EBIDAT - Die Burgendatenbank

Eine Initiative der Deutschen Burgenvereinigung Menu

Wildberg

Geschichte:

Um 1135 erscheint "Pilgrim de Wiltperch", ein Gefolgsmann der Gfn. v. Hohenburg (- Wildberg), einer Zweiglinie der Gfn. v. Poigen. Nach Weltin sind die Anfänge der Hft. in die Zeit nach der Mailberger Niederlage zu setzen, als durch Gf. Adalbert und seine Söhne eine Reihe von Herrschaftsgründungen erfolgen. Ein "Fredericus de Wildperch" wird 1171 genannt. Nach Aussterben der Hohenburger verleiht Kg. Ottokar II. Wildberg den Hrn. v. Maissau. Als zwischenzeitlicher Pfandbesitzer ist um 1382 Hans v. Tierna nachweisbar. Den Maissauern folgen 1432 die Puchheim, unter denen die Burg 1482/85 von Truppen des Matthias Corvinus besetzt ist. Der protestantische Hans v. Puchheim wird, nachdem im Schloss bereits 1575 eine Druckerei für die sog. "Wildberger Drucke" eingerichtet wurde, 1620 seiner Besitzungen enthoben. Nachfolger ist sein Vetter Pilgram v. Puchheim, doch bereits 1636 kommt der Besitz nach Zwangsversteigerung an Adam v. Traun. 1645 ist Wildberg von schwedischen Truppen besetzt. Weitere Besitzer sind ab 1669 Johann Gabriel Frh. v. Selb, ab 1767 das Benediktinerstift Altenburg, das erst 1952 an die Fam. Mang verkauft und ab 1971 die Fam. Salis. (G.R.)

Bauentwicklung:

Der bis zu 2,30 m starke Bering an der N- und O-Seite, der eine bastionsförmig gegen den nordöstl. Zugang gerichtete Situation ausbildet, geht auf einen einheitlichen Neubau des späten Mittelalters zurück. Der Bering ist in durchgehender Stärke bis in das 2. Obergeschoß des N- und O-Traktes verfolgbar und schloss ursprünglich mit einem offenen, heute in die jüngeren Überbauungen integrierten Wehrgang. Das am Bering tlw. großflächig sichtbare Mauerwerk aus lagerhaft verlegten und mäßig ausgezwickelten Gneisbruchsteinen datiert wohl in das 14. Jh. Als allfällige oberste Grenze ist die 1. H. d. 15. Jhs. zu nennen, etwa als die Puchheimer 1432/33 die Hft. übernahmen. Klaar sprach den rechteckigen O-Trakt, der im Zuge des mauerstarken Ost-Berings errichtet wurde, als Palas an. Hofseitig zeigt der 4-gesch. Bau sehr qualitätsvolle 2- bzw. 3-teilige Kreuzstockfenster des späten 15./frühen 16. Jhs. Südl. davon ist die ehem. Toranlage situiert, der ein kleiner, rechteckiger Torzwinger mit nach N gerichtetem Zugbrückentor vorgelagert ist. Der N-Trakt entstand nach den örtlich zutage tretenden Mauerstrukturen ebenfalls bereits im 14. Jh., wurde jedoch im 4. V. d. 16. Jhs. einer massiven Adaptierung unterzogen. Innerhalb des unregelmäßigen westl. Raumgefüges des Traktes bestand aufgrund eines an der Hofseite ehem. sichtbaren, später vermauerten Überfangbogens wohl eine heizbare Stube. Aufgrund dieses Befunds könnte auch der N-Trakt in entsprechende "Palas-Überlegungen" einbezogen werden. Im 16. Jh. wurde der Bereich der Stube, wie aus infrastrukturellen Einrichtungen für einen Kachelofen zu sehen ist, weiterhin als beheizbarer Raum genutzt. Die im W anschließenden, innerhalb des Beringpolygons situierten Raumsituationen grenzen sich durch eine unregelmäßige Binnenstruktur deutlich ab und gehen wohl ebenfalls auf spätmittelalterliche Bauphasen zurück. Die zwischen N-Trakt und Palas situierte, vom bastionsförmig vorspringenden Bering umschlossene Raum wurde 1564 durch den Einbau von Kanonenständen zur Offensivverteidigung eingerichtet. Ob an Stelle dieses aufgeschütteten Plateaus, wie verschiedentlich vermutet, der ehem. Bergfried zu rekonstruieren ist, kann höchstens durch die „wehrtechnisch“ begründete, bergseitige Lage eines solchen Baues vermutet werden. Hofseitig liegt die zwischen N-Trakt und Palas eingespannte spätmittelalterliche Rauchküche mit pyramidenförmigem Schlot. Der Küchenblock wird an der W- und S-Seite von einem 2-gesch. Lauben- bzw. Verbindungsgang des 16. Jhs. umgeben. Die darin integrierte ältere Laube des frühen 16. Jhs. und die benachbart vorhandenen Portallösungen (inschriftlich 1541 datiert) beschreiben bemerkenswerte Entwicklungsformen am Übergang zwischen Spätgotik und Renaissance. Im Erdgeschoß des Küchenblocks liegt ein mehrfach profiliertes Spitzbogenportal, das gemeinsam mit dem im Obergeschoß des Laubenganges sichtbaren Rest eines Lanzettfensters noch in das (frühe) 14. Jh. zu datieren ist. Da die Küche an den N-Trakt angebaut ist, sind Vermutungen hinsichtlich seiner Datierung in das 14. Jh. berechtigt. Als im 16. Jh. der N- und O-Trakt in das kommunizierende Raumgefüge der Renaissance integriert wurden, legte man offensichtlich noch Wert auf eine bedingte Verteidigungsfähigkeit der Kernburg, denn der spätmittelalterliche Wehrgang blieb trotz der Überbauung in Funktion und konnte innerhalb der Trakte, selbst über die nordöstl. „Bastion“, durchgehend begangen werden. Der vor den südl. Bering gestellte Gästetrakt entstand nach Klaar erst in der Barockzeit, wurde jedoch, wie aus den feldseitig sichtbaren Mauerstrukturen hervorgeht, über einer spätmittelalterlichen Zwingeranlage errichtet. Bereits um 1600 entstand an der SO-Ecke der Burg ein hakenförmiger Bau mit Repräsentations- und Schmuckelementen, der Teile des östl. Zwingers und der spätmittelalterlichen Toranlage überbaute. Innerhalb der spätmittelalterlichen Zwingeranlagen der N- und O-Seite liegt im NO auch der äußere Torbau, der im Zug der Renaissance-Umbauten entsprechend adaptiert wurde. (G.R.)

Baubeschreibung:

Die charakteristische Spornlage der Burg wurde durch einen Halsgraben an der östl. Zugangsseite, wo das Gelände im weiteren Verlauf leicht überhöht ist, ergänzt. Die stark gegliederte, polygonal geschlossene Anlage besteht aus randständigen, blockhaften Trakten mit mächtigen, steilen, von Renaissancekaminen durchbrochenen Schopfwalmdächern. Sie zeigt äußerlich ein relativ einheitliches Renaissance-Gepräge, das jedoch auf der weitgehend erhaltenen spätmittelalterlichen Bausubstanz gründet. Bauteile des Hochmittelalters sind offensichtlich nicht mehr erhalten. Die Bauaufnahme Klaars zeigt lediglich an der westl. Talseite einen stark polygonal abgewinkelten Beringverlauf, der hochmittelalterlichen Baulinien folgen könnte. (G.R.)