Geschichte:
Gut 1 km nördlich des Münsterbergs von Breisach lag ein weiterer vulkanischer Felsen, der Üsenberg (heute Flurname "Isenberg"). Er ist 1320 als "der Üsenberg so do gelegen ist in dem Rine niderhalb der stette Brisach" genannt. Er ragte etwa 20-30 m hoch; besonders nach Westen grenzte die Rheinaue an. Die Erstnennung der Burg liegt etwa 1180/1185; um diese Zeit wurde eine päpstliche Besitzbestätigung für das Bistum Basel auf das Jahr 1139 gefälscht. Darin heißt es: "castrum de Husenberch cum tota Augia" (Burg Üsenberg mit der ganzen Insel). Bei einer Besitzteilung Breisachs zwischen Stauferkönig Heinrich VI. und Bischof Heinrich von Basel wird 1185 "una mansio Burchardi de Usenberc" ausgenommen. Ob es sich dabei um die Burg Üsenberg oder um einen Stadthof/Stadthaus des Üsenbergers in Breisach handelte, muss offen bleiben. Die Insel "Augga" wird auch in den Größeren Colmarer Annalen (Annales Colmarienses maiores) zum Jahr 1302 erwähnt. Die Burg hingegen ist schon 1291 als Burgstall genannt; sie wurde vielleicht während des Interregnums bzw. dann bei den Konflikten zur Zeit Rudolfs von Habsburg zerstört.
Die Üsenberger sind im späten 11. Jh. als gut vernetzte Adelssippe im Dienst des Bischofs von Basel erkennbar. Sie stammen aus dem illustren Kreis der weithin begüterten "Dietrich-Hesso"-Familie. Der hochrangige miles Hesso ist 1114 in einer Konstanzer Urkunde als erster mit der Zubenennung von Üsenberg genannt. Mit der Burg auf dem Üsenberg ist sicher im frühen 12. Jh., wahrscheinlich schon im späten 11. Jh. zu rechnen. Die Üsenberger hatten große Teile der bischöflich-baslerischen Rechte und Orte als Lehen inne. Dazu gehörte die Vogtei über das Kloster Sulzburg, die Ausübung der Bergbaurechte daselbst, das Hofgut Breisach, dazu Kirchenlehen der Klöster Einsiedeln, Murbach und Breisach. Neben den Zähringern waren die Üsenberger im 12. bis frühen 13. Jh. wohl die einflussreichste Adelsfamilie im Breisgau. Später stand die Familie in den langjährigen Konflikten an der Seite der Geroldsecker und besonders des Straßburger Bischofs und meist gegen die Grafen von Freiburg. Graf Egen von Freiburg nutzte 1278 die Abwesenheit Rudolfs von Habsburg und zerstörte zusammen mit den Bürgern von Freiburg mehrere Burgen: "Item destructum fuit...turris prope Brisacum" (Annales Colmarienses maiores, S. 203). Dieser zerstörte "Turm nahe Breisach" ist jedoch nicht sicher identifiziert. Im Jahre 1320 verkauften Burkhard und Gebhard von Üsenberg ihre Burg, genannt der Üsenberg, dem Rat und den Bürgern von Breisach. Sie hatten sich inzwischen u. a. mit der Burg Höhingen (Achkarren), der Kirnburg (Kürnberg) bei Bleichheim und den Städten Endingen und Kenzingen reichlich Ersatz geschaffen. (Heiko Wagner)
Bauentwicklung:
Aufgrund der völligen Abtragung der Burg sind hierzu keine Aussagen möglich.
Baubeschreibung:
Die mehrfach genannte Insel war etwa 280 m lang und gut 100 m breit. Aarhardts Zeichnungen von Breisach aus den 1640er Jahren zeigen noch den Berg mit zwei Geländeeinschnitten, offenbar Gräben, die den Berg unterteilten. Vermutlich lag die Kernburg auf den beiden kleineren, nördlichen Teilen, die Vorburg auf dem längeren südlichen Abschnitt. Durch das Recycling der Baumaterialien der Burg und dann durch den Abbau des Berges als Baumaterial für die Barockfestung und vielleicht auch noch später ist der Berg inzwischen völlig verschwunden. Sein Name ist vor Ort nur noch in den Bezeichnungen der heutigen Gewerbegebiete erhalten.
Östlich längs des ehemaligen Berges verläuft heute durch das Industriegebiet die Krummholzstraße. Der ehemalige Berg mit der Burg ist im Laufe der Jahrhunderte völlig abgetragen worden und inzwischen eben planiert. Der östliche Teil der ebenen Fläche ist durch eine Reihe von Hallen diverser Gewerbebetriebe überbaut. Der westliche Teil ist derzeit noch offen, als Brache und auch als Wiese erhalten. Am Westrand verläuft ein alter Hochwasserdamm mit Böschung, an seinem Fuß der Rest eines Rheinarmes in einer Rinne; jenseits der Rinne verläuft die heutige Hafenstraße. Entlang des Hochwasserdamms ist am Westrand der Fläche noch ein Wald- und Gehölzstreifen vorhanden. Auf der Wiese und im Gehölz sind diverse Haufen mit Erdaushub sowie Steinen, Betonfragmenten und Baumaterial abgelagert worden. Daher ist nicht klar, ob einige aufgelesene Kalkmörtelstücke und verwitterte Ziegelfragmente mit Aushub aus der Stadt angefahren wurden oder womöglich von der ehemaligen Burg Üsenberg stammen. (Heiko Wagner)
Arch-Untersuchung/Funde:
Keine Grabung. Wenige Lesefunde von kleinen Ziegelstücken, etwas Mörtel und Vulkansteinen sind in Datierung und Zuweisung zur Burg fraglich.
(Heiko Wagner)