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Neidenstein

Geschichte:

Die Anfänge der auf einem Bergsporn über dem Schwarzbachtal gelegenen Burg Neidenstein reichen bis ins 13. Jh. zurück. Als Initiatoren der Burggründung gelten die ursprünglich aus der linksrheinischen Pfalz stammenden Edelherren von Neidenstein. Die 1319 erstmals urkundlich erwähnte Burg zählt zu den ältesten Stammgütern der Familie im Kraichgau. Burg und Dorf Neidenstein galten im 14. Jh. (1385) als Reichslehen der Herren von Venningen. Die Neidensteiner Linie stellte mit Seyfried (+1395) und Jobst (+1410) zwei Hochmeister des Deutschen Ordens und mit Hans von Venningen (+1478) einen Bischof von Basel und den Gründer der dortigen Universität. Siegfried von Venningen (+1483) amtierte als Bischof von Speyer und Würzburg. Nach dem Aussterben der Neidensteiner Linie des Hauses Venningen gelangten Burg und Ort an die Hilsbacher Linie. 1806 wurde die kleine, mit der Burg verbundene Herrschaft dem Großherzogtum Baden einverleibt. Die 1897-1903 restaurierte Burg befindet sich bis heute in Familienbesitz. (J. F.)

Bauentwicklung:

Die Baugeschichte der Anlage ist bislang nur unzureichend erforscht worden. Der 1901 um ein Geschoss reduzierte Hauptturm an der Schildmauer wird in der Literatur in das 13. Jh. datiert, während die Schildmauer mit der Tourelle sowie die beiden wohnturmartigen Hauptgebäude dem 14. Jh. angehören. In spätmittelalterlicher Zeit entstand vermutlich auch die die Kernburg umgebende Zwingeranlage mit einem runden Flankenturm sowie die beiden Tortürme der Burg. Die Fachwerkgebäude in der weitläufigen Vorburg datieren z. T. ins 16. Jh.. Im 16. Jh., 17. u. Mitte des 18. Jh. umgestaltet (Wandmalereien im Inneren des Wohnbaus; verschiedene Bauinschriften von 1516 und Erker von 1561) geriet die Burg, die offenbar die Kriege des 17. Jh. unbeschadet überdauerte, Ende des 18. Jh. in Verfall. 1897-1903 ließ Karl Freiherr von Venningen zu Eichtersheim die Burg durch den Konservator der öffentlichen Baudenkmäler in Baden, Oberbaurat Kircher, wiederherstellen. Zu Beginn der 1960er Jahre wurden Sicherungsarbeiten vorgenommen. (J.F.)

Baubeschreibung:

Die zweiteilie, auf einem Bergsporn gelegene und von dem ansteigenden Gelände durch einen tiefen Halsgraben getrennte Anlage gliedert sich in eine polygonale Haupt- und eine unregelmäßig längsrechteckige Vorburg. An der Stelle des Vorburgtores im Osten entstand im 19. Jh. die örtliche Pfarrkirche. Von der Bebauung des Innenhofs blieben die massive Fruchtscheuer sowie zwei Fachwerkbauten erhalten, die sich teilweise rückwärtig an die Ringmauer anlehnen. Den Zugang zur Hauptburg vermitteln zwei mit Zeltdächern versehene und mit Wappentafeln geschmückte quadratische Tortürme und ein einfaches Tor in der Ringmauer. Die die Kernburg umgebende Zwingermauer passt sich in ihrem polygonalen Verlauf der Geländetopographie an. Nach Westen und Süden ist die Hauptburg durch eine Schildmauer (Mauerstärke im Norden 3 m; im Süden 1,40 m; Höhe 16 bzw. 11 m) gedeckt, in die der schmale rechteckige Hauptturm (Höhe 23 m) eingebunden ist. An der Südostecke vermittelt eine in 6 m Höhe befindliche schmale Tourelle zwischen Ring- und Schildmauer. Beachtung verdient ferner ein in der südlichen Schildmauerpartie befindlicher Aborterker, der zu einem nicht mehr erhaltenen hofseitigen Gebäude gehörte. Von den beiden turmartigen Wohnbauten (Kemenaten) an der Nordseite ist lediglich der östliche, talwärts gelegene Bau erhalten. Die, durch einen nachmittelalterlichen Zwischenbau (16. Jh.) verbundenen Wohnbauten weisen drei (Ostbau) bzw. vier Geschosse (Westbau) auf. Ein Erker mit dreiteiligem, spätgotischem Fenster lockert die talseitige Fassade der östlichen Kemenate auf. Im Inneren des Ostbaus befinden sich umfangreiche Reste von Wandmalereien des frühen 16. und des 17. Jh. (J.F.)