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Dobra

Geschichte:

Ein "Hertnit de Dobra" wird 1186 urk. genannt, ein "Albero de Dobra" 1192. Bis in das frühe 14. Jh. ist dieses Geschlecht im Besitz der Burg. 1341 kauft die Seefelder Linie der Kuenringer die Hälfte der Hft. 1405 gelangt Dobra an die Hrn. v. Liechtenstein. 1446 ist sie im Besitz des Tobias v. Rohr, unter dem die Burg 1448 nach diversen Unbotmäßigkeiten belagert wird. Ab 1464 im Besitz des Wilhelm v. Missingdorf, der die Partei des Ungarnkönigs Matthias Corvinus ergreift, nach Friedensschluss aber vom Kaiser wieder in Gnaden aufgenommen wird. 1496 übergibt er die Hft. seinem Vetter Hans. Nach dessen Tod 1513 belehnt Kg. Ferdinand I. 1533 seinen Feldhauptmann Nikolaus v. Rauber mit der Hft. Dobra. 1559 ist sie im Besitz des Gf. Ulrich v. Hardegg, der sie 1593 an Erasmus Braun v. Pielahag verkauft. Im 17. Jh. erfolgt ein rascher Besitzerwechsel: Es scheinen die Hutstocker, Langevich, Kuefstein, Walderode und Megier auf. 1699 gelangt die Hft. an Frh. Johann Reichardt Scheffer. Seit 1715 im Besitz des Frh. Johann Philipp v. Ehrmanns, der mit dem Bau des Schlosses in Wetzlas beginnt und 1725 auch dorthin übersiedelt. Die Folge ist der Verfall der Burg, die noch 1645 eine Belagerung durch schwedische Truppen übersteht und von Vischer 1672 noch als intakter Bau gezeichnet wird. Die Ruine ist seit 1958 im Besitz der Windhag´schen Stipendienstiftung für Niederösterreich. Der Verein "Pölla Aktiv", Verein zur Erhaltung der Ruine Dobra, der die Ruine gepachtet hat, bemüht sich gegenwärtig um die Erhaltung der Anlage. (G.R.)

Bauentwicklung:

Zu den Bauteilen des Hochmittelalters sind zu zählen der relativ regelmäßige, geradlinig geführte Bering zu rechnen, der 5-eckige S-Bergfried und der N-Bergfried.
Die ausgedehnten, anfangs unbebauten Beringfronten erhielten ab dem späten Mittelalter, folglich im 16. und 17. Jh., eine umfassende, mehrgeschoßige und randständige Bebauung mit Schlosscharakter, wobei die älteren Bauteile vollständig integriert und tlw. durch vorgeblendete Hofmauern vergrößert wurden.
Durch das reduzierte, ruinöse und wiederholt umgeformte Erscheinungsbild sind diese Bauphasen, die auch eine bauliche Zweiteilung des Hofes brachten, heute nur noch erschwert zu trennen.
Die stark differente Dimensionierung und Situierung der beiden Türme lässt eine zeitlich unterschiedliche Entstehung, mglw. in Zusammenhang mit einer Verlegung des Zuganges, vermuten, doch sind dazu keinerlei konkrete Hinweise vorhanden. Der S-Turm, an den der Bering ohne Verzahnung angestellt ist, zeigt lagerhaftes, großformatiges Bruchsteinmauerwerk, das trotz starker Auszwickelungen noch der Einzellage verbunden ist. N-Turm und Bering zeigen jeweils verwandte, doch qualitativ abnehmende Mauerstrukturen, die jedoch alle kaum vor 1200, in die Zeit der ersten urk. Nennung zu datieren sind. Eher wäre mit einem großangelegten Neubau des 1. D. d. 13. Jhs. zu rechnen. Als früheste erhaltene Toranlage muss jene im W des S-Turmes gesehen werden, auf die der Turm eindeutig Bezug nimmt. Ein ehem. älterer Zugang, durch die stark befestigte Zugangssituation im N zu erschließen, ist durch die starken Überformungen späterer Bauphasen nicht mehr nachweisbar. Die unterschiedliche Konzeption beider Türme kann auch mittels Baufortschritt oder einer Wertigkeit der Bauteile erklärt werden.

Baubeschreibung:

Die Burgruine liegt 3 km südl. von Franzen, bzw. ca. 1200 m südsüdwestl. des Schlosses Wetzlas auf einem nach S zum ehem. Tal des Kamp vorspringenden, im O vom einmündenden Wetzlasbach begleiteten Geländesporn. Nach dem Aufstauen des Flusses liegt der Sporn, am orographisch linken Ufer situiert, als Halbinsel in der fjordartigen Landschaft des Stausees Dobra.
Die Topographie gestattete hier die Anlage einer ausgedehnten, einst bedeutenden Burganlage, deren hochmittelalterlicher Kern sich innerhalb einer N-S orientierten Fläche von ca. 88 m Länge und 20 - 37 m Breite erstreckt. Begrenzt wird dieser Kern von einem relativ regelmäßigen, geradlinig geführten, durchschnittlich 1,80 m starken Bering, der sich geländebedingt gegen S erweitert und hier, nahe der SW-Spitze Reste einer frühen, später vermauerten Toranlage zeigt. Im Zentrum der S-Front liegt der eingebundene, 5-eckige S-Bergfried, der mit einer hofseitigen Breite von über 11 m und einer Mauerstärke von 3,40 m die üblichen Maße übersteigt. Der isoliert innerhalb der Bering-NW-Ecke situierte N-Bergfried, ein quadratischer Turm von knapp über 7 m Seitenlänge und durchschnittlich 1,70 m Mauerstärke, könnte als Schutz gegen die nördl. (Zugangs-)Seite gesehen werden. Der unterkellerte, trapezförmige Bau im W des südl. Burghofes kann folglich primärer Lichtscharten und einem älteren Rundbogenportal mit Kellenstrich mglw. als Palas rekonstruiert werden. Relativ früher Zeitstellung, zumindest dem 14. Jh., kann auch der rechteckige Bau gegenüber an der O-Seite angehören, der Reste vermauerter Lichtscharten zeigt und mit den jüngeren Wohntrakten überbaut wurde. Die ausgedehnten, anfangs unbebauten Beringfronten erhielten ab dem späten Mittelalter, folglich im 16. und 17. Jh., eine umfassende, mehrgeschoßige und randständige Bebauung mit Schlosscharakter, wobei die älteren Bauteile vollständig integriert und tlw. durch vorgeblendete Hofmauern vergrößert wurden.
Erwähnenswert sind Reste barocker Wandvorlagen und Stuckdetails im Trakt südl. des N-Turmes, die mglw. die ehem. Kapelle vermuten lassen, sowie mehrere verstäbte Fenster des frühen 16. Jhs. im Obergeschoß des vermutlich Palasbaues.
In das 15. Jh. ist der Ursprung des später mehrfach umgebauten Torzwingers im N der Hochburg zu setzen, der als Verstärkung einen voll gemauerten Dreiviertelrundturm an der NO-Ecke des Hochburg-Beringes erhielt. Auf dem gegenüberliegenden, durch 2 Halsgräben gesicherten Vorwerkplateau liegen Reste eines mehrtorigen, spätmittelalterlichen Torbaues. Die kleine Vorburg mit Torturm und Zugbrückentor auf einer Terrasse im S der Hochburg geht in der heutigen Form auf das 16. Jh. zurück. Wie von der Hochburg wegführende Mauern zeigen, kann hier, auf den Terrassen im S der Burg, ein gesondert gesicherter Bereich, naheliegend wirtschaftlicher Funktion vermutet werden.
Die sehenswerte und burgenkundlich bedeutsame Burganlage wird gegenwärtig durch den Verein "Pölla Aktiv", unter finanzieller und fachkundiger Unterstützung durch den niederösterr. Denkmalschutz, restauriert. Eine Erschließung und Öffnung für Besucher ist für die nächsten Jahre zu erwarten. (G.R.)