EBIDAT - Die Burgendatenbank

Eine Initiative der Deutschen Burgenvereinigung Menu

Kriegshoven

Geschichte:

Die Anfänge der Burg Kriegshoven gehen in das zweite Viertel des 13. Jh. zurück. 1247 benennt sich "Henricus de Creshoven" nach der Burg, die in der urkundlichen Überlieferung erstmals 1332 als Kölner Lehen in der Hand des Ritters Gerhard von Alfter zu Kirspenich aufgeführt wird. Mit ziemlicher Sicherheit ist Burg Kriegshoven als freier, d. h. nicht lehnsabhängiger (allodialer) Besitz anzusprechen und bildete Teil der wohl ehemals reichsfreien Herrschaft Heimerzheim. Seit 1347 übte jedoch das Erzstift Köln die landesherrliche Oberhoheit in diesem Gebiet aus. Vom Reichsoberhaupt ließ sich das Erzsitft 1353 dieses Recht durch eine Urkunde bestätigen. 1374 gelangte Kriegshoven als Lehen an den Ritter Albrecht "Beoyve von Vunsleden". Dessen Sohn, Arnold, der als Rittmeister in Diensten der Stadt Köln tätig war, trug die Burg der Stadt als Offenhaus auf. Noch zu seinen Lebzeiten ging der Besitz 1424 an seine Schwester Paitzgen bzw. deren Gatten Otto von Metternich über. In der Folgezeit verblieb Burg Kriegshofen in der Verfügungsgewalt der von Metternich. Ferdinand Gaudes und Johann Friedrich von Metternich mussten 1654 Kriegshoven mit 263 Morgen Land, einer Öl- und einer Getreidemühle an den kurkölnischen Geheimen Rat und Kanzler Dr. jur. Peter Buschmann veräußern, der die wohl mehrfach bauliche umgestaltete Anlage zu einem barocken Landsitz umgestalten ließ. Hinweise auf die umfangreiche Bautätigkeit Buschmanns, der einer alten kurkölnischen Beamtenfamilie angehörte, bieten das Allianzwappen und die Jahreszahl 1657 in der Wetterfahne auf dem Treppenturm sowie eine Ofenplatte von 1658, die sich heute über dem Eingang zum Pächterhaus (Halfenhaus) befindet. In der nachfolgenden Generation fiel Kriegshoven an seine Tochter Elisabeth, die mit Peter von Beyweth, der aus einem alten Kölner Patriziergeschlecht stammte, vermählt war. 1674 wurde Peter Beywegh mit Burg Kriegshoven belehnt. Auf dem Heiratsweg fiel Kriegshoven 1790 an Dr. Paul Best, der mit Maria Ursula von Beywegh verheiratet war. Als Besitzer folgten 1843 Gerhard von Carnap zu Bornheim und 1868 Emil Wülfing aus einer im bergischen Elberfeld ansässigen Fabrikantenfamilie. Emil Wülfing wurde 1900 in den preußischen Adelsstand erhoben und ließ 1868-70 von dem Architekten Wilhelm Graf Mörner das Herrenhaus um- und ausbauen. Ferner ließ er 1900 die Vorburg moderrnisieren und erweitern. 1952 ging der Adelssitz an den Schwiegersohn Emils II. von Wülfling, Friedrich von Scherenberg über. Die sehr gepflegte Anlage befindet sich bis heute in Familienbesitz. (Jens Friedhoff)

Bauentwicklung:

Eine eingehende bauhistorische Untersuchung und archivalische Forschungen zur Klärung der Geschichte des Schlosses stehen noch aus. Über die mittelalterliche Vorgängeranlage des im Kern renaissancezeitlichen Adelssitzes liegen keine gesicherten Erkenntnisse vor. Unklar ist ob die zweiteilige Wasserburg aus einer hochmittelalterlichen Motte hervorgegangen ist. Die hohe Aufschüttung der Herrenhausinsel lässt diese Vermutung durchaus zu (vgl. hierzu die vergleichbare Situation des Hauses Kühlseggen). Eine grundlegende Klärung der baulichen Anfänge der Anlage ist jedoch nur durch eine archäologische bzw. bauhistorische Untersuchung herbeizuführen. Spätestens im Verlauf des 14. Jarhhunderts könnte an die Stelle derr Ursprungsanlage ein steinernes Burghaus oder ein Wohnturm getreten sein. Sehr wahrscheinlich hat sich ein solches Gebäude im Bereich des Nordflügels der heutigen Wasserburg befunden. Sichtabare Spuren fehlen jedoch. Einer ersten steinernen Bauphase könnten Mauerreste in den Kellern angehören. Das vom LVR-Mat für Denkmalpflege im Rheinland 2005 erstellte verformungsgerechte Neuaufmaß lässt im Nordostteil des Nordflügels einen annähernd quadratischen Kellerraum erkennen, der zur Hälfte nicht unterkelltert ist. Ob sich dort der spätmittelalterliche Wohnturm oder das Burghaus befunden haben, lässt sich jedoch nicht mit letzter Sicherheit sagen. Vor dem barocken Umbau durch den Juristen Buschmann Mitte des 17. Jahrhunderts präsentierte sich Kriegshoven als ein zweiflügeliger Winkelbau mit einem polygonalen Treppenturm. Aus der barocken Bauphase, die offenbar 1657/58 zu einem Abschluss gelangte, stammt noch der Dachstuhl des Nrodflügels. Unter Buschmann wurden ferner neue Vorburggebäude errichtet. Eine im LVR-Amt für Rheinische Denkmalpflege erhaltene Zeichnung der Burg Kriegshoven von Wilhelm Graf Mörner, datiert vom 31. März 1869 zeigt im Wesentlichen den barock überformten Bau vor der Erweiterung um 1870. Im Auftrag von Emil Wülfing wurde das Volumen des Herrenhauses verdoppelt. Es entstand eine stattliche Dreiflügelanlage. Der barocke Treppenturm im Hofwinkel erhielt ein Pendant. Die gesamte Außenfassade wurde im Stil der Neorenaissance überformt. Um 1900 wurden die Vorburggebäude modernisiert. Nach einem Brand der Vorburg 1970 wurde der Westteil der Ökonomiegebäude nicht wieder hergestellt. (Jens Friedhoff)

Baubeschreibung:

Die zweiteilige Wasserburg besteht aus Vor- und Hauptburg. Wie die mittelalterliche Anlage ausgesehen hat und ob von einer Motte als Vorgängeranlage der Wasserburg auszugehen ist, lässt sich zum gegenwärtigen Zeitpunkt ohne archäologische und bauhistorische Untersuchung nicht sagen. Im Nordteil des Herrenhauses könnten sich Reste eines spätmittelalterlichen Baukörpers befinden. Typologisch gehört Kriegshoven zu den im Rheinland weit verbreiteten hakenförmigen Zweiflügelanlagen. Im Hofwinkel wurden die beiden Hauptgeschosse durch einen polygonalen Treppenturm erschlossen. Erst der historistische Umbau um 1870 führte zur Entstehung einer großzügigen Dreiflügelanlage mit einem weiteren, zweiten Treppenturm. Die Fassade des Schlosses wurde im Stil der Neorenaissance umgeformt, so dass der Ursprung der bestehenden Anlage, der Zweiflügelbau, auf den ersten Blick nicht mehr erkennbar ist. Die teilweise erhaltenen Wirtschaftsgebäude wurden in der Barockzeit und um 1900 baulich verändert. (Jens Friedhoff)