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Rannariedl

Geschichte:

Der Turm von "Rannarigl" wird 1268 erstmals im Besitz der Herren von Falkenstein genannt. Sie bedrohten von hier aus mehrfach den Donauverkehr, weshalb sie 1281 Gutmachung leisten mussten. 1301 wurde die Burg an Passau verpfändet und von Burggrafen verwaltet. 1357/59 wurden ein oberes sowie ein unteres Haus "da der Turm liegt" an Passau verkauft. Aufgrund von Geldmangel musste die Herrschaft jedoch sogleich bis 1384 an die Schaunberger verpfändet werden. In der Hussitengefahr des frühen 15. Jahrhunderts wurde Rannariedl im Auftrag des Herzogs von Reinprecht v. Polheim besetzt, dem 1431 offiziell das Lehen übertragen wurde. 1454 wieder zurück gegeben, wurde die Herrschaft 1490 den Prüschenk überlassen, es folgten als Besitzer Kg. Maximilian I. und Herzog Georg von Bayern. Nach dem Abtreten an den Landesfürsten wurde die Burg meist verpachtet, erst 1581 kaufte sie Hans Gf. Khevenhüller. 1590 kam sie an Heinrich Salburger. Im 2. Bauernkrieg 1595 wurde Rannariedl von den Bauern besetzt und geplündert, 1725 erwarb sie Gottfried Gf. Clam. 1765 kaufte das Bistum Passau den Besitz, nach der Säkularisierung 1803 verkaufte die kaiserliche Hofkammer an Maria Anna Prunner, es folgten rasche Besitzerwechsel. 1985 verursachte ein Blitzeinschlag größere Schäden.
(P.S.)

Bauentwicklung:

Mangels Zugänglichkeit und durch starke neuzeitliche Überprägung sind keine gesicherten Aussagen zur mittelalterlichen Baugeschichte zu treffen. Der frühneuzeitliche Umbau zum Burg-Schloss dürfte den bauhistorischen Details nach mehrphasig sein, wobei eine Ausbaustufe durch Kriegsschäden von 1595 bedingt war. Gesicherte Zuweisungen zu Besitzerfamilien sind nach derzeitigem Wissensstand nicht möglich.

Baubeschreibung:

Da sämtliche Kernbereiche durch flächigen Verputz bedeckt sind, kann sich eine Bauanalyse nur auf den Grundriss und wenige Baudetails beziehen. Demnach zeichnet sich als Erstbauphase ein geräumiges, durch 1.7 m starke Mauern umkränztes Längsrechteck ab. Die schmale Halsgrabenfront erreicht mit ihrer Stärke Schildmauercharakter. Direkt dahinter ist in der NW-Ecke freistehend der runde Bergfried situiert, der noch heute das Ensemble überragt. Er ist erst ab dem 2. Geschoß (einst wohl vom angrenzenden Wehrgang) begehbar und zeigt wenige, schmale Lichtscharten. Der älteste Palas ist an der gegenüber liegenden O-Schmalseite zu vermuten, wo ein großer einheitlicher Baukörper um 1600 völlig umgestaltet wurde. Auch die ursprüngliche Torsituation scheint unklar, während der heutige Eingang im N liegt, deutet ein zentrales, spätgotisches Portal im S auf einen einst hier gelegenen Zugang. Da keinerlei datierbare Elemente vorliegen, kann dieser einheitliche Bau nur aufgrund des charakteristischen Bautyps und der Erstnennung von 1268 in die Zeit unmittelbar davor gesetzt werden. 1357/59 werden ein oberes sowie ein unteres Haus "da der Turm liegt" sowie eine Scheidemauer und ein Vorhof urkundlich genannt. Neben dem Palas dürfte somit spätestens im 14. Jh. beim Bergfried ein zweiter Wohnbau bestanden haben, von dem im W-Trakt vielleicht Teile erhalten sind. Den Grund für diesen Einbau könnte eine teilweise Verpfändung der Burg 1301 geliefert haben.
Als mittelalterlich ist weiters ein polygonal um die Kernanlage laufender, heute weitgehend überbauter Zwinger zu vermuten. Er folgt den Ringmauern in knappem Abstand und könnte bereits zur Erstphase gehört haben.
Anhand kunsthistorischer Details zeichnet sich im frühen 16. Jh. ein weitgehender Ausbau zum wehrhaften Schloss ab. Im Hof entstanden die zwei langen Seitenflügel, die Ringmauern wurden durch krönende Schlüssellochscharten mit Kreuzbalken akzentuiert.
Aus dem späten 16. Jh. stammt ein weiterer äußerer Mauerring, der durch polygonale bzw. einen halbrunden Geschütztürme flankiert wurde. Wohl kontinuierlich wurde im frühen 17. Jh. weitergebaut. Aus dieser Zeit stammt im Vorfeld, jenseits des mächtigen Halsgrabens, eine isolierte Geschützstellung, die aus einem ausladenden hufeisenförmigen Kanonenrondell mit großformatigem Netzmauerwerk besteht. Das Kernschloss wurde zum vierflügeligen Renaissancepalast mit zentralem Arkadenhof ausgebaut, wobei im W über dem Zwinger ein großer Quertrakt entstand, während man im SO eine große Schlosskapelle anstellte, die gleich dem W-Palas durch elegante Biforien akzentuiert wurde.
Im 18. und 19. Jh. wurden im Vorbereich Wirtschaftstrakte und eine Schule angelegt, die heute als Privatwohnungen dienen.
(P.S.)