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Walberberg, Hexenturm

Geschichte:

Der im Volksmund seit dem 19. Jahrhundert als "Hexenturm" bezeichnete runde Hautpturm wird in der älteren Literatur gelegentlich als Rest einer hochmittelalterlichen Burggründung der Grafen von Saffenburg gedeutet. Ob es sich tatsächlich um eine Anlage des 12. Jarhhundert handelt, lässt sich nach derzeitigem Kenntnisstand nicht mit letzter Sicherheit sagen. Eine 2005 durchgeführte bauhistorische Untersuchung erlaubt eine vorsichtige Datierung des Rundturmes in das 12. oder 13. Jahrhundert. In den Schriftquellen wird der Turm zu Walberberg erstmals 1384 erwähnt. Zu diesem Zeitpunkt befand er sich im Beistz der Heren von Holtorp. 1388 veräußerten Konrad von Holtrop und seine Gattin den Turm samt Zubehör an das Kölner Domkapitel. Nach 1803 gelangte das Objekt in Privatbesitz und wechselte mehrfach den Eigentümer. Ein erster Hinweis auf die Bezeichnung "Hexenturm" findet sich 1817. 1858 ging der Turm an den preußischen Fiskus über und wurde somit vor dem drohenden Abriss bewahrt. Heute befindet sich der Turm im Besitz des Landes NRW. (Jens Friedhoff)

Bauentwicklung:

Unklar ist, ob der noch guterhaltene fünfgeschossige Rundturm lediglich Bestandteil einer größeren hochmittelalterlichen Burggründung der Grafen von Saffenburg war, oder ob es sich um einen spätmittelalterlichen Wohnturm der niederadeligen Familie von Holtorp handelt. Die verwendeten Baumaterialien, der Turm wurde aus römischem Gußmauerwerk der durch Walberberg führenden römischen Wasserleitung des 1./2. Jh. errichtet, sprechen für eine Datierung in das späte 12. bzw. das frühe 13. Jahrhundert. Bauliche Veränderungen erfolgten offenbar erst nach der Aufgabe des Bauwerks als Wohn- und Wehrturm im Zuge von Sicherungsarbeiten. Zu diesen baulichen Veränderungen gehört u. a. die in das Erdgeschoss eingebrochene Zugangstüre, die die Aufgabe des hochgelegenenn Hocheingangs im ersten Obergeschoss erfüllt. Die älteste erhaltene Ansicht bietet ein barockes Gemälde in der dem Turm benachbarten Pfarrkirche zu Walbergberg, die den Turm im Bauzustand des 18. Jahrhunderts zeigt. Frühe Fotografien aus dem ersten Viertel des 20. Jahrhunderts zeigen den Turm steinsichtig und ohne Dach. Die Turmhaube wurde erst zu Beginn der 1930er Jahre aus konservatorischen Gründen ergänzt. 1970 erhielt der Turm einen neuen Außenputz. (Jens Friedhoff)

Baubeschreibung:

In unmittelbarer Nachbarschaft der mittelalterlichen Pfarrkirche von Walberberg liegt auf einem leicht abfallenden Hanggelände der so genannte Hexenturm. Es handelt sich um einen vermutlich hochmittelalterlichen fünfgeschossigen Rundturm, der in den Schriftquellen erstmals Ende des 14. Jahrhunderts genannt wird. 2005 wurde der Turm umfassend bauhistorisch untersucht. Als Baumaterial diente wiederverwendetes römisches Gusswerk (Beton / opus caementicium), das von der Walberberg durchquerenden römischen Wasserleitung des 1./2. Jh. n. Chr. Gewonnen wurde. Ferner wurden Tuffstein und Drachenfels-Trachyt zum Bau herangezogen. Bei einer Gesamthöhe von 18,30 m weist der Turm einen Außendurchmesser von 8,60 m bei einer Basismauerstärke von 2,20 m auf. Die Mauerstärke nimmt von Geschoss zu Geschoss ab und erreicht im abschließenden Turmgeschoss lediglich noch 0,90 m. Der ursprüngliche Zugang lag im ersten Obergeschoss. Später legte man einen ebenerdigen Eingang an. Das erste Obergeschoss weist Sitznischen sowie geringe Reste einer Farbfassung auf. Die Wandflächen unterhalb des Gesimses waren mit einem roten Ziegelverputz versehen. Oberhalb des Gesimses kamen Reste einer Malerei zutage aus elf abwechselnd roten und blauschwarzen Feldern, die durch weiße, aufgemalte Scheinfugen voneinander getrennt waren. Der Raum wurde durch einen großen Wandkamin beheizt. Zur Erschließung des Turmes dient eine in der Mauerstärke befindliche schmale Treppe. Auch das zweite Obergeschoss war durch einen Kamin beheizbar und verfügte über Sitznischenfenster. (Jens Friedhoff)