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Wissem

Geschichte:

Die Anfänge der spätmittelalterlichen Wasserburg, die als Stammsitz der Herren von Troisdorf gilt, sind bislang noch nicht erforscht. Durch Schriftquellen abgesicherte Daten der sicherlich älteren Burg liegen erst ab den 1430er Jahren vor. 1435 befand sich Haus Wissem im Besitz des Rembold von Plettenberg. Im Erbgang gelangte die als landtagsfähiger Rittersitz ausgewiese Wasserburg 1511 an Johann von Zweifel. Dessen Sohn Caspar ließ 1548 Umbaunaßnahmen vornehmen. Anna von Zweifel brachte Haus Wissem 1640 der Familie ihres Gatten, den Herren von Cortenbach zu. Im Erbgang gelangte Wissem 1784 an Ernst von Landsberg und 1826 an Friedrich von Hövel, der das Gut jesoch bereits zwei Jahre später an Ernst August von Beust veräußerte. 1833 erwarb Clemens von Loe Haus Wissem und ließ um 1840 an der Stelle eines Vorgängerbaus das klassizistische Herrenhaus errrichten. Schloss Wissem verblieb bis 1939 im Besitz der von Loe. Seit 1939 im Eigentum der Gemeinde Troisdorf beherbergte das Anwesen von 1945 bis 1981 das Rathaus. Seit 1982 befindet sich in dem Schloss ein Museum für Bilderbuchkunst und Jugendbuchillustration sowie ein Restaurant. (Jens Friedhoff)

Bauentwicklung:

Zu der baulichen Entwicklung von Haus Wissem vor der Mitte des 16. Jahrhunderts liegen nur wenige Erkenntnisse vor. Im Kontext der funktionalen Umgestaltung des Anwesens erfolgten Anfang der 1990er Jahre bauhistorische Untersuchungen, die sich insbesondere auf den ruinösen Renaissancebau aus der Mitte des 16. Jahrhunderts erstreckten. Besondere Beachtung verdient der Fund eines Wellenfußbechers Siegburger Frühsteinzeugs aus einer Trümmerschicht im Fundamentbereich des Renaissancebaus. Der Fund erlaubt einen vorsichtigen Rückschluss auf ein dort befindlichen Keller, der vermutlich ins 13. Jahrhundert zu datieren ist und somit der ältesten, jedoch nicht durch urkundlichen Nachrichten abesicherten Bauphase des Hauses gehört. Der Renaissancebau, der 1992 einer neuen kulturellen Nutzungs zugeführt wurde und eine neues Stahl- und Glasdach erhielt, diente sehr wahrscheinlich als Remise bzw. im Untergeschoss als Marstall. Steinkreuzfenster im Obergeschoss deuten auf das anspruchsvolle Wohnquartier eines Stallmeisters hin. Zwei Wappensteine mit der Jahreszahl um 1550 befinden sich über einem großen Korbbogenportal. Sie sind jedoch zweitverwendet. Der mittlere Wappenstein zeigt das Allianzwappen von Cortenbach / von Hatzfeldt und weist auf Bertram von Cortenbach und seine Gattin Charlotte Catharina von Hatzfeldt (Eheschließung 1669). Zu diesem Zeitpunkt wurden vermutlich die feldseitigen Untergeschossfenster eingefügt. Ob bei den barocken Baumaßnahmen auch die hofseitige Holzgalerie des Renaissancetrakts entfernt worden ist, lässt sich nciht mit letzter Sicherheit sagen. Unklar ist die bauliche Entwicklung des in seiner heutigen Form auf einen Neubau von 1840 zurückgehenden Herrenhauses. Eine Ansicht aus dem Jahr 1766 zeigt an der Stelle des Herrenhauses einen schlichten, rechtwincklig an den Renaissancebau anschließenden Bau mit Satteldach und einem seitlichen Flankenturm. Mit Ausnahme des 1742 inschriftlich datierten Torhauses wurden die im Zweiten Weltkrieg stark beschädigten barocken Flügelbauten im Norden und Westen von Haus Wissem niedergerissen und 1962 durch ihnen nachempfundene Neubauten ersetzt. (Jens Friedhoff)

Baubeschreibung:

Von der mittelalterlichen Wasserburg haben sich keine obertägig sichtbaren baulichen Reste erhalten. Auf die hochmittelalterlichen Anfänge des Adelssitzes, der vage in das 13. Jahrhundert zu datieren ist, weist lediglich das Wellenfußfragment Siegburger Frühsteinzeugs im Bereich eines Kellers hin. Zum ältesten noch erhaltenen Baubestand zählt der zweigeschossige, vermutlich als Marstall anzusprechende zweigeschossige Gebäudekomplex, der 1991/92 revitalisiert wurde und eine moderne Dachkonstruktion aus Stahl und Glas erhielt. Bei dem sich seitlich anschließenden Herrenhaus, einem über hohem Sockelgeschoss errichteten zweieinhalbgeschossigen Gebäude handelt es sich um einen 1840 unter der Familie von Loe errichteten klassizistischen Neubau. An der Feldseite schließt sich an das Herrenhaus ein viereckiger Turm mit barocker Haube an, der an der gegenüberliegenden Gebäudeecke mit einem schmalen runden Eckturm korrespondiert, der ebenfalls eine barockisierende Haube trägt. Den Zugang zum weiträumigen Innenhof der Wasserburg ermöglicht das eingeschossige Torhaus von 1742 mit aufwändig gearbeitetem Portal, dessen Dreieckgiebel in das Mansarddach einschneidet. Bei den sich an das Torhaus anschließenden Gebäuden handelt es sich um Neubauten von 1962, deren Architekturformen sich an den im Zweiten Weltkrieg stark beschädigten barocken Vorgängerbauten orientieren. (Jens Friedhoff)

Arch-Untersuchung/Funde:

Im Zusammenhang mit Sanierungsmaßnahmen erfolgten partielle archäologische Untersuchungen von Teilbereichen der Anlage. (Jens Friedhoff)