EBIDAT - Die Burgendatenbank

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Rosenburg a.d.Kamp

Geschichte:

Die Hrn. von "Rosenberc" sind zwischen 1175 und 1290 nachweisbar. Im 14. Jh. im Lehensbesitz der Stallegger, gelangt die Burg um 1400 im Erbweg an die Hrn. v. Winden, die sie um 1475 an Kaspar v. Rogendorf verkaufen. 1487 gelangt die Burg an die Fam. Grabner, die bis 1604 die Hft. innehaben und die Burg zu einem Zentrum der Reformation in Niederösterreich werden lassen. Nach intensiver Bautätigkeit in den letzten Jahrzehnten des 16. Jhs. muss die Burg wegen Überschuldung an Hans Jörger von Tollet veräußert werden. Um 1610 kurzfristig im Besitz der lutherischen Stände, gelangt sie 1611 durch Kauf in die Hand des Gegenreformators Kardinal Franz Dietrichstein. 1614 erwirbt der Kriegslieferant Vinzenz Muschinger die Anlage und führt Renovierungen und den Neubau des "Turnierhofes" durch. Über Ignaz Spindler von Wildenstein (1657) gelangt das Schloss in den Besitz von Joachim v. Windhag, in dessen "Topographia Windhagiana" die Anlage mehrfach portraitiert wird. Nach einem Verkauf 1678 an Gf. Sprinzenstein erbt die Grafenfamilie Hoyos 1681 Hft. und Burg, seither ist das Schloss in deren Besitz. Nach der Verlegung des Dauerwohnsitzes nach Horn, diente das Schloss bis 1810 nur noch als Verwaltungssitz, später als Wohnung für einen Jäger. Brände 1721 und 1751 und einhergehende Verwahrlosung führten in der Folge zum tlw. Verfall der Anlage, der erst durch romantische Rekonstruktionsmaßnahmen zwischen 1859 und 1889 gestoppt wurde. Seither dient das Burg-Schloss vorwiegend musealen Zwecken. (G.R.)

Bauentwicklung:

Von der historisch erschließbaren Gründungsburg des 12. Jhs., im Bereich der polygonal angelegten Verbauung um den inneren Burghof zu rekonstruieren, sind keine Bauteile mehr nachweisbar. Eine 1990 von G. Seebach durchgeführte Bauuntersuchung konnte trotz zahlreicher Befunde, die eine ungewöhnlich komplexe Baugenese erkennen lassen, zu keinem letztgültigen Ergebnis gebracht werden, da sich der Bau ob seines gegenwärtigen Zustandes einer lückenlosen Untersuchung entzieht. Innerhalb der grabenseitigen Kellerräume ist u. a. zu beobachten, dass älteren, nach der Mauerstruktur frühestens jedoch in das 14. Jh. zu datierenden Außenfronten oder Bauteilen im 15. bzw. 16. Jh. jüngere Bauteile vor- und aufgesetzt wurden, die bereits tlw. den Graben verbauten. Dabei wurde auch ein deutlich erkennbarer, ehem. vorspringender Torturm, von dem noch die ehem. zugbrückengesicherte Nebenpforte erhalten ist, in die einheitliche Baulinie integriert. Seebach sieht in Basisbereichen des Torturmes Mauerwerk des 13. Jhs., das von Bauteilen des späten 15. Jhs. überbaut ist. Auch der N-Trakt wurde über Restbauteilen des 13. Jhs. im 14. Jh. neu errichtet. Der massive Bergfried im SW datiert nach erhaltenen Mauerstrukturen im Kern in die 1. H. d. 14. Jhs. Im Gesamten zeichnet sich ein massiver Neubau des 14. Jhs. über nicht mehr vollständig fassbaren Bauteilen des 13. Jhs. ab. Auf den abermaligen, massiven spätmittelalterlichen Um- und Ausbau des Hochburgbereiches, vermutlich um 1478/87 unter den Hrn. v. Rogendorf anzusetzen, weisen neben örtlich sichtbaren Mauerstrukturen auch zahlreiche, in die Renaissanceausstattung integrierte spätgot. Schulterbogenportale, sowie die, die örtliche Geschoßteilung und den älteren Bering durchbrechende, netzrippengewölbte Burgkapelle an der nördl. Talseite hin.
Im späten 16. Jh., durch eine Wappentafel der Fam. Grabner am 2. Torturm zwischen 1593/97 eingrenzbar, erhielt die Anlage ihre durchgreifende, noch heute beeindruckende Renaissance-Umgestaltung, die jedoch auf das spätmittelalterliche Raumkonzept der Kernburg Rücksicht nahm. Neben der zeitgemäßen Adaption mit regelmäßigen Fensterachsen, Stiegenhäusern und Stuck- oder Kassettendecken, wozu auch die beiden außen angesetzten Altanen an der W- und NO-Seite zu zählen sind, wurde auch der südl. vorgelagerte Graben- und Vorburgbereich in eine komplexe und mehrtorige, bereits traditionell zu sehende Bastionärbefestigung einbezogen, die auch den ehem. Halsgraben, erschlossen durch Treppenanlagen, in das zeittypische Architektur- und Gartenkonzept integrierte. Der westl. Teil des Grabens wurde für die Anlage eines balustradengesicherten Fischbeckens genutzt. Mittelalterliche Teile sind noch im sog. "Schlosswarthaus" vor der Steinbrücke zum inneren Tor und in einigen stark unregelmäßig geführten Mauerteilen im O der Vorburg erhalten bzw. zu vermuten und deuten auf die Einbeziehung bereits spätmittelalterlicher (bastionärer) Befestigungsanlagen hin.

Baubeschreibung:

Der stark gegliederte Baukomplex erstreckt sich letztlich, ohne den südl. isolierten Meierhofbereich, über eine Gesamtfläche von ca. 200 x 100 m in N - S-Richtung und umfasst 4 Höfe.
Eindeutig identifizierbare und sichtbare Bauteile des Hochmittelalters lassen sich nur in Einzelfällen ausmachen. Auf den massiven spätmittelalterlichen Um- und Ausbau des Hochburgbereiches weisen neben örtlich sichtbaren Mauerstrukturen auch zahlreiche, in die Renaissanceausstattung integrierte spätgot. Schulterbogenportale, sowie die, die örtliche Geschoßteilung und den älteren Bering durchbrechende, netzrippengewölbte Burgkapelle an der nördl. Talseite hin. Im Zuge der Restaurierungen erhielt der Kapellenraum im 3. V. d. 19. Jhs. seine historisierende Ausmalung und die neogot. Ausstattung.
Repräsentativer Blickpunkt wurde im späten 16. Jh. der oktogonale 2. Torturm mit balustradengeschmücktem Umgang und Galerie und das vor dem ehem. äußeren Graben situierte, freistehende Tor. Den W-Abschluss der Vorburg bildet ein langgestreckter Repräsentativtrakt, der Hochburg und Vorburgtrakte durchgehend verbindet und bereits den Halsgraben überbaut. In diesem sind die ehem. Prunkräume des Schlosses, die Bibliothek mit bemalter Holzkassettendecke und der ehem. "Vortragssaal" mit stuckiertem Stichkappen/Spiegelgewölbe untergebracht. Die in den Quellen des 17. und 18. Jhs. mehrfach bezeugten beiden Säle ("Tafelstube" als Tanz- und Musiksaal) lassen sich in umgebauter Form hier im W-Trakt nachweisen, dem eine 1859 neuerrichtete Freitreppe vorgelagert ist.
Die südl. Eingangssituation wird durch den 1614/28 angelegten, 46 x 68 m großen "Turnierhof" dominiert. Der Hofbereich ist an 3 Seiten von Arkadengängen mit Blendbögen umfangen, die ehemals (1673) figural ausgemalt und z. T. mit Skulpturen ausgestattet waren. Die Ecken des Turniergartens sowie des östl. anschließenden Ziergartens sind mit rechteckigen Bastionstürmen betont. Der in der SO-Ecke des Ziergartens situierte Turm beherbergte ein "Wildbad" mit Stuckornamentik und Freskierung.
Der Großteil der Innenräume ist im Zuge der Führungen besichtigbar und besitzt eine überreiche Fülle architektonischer Details und Raumausstattungen des 16. und 17. Jhs. Neben den tlw. erhaltenen Freskenausstattungen des späten 16. Jhs. sind die weitläufigen Räumlichkeiten mit Balken-, Kassetten- und Stuckdecken ausgestattet, die tlw. auf den Originalbestand zurückgehen. Große Teile der Innenausstattungen entstammen jedoch zur Gänze den stilgerechten Restaurierungen der 2. H. d. 19. Jhs. Auch das reichhaltige Mobiliar und die sehenswerten Sammlungen (Waffensammlung, prähistorische Sammlung) sind aus den Revitalisierungsbemühungen jener Zeit entstanden, vermitteln jedoch gemeinsam mit dem architektonischen Ensemble einen stimmungsvollen Gesamteindruck eines zeittypischen, noch burghaften Renaissanceschlosses. (G.R.)