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Waldreichs

Geschichte:

1258 wird in einer Zwettler Urkunde "Rapoto de Waltreches" genannt. 1265 - 1287 erscheint ein "Liebhardus" von Waldreichs. 1376 ist "Renbert der erber ritter von dem Waltreychs" genannt. Um 1400 erscheinen die Brüder Kaspar und Bernhard als Maissauer Lehensträger und 1420 wird "Kaspar der Renwort" von Waldreichs genannt. 1446/48 wird die Burg belagert und zerstört. 1450, wieder instandgesetzt, gehört die Burg dem Hans Harrasser, der sie an Vinzenz Stodoligk verkauft. 1460 wird er vom Kaiser mit der Burg belehnt, ergreift jedoch die Partei des ungarischen Kgs. Matthias Corvinus, der ihn 1488 mit der Burg belehnt. Die Parteinahme für den Ungarnkönig bleibt für Stodoligk letztlich ohne Konsequenzen, 1529 gelangt die Hft. an seinen Sohn Eustach, der die Burg 1530/34 zu einem Renaissance-Schloss umbaut. 1533 erhält er die Hft. als freies Eigen. Danach ist das Schloss bis 1550 im Besitz der Fam. Haymsran-Goldt, 1557 im Besitz von Siegmund Woytich. 1563 gelangt der Besitz an den Frhn. v. Althan, der am Schloss div. Bauschäden behebt. 1620 wird der Bau durch kaisl. Truppen geplündert und niedergebrannt. 1624 kommt der Besitz an Frh. Ehrenreich v. Kainach, 1628 an Georg Andre v. Kronsegg. Ab 1638 erfolgt ein rascher Besitzerwechsel (Grundemann, Kielmannsegg, Volkhra, Sickingen, Engl, Stiebar und Rumpf). 1815 an Frh. Heinrich v. Pereira-Arnstein. In der Folge kommt es zur Vernachlässigung des Schlosses, die erst ab 1981 durch umfangreiche Revitalisierungsarbeiten gestoppt wird. Heute ist das Schloss Eigentum und Sitz der Windhag'schen Stipendienstiftung für Niederösterreich. (G.R.)

Bauentwicklung:

Die urspr. anzunehmende Wasserburg des 13. Jhs. ist gänzlich abgekommen. Als Vorgängerbau des Renaissanceschlosses ist eine spätgot. Wasserburg der 2. H. d. 15. Jhs. rekonstruierbar, die nach der Zerstörung ab 1450 entstand. Der gegenwärtige, stark restaurierte Bau lässt jedoch nur noch anhand einiger Unregelmäßigkeiten die Einbeziehung älterer Bauteile vermuten. Mglw. ist der ruinös belassene, ehem. kreuzgewölbte Trakt im O des Hofes auf jenen Bau zurückzuführen. Der von Vischer im Zentrum des Schlosses hochragend dargestellte Bau ist wahrscheinlich mit jenem Bereich identifizierbar. Das aus Bruchsteinen gemauerte innere Zugbrückentor mit erhaltenen Seilrollen legt gegenüber den Detailformen des 16. Jhs. eine Entstehung im 15. Jh. Nahe, eine verstäbte Türe am SO-Trakt datiert bereits in das frühe 16. Jh. Ein weiteres Portalgewände ähnlicher Gestalt ist Teil der Kapellenfassade und mit "1534" bezeichnet.

Baubeschreibung:

Schloss Waldreichs liegt 7,8 km südwestl. von Neupölla bzw. 2 km ostnordöstl. der Burg Ottenstein inmitten der flachen Hochterrasse nördl. des Kamptales. Ca. 1 km nordwestl. liegen mehrere Teiche und auch knapp westl. der Anlage befindet sich ein größerer Teich, der als Hinweis auf das ehem. engere wirtschaftliche Umfeld aber auch als Rest des auf dem Vischer-Stich von 1672 sichtbaren Wassergrabens zu sehen ist.
Die mehrteilige Anlage präsentiert sich heute als restaurierter, 2-gesch., nahezu quadratischer 4-Flügelbau mit kegelgedeckten Eckrundtürmen, dem an der südöstl. Zugangsseite ein ehem. engerer Vorburgbereich angegliedert ist, während urspr. gegen SO orientierte, ausgedehnte Wirtschaftstrakte, der ehem. Meierhofbereich, heute praktisch abgekommen sind. Die urspr. anzunehmende Wasserburg des 13. Jhs. ist gänzlich abgekommen. Als Vorgängerbau des Renaissanceschlosses ist eine spätgot. Wasserburg der 2. H. d. 15. Jhs. rekonstruierbar, die nach der Zerstörung ab 1450 entstand.
Der Neubau von 1530/34 unter Hans Harrasser, mit seiner frühen Bastionärbefestigung durch 4 Eckrundtürme ein gut ausgeprägtes Beispiel zeittypischer "Fester Schlösser", ersetzt weitgehend die spätmittelalterliche Wasserburg. Die bedingte Wehrhaftigkeit wird durch die den Bau um ein Geschoß überragenden Rundtürme mit zahlreichen Trichterscharten und durch den ehem. Wassergraben mit Konterescarpe vermittelt. Die regelmäßigen Raumfluchten sind im Erdgeschoß gewölbt, im Obergeschoß heute flach gedeckt und nach außen durch regelmäßige Fensterachsen gekennzeichnet. NW- und SW-Trakt sind durch hofseitig vorgelegte, geschlossene Gänge erschlossen. Der O-Trakt beherbergt die ehem., laut Dehio bereits 1450 erbaute Schlosskapelle, die 1669 umgebaut wurde und Reste eines 1721 errichteten, ziegelgemauerten und stuckierten Barockaltars enthält. Der benachbarte O-Turm ist der größte aller Türme und ist in mehreren Ebenen mit besonders zahlreichen Stückscharten ausgestattet.
Im SO des Kernschlosses liegt die mehrteilige, 1563 erbaute Vorburg, die durch starke Verwinkelung der Bauteile mglw. auf Teile des späten Mittelalters zurückgeht. Ein halbrunder Torturm im Zentrum vermittelte ehem. über eine Brücke den Zugang über den Wassergraben und zum inneren Tor. Die im S des Schlosses situierte äußere Toranlage mit rustiziertem, ehem. zugbrückengesichertem Fahr- und Nebentor, geschützt von einem Rundturm mit Stückscharten, führte über den ehem. Meierhofbereich zum Torturm der Vorburg. Östl. angegliederte Gebäude zeigen tlw. pfeilergestützte Gewölbe des 16. Jhs. Vermauerte Arkadengänge an der Hofseite der Vorburg sowie verschieden gewölbte Räume und Reste einer Freskenausstattungen aus dem späten 18. Jh. weisen auf die ehem. Wohnfunktion dieser Trakte hin. Besonders der Vorburgbereich mit seiner abgetreppten Zinnenmauer und die SW-Seite des Schlosses finden Übereinstimmung mit dem Vischer-Stich von 1672.
Das bereits in völligem Verfall stehende Schloss wurde seit 1981 durch die Windhag'sche Stipendienstiftung, mit Unterstützung des Bundesdenkmalamtes und des Landes Niederösterreich, vorbildlich revitalisiert, ist heute Sitz der Verwaltung und beherbergt ein kleines Museum und eine Schenke. Dabei wurden große Teile des Obergeschoßes neu aufgebaut und Teile des NO-Traktes für eine Durchfahrt abgebrochen. Das bereits weitgehend mit der nötigen Infrastruktur versehene Schloss wird nach weiteren Adaptierungen und Instandsetzungsarbeiten vermehrt als Kulturobjekt genützt. (G.R.)