weissenwolf, 1722 und 1744 die Fürsten Trautson sowie Auersperg. 1881 wurde die Burgvogtei Enns aufgelöst, in der Folge kam der Besitz an die Gfn. Fürstenberg und 1928 an die Gfn. Walderdorf.
(P.S.)

Bauentwicklung:

Von der mit der Stadtgründung um 1200 indirekt erschließbaren mittelalterlichen Burg sind keine obertägigen Baureste erhalten. Das Schloss erhielt seine heutige Gestalt 1569/70 unter Burgvogt Georg Gienger mit Auftrag K. Maximilian II.

Baubeschreibung:

Der älteste Standort hochmittelalterlicher Wehranlagen auf dem Georgenberg wurde bisher nicht gefunden. Auf einem isolierten Rundplateau am nordöstlichen Bergsporn fand man bei Ausgrabungen Fundamente und Architekturteile einer großen Kirche, die nach urkundlichen Baudaten wohl im 15. Jh. errichtet worden war, darunter traten Holzgebäudereste des Frühmittelalters zu Tage. Die heutige hausbergartige Geländeform dürfte erst aus der Romantik datieren.
Etwa 150 m entfernt liegt die um 1200 erbaute Altstadt von Enns, in deren nordöstlicher Ecke das heutige Stadtschloss liegt. Es verdankt sein Aussehen einem weit gehenden Neubau aus 1569/70. Da jegliche Hinweise auf eine isolierte hochmittelalterliche Stadtburg fehlen, scheint fraglich, ob es diese bereits zu Beginn gegeben hat. Auch in vergleichbaren regionalen Stadtgründungen der Zeit um 1200 fehlen entsprechende Burgen, somit ist eher von einem kaum befestigten Verwaltungssitz auszugehen. Relativ gut ist jedoch die Stadtmauer erhalten. Sie läuft nördlich als gerade Mauer bis zur östlichen felsigen Plateaukante, wo sie – im Schlossgrundriss gut ablesbar – einen Knick macht und der Topographie folgend gerade nach Süden läuft. Die Nordecke des Schlosses wird vom hohen Schlossturm dominiert, der trotz starker neuzeitlicher Überformung noch als primärer Stadtmauerturm zu erkennen ist. An der Stadtbefestigung haben sich weitere Türme ohne Überformung erhalten. Sie zeigen ostentativ eingesetzte Buckelquader, ähnliches ist wohl auch für diesen Turm zu rekonstruieren. Ein Vischerstich von 1674 weist im östlichen Eckbereich der Stadt durch Quaderkanten auf einen weiteren Turm, demnach könnte die mittelalterliche Anlage zumindest zwei Ecktürme gehabt haben. Das ursprüngliche Kernareal dürfte somit ein trapezförmiges Areal von etwa 60 x 80 m belegt haben. Das Mauerwerk ist außen im Sockel gut einsehbar, es zeigt wohl weitgehend aus römischen Ruinen spolierte quaderhafte Blöcke in konsequenten Einzellagen und wurde kaum fundamentiert, weshalb man heute nach Erosion des Grabens teilweise unter die ersten Lagen blicken kann. Diese unüblich sparsame Bauweise mag auf die statisch ausreichende Mauerbreite zurückzuführen sein, scheint jedoch belagerungstechnisch sehr bedenklich und überregional äußerst selten.
Nach dem urkundlich fassbaren Verfall der Anlage wurde um 1569 ein weitgehender Neubau angelegt. Nach Nordosten entstand eine über 100 m lange Schaufront, die durch einen zentralen Torbau akzentuiert wurde. Tiefe Substruktionen ermöglichten nach Osten einen weit vorgerückten, dreiflügeligen Hof mit hoher Schauterrasse über das Donautal. Ein zentraler, hoher Kastenbau mit angeschlossenem Zwiebelturm und dreigeschossigem Arkadengang könnte zu einer ersten Baustufe gehören. Zur Stadt wurde ein weiterer Hof durch einen auffällig tiefen Graben sowie eine nur nach innen reich gegliederte hohe Sichtschutzmauer abgetrennt. Ein kleiner westlicher Hof ist wohl als Wirtschaftsbereich zu rekonstruieren. Im 17. Jahrhundert wurde der große Hof durch eine homogene Arkadengliederung aufgewertet und im Nordturm die Schlosskapelle als 8-seitiger Zentralbau eingerichtet. Im 18. Jahrhundert erhielten die Fassaden und zahlreiche Räume ihre reiche Rokokoausgestaltungen. Um 1840 datieren die Portalanlagen zur Stadt und zum Schlosspark, der im englischen Stil neu angelegt wurde.
(P.S.)

Arch-Untersuchung/Funde:

Grabungen am Georgenberg: Höhensiedlung des 7. Jhs.