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Waldeck bei Dorweiler

Geschichte:

Die Burg Waldeck gilt als Stammsitz der 1142 erstmals genannten Herren von Waldeck, deren Hauptlinie, die Boos von Waldeck, um 1680 Freiherren und 1790 Reichsgrafen wurden. Zwei Linien der Boos von Waldeck tragen 1243 die Burg dem Kölner Erzbischof zu Lehen auf (bis 1469, dann reichsfrei). In der Folge führt das Anwachsen der Familie - auch über weibliche Erbfolge - zur Ganerbschaft von bis zu 12 Gemeinern. 1295 erfolgte Lehnsauftragung von Teilen an die Grafen von Sponheim, 1345 an Erzbischof Balduin von Trier, 1361 an Kurpfalz. Der Anerkennung der kurtrierischen Oberhoheit im zweiten Viertel des 14. Jhs. war die Beteiligung der Herren von Waldeck an der Eltzer Fehde (1331-1336) vorausgegangen. In einem Bündnis mit den Herren von Schöneck, Ehrenberg und Eltz unterlagen sie dem Trierer Erzbischof Balduin von Luxemburg, der im Zuge der Auseinandersetzung zur Störung der Kommunikation zwischen Schöneck, Ehrenberg und Waldeck im Ehrbachtal die Gegenburg Rauschenburg errichtete. Im 16. und. 17. Jh. drei Eigentümer: Kurpfalz, Freiherren Boos von Waldeck, weiße und schwarze Linie, und durch Heirat die Herren von Metzenhausen. 1813 nach Enteignung Versteigerung durch die französische Verwaltung. 1833 erfolgte der vollständige Verkauf des Boos von Waldeck'schen Landbesitzes auf dem Hunsrück. Das 1720 auf dem Gelände der 1688 zerstörten Unterburg errichtete barocke Schloss wurde teilweise abgebrochen (Abtragen der Dächer; Ausbrechen der Fenstergewände usw.). 1910 ging die gesamte Anlage in den Besitz des Kreises Simmern über. Im Jahr 1921 gelangen Ober- und Unterburg an die Nerother Wandervögel, die 1968-1974 auf dem Ruinengelände der Oberburg eine "Jugendbleibe" errichteten. (Busso von der Dollen; Jens Friedhoff)

Bauentwicklung:

Die Anfänge der zweiteiligen Burg reichen vermutlich bis in das 12. Jh. zurück. Eine genaue zeitliche Einordnung der 1242 erstmals urkundlich genannten Anlage ist lediglich durch archäologische Grabungen möglich. Unklar ist, welche der beiden Burgen, die Unter- oder die Oberburg, die ältere Anlage ist. Im Zuge der französischen Reunionskriege des ausgehenden 17. Jhs. wurden die Ober- und die Unterburg zerstört. Der kurtrierische Oberstallmeister Wilhelm Lothar Freiherr Boos von Waldeck ließ 1720 im Bereich der Unterburg ein kleines dreiflügeliges Barockschloss als Sommersitz errichten. Die Gebäude wurden 1833 teilweise abgebrochen. Auf dem Areal der Oberburg entstand ab 1968 eine "Jugendburg" der Nerother Wandervögel. (Jens Friedhoff)

Baubeschreibung:

Von der höher gelegenen, durch einen tiefen Halsgraben vom ansteigenden Berggelände abgetrennten Oberburg blieb nach der Zerstörung Ende des 17. Jhs. und der Ausbeutung der Baulichkeiten als Steinbruch lediglich ein Rest der talseitigen Ringmauer erhalten. Am Nordende der zur Niederburg hin weisenden Mauer sind die geringen Reste eines schmalen rechteckigen Baus mit kleinen Fenstern und Schießscharten erkennbar. In der Nachbarschaft befinden sich Fundamentreste eines Rundturms. Über den 12 m breiten Halsgraben führt eine 1953/54 errichtete Bogenbrücke. An der Nordwestseite des Oberburg-Areals wurde Ende der 1960er Jahre ein moderner Zweckbau (Jugendburg der Nerother-Wandervögel) errichtet. Die Tonröhrenfunde aus dem Bereich der Oberburg deuten auf eine externe Wasserversorgung hin. Vom Baubestand der tiefer gelegenen Niederburg (Unterburg) blieben lediglich Reste der Zwingeranlagen an der Südseite und die Ruine eines Rundturmes erhalten. Beachtung verdient ferner die Ruine des dreiflügeligen, zweigeschossigen Schlossbaus mit dem polygonalen, aus der Gebäudeflucht vorspringenden Abschluss der Schlosskapelle. (Jens Friedhoff)

Arch-Untersuchung/Funde:

Im Bereich der Oberburg wurden bei Bauarbeiten Gefäßscherben einer Wasserleitung aus rot und weiß glasierten Tonröhren (Länge 59 cm; Durchmesser 6,4 cm u. 10 cm) geborgen. Ebenso Reste von Glasbechern (Nuppenbecher, 15. Jh.) sowie Siegburger Keramik (14./15. Jh.)