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Wesen

Geschichte:

1116 taucht erstmals ein Mangold I. von Wesen auf, der als angesehener Passauer Ministeriale größeren Besitz erwirbt. Seine Söhne Marquard I. und Richker II. nehmen in Urkunden des Passauer Bischofs bald den ersten Rang ein, Richker III. bekleidet 1204 das Amt des Schenken. Sein Bruder Friedrich gründet 1196 eine eigenständige Linie mit dem neuen Stammsitz Wesenberg (Niederwesen?). 1209 bis 1252 ist Hademar I. nachweisbar, er avanciert zum obersten Passauer Hofbeamten. Nach seinem Tod übernimmt Passau kurzfristig die Burg und gibt sie an Wesener Ministeriale zur Hut. Bereits ab 1170 finden sich weitere Adelige mit dem Prädikat von Wesen, es dürfte sich um untergeordnete Dienstmannen bzw. Burggrafen handeln. Erst unter den Habsburgern übernehmen die Wesen wieder ihren Besitz. Sie nehmen am Adelsaufstand gegen Herzog Albrecht von Österreich teil, unterwerfen sich aber 1294, wobei sie "den Turm zu Wesen" abgeben müssen. 1300 wird der Besitz geteilt, wobei der Turm als vor der Burg liegend lokalisiert wird. Nach dem Aussterben der Familie 1322 fallen "meine peiden Haevser daz Wesen, daz nider und daz ober" zuerst an Waldeck und schließlich an Passau. Die Herrschaft wird nun entweder verpfändet oder von Pflegern verwaltet. 1447 kauft Kaspar Albrechtsheimer den Besitz, nach dem Aussterben der Familie 1533 kommt er an Achaz v. Hohenfeld und nach konfessionellen Differenzen wieder an Passau. Ab 1540 wird die Herrschaft von Marsbach aus verwaltet, die Burgen verfallen. Nach der Säkularisierung wird die Verwaltungseinheit zerschlagen und öffentlich versteigert. 1960 wird die Ruine Oberwesen als Ferienwohnsitz teilweise wieder aufgebaut. Der Burgstall der Ruine Wesenberg an der Mündung des Kesselbachs ist bis auf geringe Mauerreste zerfallen. Gegenüber deuten Mauerfundamente auf einen weiteren ehemaligen Sitz.
Der wohl nachmittelalterliche Sitz Niederwesen im Dorf ist nach einem Brand 1890 stark erneuert, zeigt aber noch Bauelemente des 17. Jahrhunderts. Er ist heute in die Gebäude einer ehemaligen Brauerei integriert.
(P.S.)

Bauentwicklung:

Die ältesten Teile der seit dem frühen 12. Jh. urkundlich erschließbaren Burg von Wesen stammen aus der 1. H. d. 13. Jhs. und gehören zu einem Festen Haus. Weitere Ausbauten stammen aus dem frühen 14. Jh. und könnten mit urk. überlieferten Besitzteilungen der Hrn. v. Wesen um 1300 zusammenhängen. Reste der Außenbefestigung sind dem 15. Jh. zeitlich zuzuordnen.

Baubeschreibung:

Trotz teilweiser Wiederherstellungen nach 1960 hat sich der romantische Charakter der kompakten Anlage gut erhalten. Im Zentrum stehen die Reste eines etwa 12 x 20 m großen, zum Tal spitz verlaufenden Festen Hauses, das nach dem Wiederaufbau heute drei Vollgeschoße zeigt. Das Mauerwerk besteht aus lagerhaft verlegtem Bruchstein mit partiellem "opus spicatum" sowie großformatiger Eckquaderung und ist demnach wohl in die 1. H. des 13. Jhs. zu datieren. Weitere derart frühe Bauteile sind an den stark erneuerten Burgmauern zumindest nicht zu erkennen.
Aufgrund des homogenen Kompartimentmauerwerks mit Schichthöhen um 60 cm zeichnet sich ein groß angelegter Ausbau ab. Südlich südlich des Kernbaus errichtete man U-förmig eine möglichst rechtwinkelige Ringmauer mit maximal 28 x 60 m, die zum Tal dem Felsverlauf folgend polygonal gerundet ist. Die schmale Angriffsseite im W wurde durch einen Torturm sowie eine anschließende Schildmauer beschützt. Beide sind heute isoliert erhalten, weshalb der fälschliche Eindruck eines Bergfrieds entsteht. Tatsächlich deuten Mauerabbrüche auf einst hohe Mauerflanken und eine durchgehend gleichhohe Torfront mit integriertem Torbau. Davor wurde ein tiefer Felsgraben ausgeschlagen. Der Torbereich ist stark erneuert, es ist wohl von einer ehemaligen Zugbrücke auszugehen. Im Hof zeichnet sich ein nicht datierbarer großer Einbau ab, der das ältere Feste Haus nach W verlängerte. Aufgrund des charakteristischen Mauerwerks und der abgeschrägten Turmecken lässt sich der Großausbau ins frühe 14. Jh. datiert werden, möglicherweise in Zusammenhang mit der Besitzteilung von 1300.
Aus dem 15. stammen geringe Reste eines nördlichen Zwingers sowie im Süden ein sekundär angestellter halbrunder Geschützturm.
(P.S.)