EBIDAT - Die Burgendatenbank

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Eibenstein bei Raabs a. d. Thaya

Geschichte:

Die Siedlung wird urk. zwischen 1160 und 1242 erwähnt. 1192/94 erscheinen Riwin und Leopold "de Iwenstein", von den Gfn. v. Pernegg abhängige Ministerialen. Um 1220, nach dem Tod des letzten Perneggers, fällt die Hft. an die Babenberger. 1278 soll Kg. Ottokar II. auf dem Weg zur Schlacht an der March die Thaya nahe Eibenstein überquert haben. E. d. 13. / A. d. 14. Jhs. stehen die Eibensteiner im Dienst der Maissauer. 1282 wird "Fridericus de Eibenstein" in einer Maissauer Urkunde genannt. 1543 gelangt die Burg von der letzten Erbin der Eibensteiner an die Schneckhenreutter. In diese Zeit ist der beginnende Verfall der Anlage zu setzen. In der 1. H. d. 17. Jhs. dient die Burg noch einigen armen Leuten als Wohnung. Der Besitz gelangt 1660 an die Gfn. Sprinzenstein. (G.R.)

Bauentwicklung:

Der Burgbau zeigt anhand von Baunähten, Mauerüberschneidungen und -dublierungen eine Vielzahl von Bauphasen, dementsprechend vielfältig sind die Mauerwerksstrukturen, von denen jene der 1. Bauphase besonders hervorzuheben ist: Sehr kleinteiliges, quaderhaft verlegtes Bruchsteinmauerwerk in sehr niedrigen, horizontalen Lagen mit partiellen, "opus spicatum"-artigen Einschüben. An der Kapelle zeigt die Qualität der Mauerstruktur offensichtlich eine Wertigkeit zwischen Feld- und Hofseite. Die Mauerstruktur des Festen Hauses zeigt hingegen eine leichte Abweichung und großformatigeres Material, wodurch sich mglw. eine kleine zeitliche Differenz zu Kapelle/Bering ergibt. Während die urk. Erstnennung vom E. d. 12. Jhs. eine entsprechend spätere Entstehung impliziert, wäre durch Mauerstruktur und typologischer Ausbildung das 2. oder 3. V. d. 12. Jhs. zu vermuten.

Baubeschreibung:

Gegen das östl. überhöhende Vorgelände ist die Burg durch eine tiefen, aus dem Fels geschlagenen Halsgraben getrennt. Im S und SO fällt der Fels z. T. senkrecht zur Thaya ab. Die heute erhaltenen, wesentlichen Bauteile der Burg erstrecken sich über eine Länge von ca. 70 m über den Felssporn. Die in ihrer Bausubstanz noch tlw. gut erhaltene Burganlage ist stark durch die Topographie des Bauplatzes und durch die zahlreichen Aus- und Umbauphasen bestimmt. Sie zeigt deshalb ein stark gegliedertes, heterogenes Erscheinungsbild. Bemerkenswert ist das Fehlen von Bauteilen aus der Zeit nach 1500, wodurch die einzelnen Baukörper ihre urspr. konzipierte, isolierte Lage behielten und die Burg heute ein noch unberührtes, hoch- bis spätmittelalterliches Baukonzept aufweist.
Das stark höhengestufte Baugelände zeigt im südwestl. Bereich einen ca. 25 m langen, schmalen Felsgrat. Darauf und tlw. nördl. anschließend liegen die Reste der Altburg des 12. Jhs., bestehend aus einem ehem. Festen Haus auf dem Felsgrat, einer Kapelle mit Halbrundapsis auf einer mittleren Terrasse und Teilen eines rechteckigen Berings mit Resten eines Tores gegen O.
Das Hofareal der frühen Burg ist durch mehrphasige Umbauten des 14. Jhs., unter tlw. Verwendung des Altberings, massiv verändert. In einer frühen Umbauphase entstanden Teile des östl. Berings mit einer jüngeren, das Tor des 12. Jhs. ersetzenden Toranlage. Vermutlich erst aus dem fortgeschrittenen 14. Jh. stammt der phasenweise Neubau des Berings mit einem neuen Tor gegen N und einem 3-gesch., verzogen 4-eckigen Palasbau im W über dem Abfall zur Thaya, welcher heute das Erscheinungsbild vom Tal aus bestimmt. Am Palas sind zahlreiche spätmittelalterliche Baudetails zu beobachten, die mglw. ein Andauern der Bautätigkeit bis in das frühe 15. Jh. oder entsprechende sekundäre Veränderungen vermuten lassen. Im Hof liegt östl. anschließend ein kleiner Erweiterungsbau, Reste weisen auf eine weitere, randständige Verbauung der N-Seite hin. An den Felsgrat der Altburg ist ein kleiner Küchenbau des 14. Jhs. mit pyramidenförmigem Rauchabzug gestellt. In diese Zeit datiert auch der massive, mehrphasige Umbau des Festen Hauses zu einem flächenmäßig reduzierten, wohnturmartigen Bau, dessen aufgehendes Mauerwerk die nur örtlich im Fundamentbereich erhaltenen Bauteile des 12. Jhs. überbaut.
Östl. anschließend liegt das Areal der Vorburg mit einem rechteckigen, spätmittelalterlichen Wirtschaftsgebäude des 14. Jhs. und Resten eines starken, bergfriedartigen Turmbaues des 13. Jhs. mit ca. 7,50 m Seitenlänge und 2,30 m Mauerstärke, benachbart das bergseitige Tor. (G.R.)