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Gräfenstein

Geschichte:

Die erste urkundliche Erwähnung der Burg Gräfenstein datiert in das zweite Viertel des 13. Jhs. 1237 wird das "castrum Grebinstein" in einer leiningischen Teilungsurkunde ausdrücklich genannt. Im Zuge der Teilung gelangten Burg und Herrschaft in den Besitz der älteren Linie der Grafen von Leiningen, die nach 1250 die südlich gelegene weitläufige Unterburg erbauen ließ. Ob es sich bei der Burg Gräfenstein - wie in der Literatur häufig zu lesen - um eine vor 1200 erfolgte Gründung der Grafen von Saarbrücken handelt, die möglicherweise als Ersatz für die 1168 von Kaiser Friedrich Barbarossa zerstörte Burg Steinenschloss diente, ist unklar, und lässt sich aufgrund fehlender Schriftquellen und archäologischer Nachweise nicht eindeutig belegen. Unter den Grafen von Leiningen oblag die Verwaltung von Burg und Herrschaft Gräfenstein einem Beamten (Viztum = Statthalter). Im Jahre 1317 gelangte Gräfenstein an die Linie Leiningen-Dagstuhl. Graf Friedrich V. von Leiningen-Dagstuhl sah sich 1367 gezwungen, sieben Achtel von Burg und Herrschaft an den Kurfürsten Ruprecht I. von der Pfalz zu versetzen. Den neuen Burgherren diente Gräfenstein in der Folgezeit häufig als Pfandobjekt. Durch Eheschließung fiel Burg Gräfenstein 1421 an das Haus Leiningen-Hardenberg, die bis 1535 ihre Herrschaft dort behaupten konnten. Im Zuge des Bauernkrieges 1525 durch den elsässischen Kolbenhaufen zerstört, erwarb 1535 Pfalzgraf Ruprecht von Zweibrücken für 9000 Gulden die Burg und leitet die Wiederherstellung ein. Nach seinem Ableben 1544 wurde der Hausrat von Gräfenstein nach Lauterecken überführt. Seit 1560/70 war die Burg Mittelpunkt eines markgräflich-badischen Amtes. Im Dreißigjährigen Krieg wurde die Anlage 1635 zerstört und blieb Ruine. Seit dem 19. Jh. in Staatsbesitz, fanden 1909/10 erste Instandsetzungsmaßnahmen statt. Die Burg gehört zu den von der Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland Pfalz (Burgen - Schlösser - Altertümer) betreuten Objekten. (Jens Friedhoff)

Bauentwicklung:

Die ältesten nachweisbaren Bauteile der Burg Gräfenstein datieren in die erste Hälfte des 13. Jhs. und liegen auf dem isolierten Felsklotz. Insgesamt ist zwischen vier Bauphasen zu unterscheiden. Dem Bauprogramm der ersten stauferzeitlichen Burg gehören die Ringmauer der Oberburg, der Bergfried sowie die vor dem Hauptturm gelegene Mantelmauer an. Die südliche Unterburg scheint im 13. Jh. errichtet worden zu sein, während die nördliche Unterburg mit dem Torturm ins 15. Jh. datiert. Nach der Zerstörung im Bauernkrieg wurden im Zuge des Wiederaufbaus der Burg Gräfenstein Mitte des 16. Jh. Zwingeranlagen errichtet. Etwa zur gleichen Zeit erfolgte der Ausbau des Palas und der Neubau des Treppenturmes. Die romanischen Fenster wurden durch große Rechteckfenster ersetzt. Erste Maßnahmen zur Erhaltung der Burg fanden bereits 1909/10 statt. 1970/71 und 1985-87 erfolgten aufwendige Sanierungsarbeiten im Auftrag der Schlösserverwaltung. Die Sanierungen erstreckten sich 1970/71 auf Freilegungen und Mauerrekonstruktionen. 1986 wurden bauarchäologische Untersuchungen in der Unterburg eingeleitet. (Jens Friedhoff)

Baubeschreibung:

Der Zugang zur Burg erfolgt von Westen durch die spätmittelalterliche Zwingeranlage, deren Eingang von zwei kleinen Rundtürmen flankiert wird. Im Torweg haben sich Reste des originalen Steinplattenbelages erhalten. Nach dem Passieren eines weiteren Tores gelangt man zu dem Torturm des 15. Jhs., der den Zugang zur nördlichen Unterburg sichert. Die Buckelquader an der Außenschale des Torturmes verraten eine nachempfundene staufische Baugesinnung. An die polygonal geführte Ringmauer der südlichen Vorburg lehnten sich ursprünglich Wohn- und Wirtschaftsgebäude an. In der mit der Ringmauer identischen Außenwand blieben Sitznischen und kleine Spitzbogenfenster im Obergeschoss, vier Kamine und sechs Aborterker erhalten. Im Erdgeschoss sind die langen schmalen Schießscharten für Bogenschützen erkennbar. Fundamentspuren auf der Hofseite markieren die letzten Reste von Mauern und Zwischenwänden. Im Osten und im Nordwesten der südlichen Unterburg haben sich zwei romanische Toranlagen erhalten. Eine moderne Treppe vermittelt heute den Zugang zur Oberburg, deren auf einem Sandsteinfelsen gelegener Gebäudekomplex im Wesentlichen aus Palas und siebeneckigem Bergfried mit vorgelegter Mantelmauer besteht. Ursprünglich befand sich an der Stelle der modernen Treppe wohl eine Holztreppe. Zwischen dem Palas und dem Hauptturm befindet sich ein schmaler Hof. Nach Norden verengt sich der zweigeschossige Palas zu einer fast spornartigen Spitze. Der runde Treppenturm an der hofseitigen Stirnseite des Palas entstand wohl Mitte des 16. Jhs.. Besondere Beachtung verdient der Abortturm, der sich an den Felsen anlehnt und bis zur Dachkante des Palas reicht. Vor der Errichtung des Turmes befanden sich an dieser Stelle zwei Aborterker. Eine Besonderheit der Burganlage stellt der siebeneckige Bergfried dar, der wie die übrigen Teile der Oberburg mit Buckelquadern verblendet ist. Der durch einen modernen Zugang im Erdgeschoss zugängliche und als Aussichtsturm genutzte Hauptturm ist in die Mantelmauer einbezogen. Nicht zu lokalisieren ist der Standort einer 1540 erwähnten Burgkapelle, bei der es sich vermutlich nicht um einen eigenständigen Bau, sondern um einen in das Gefüge des Palas oder eines anderen Gebäudes integrierten Sakralraum handelt. Der Wasserversorgung der Burg dienten zwei Quellen außerhalb der Burg sowie Zisternen. (Jens Friedhoff)

Arch-Untersuchung/Funde:

1986 bauarchäologische Untersuchungen im Bereich der Unterburg.