EBIDAT - Die Burgendatenbank

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Haidstein

Geschichte:

Der Stammsitz der Haidsteiner, einer der bedeutendsten Reichsministerialenfamilien der Mark Cham mit ebenfalls engen Bindungen an die Diepoldinger, wurde wohl im Auftrag der Markgrafen erbaut. Die Haidsteiner bildeten mit den Nabburgern und den (Alten-) Rundingern eine große Familie. Mitte des 12. Jh.s ist Pabo d. Ä. von Haidstein mehrfach belegt. Neben mehreren anderen Mitgliedern der Familie war vor allem Pabos Sohn Pabo d. .J. von großer Bedeutung. Er ist bis 1200 in den Quellen zu verfolgen und wird 1182 von Kaiser Friedrich I. "ministerialis noster" genannt. Nach seinem kinderlosen Tod - er hatte sich im Alter offenbar nach Regensburg zurückgezogen - ging die Burg möglicherweise für kurze Zeit an die Rundinger über, nach dem Aussterben der Diepoldinger 1204 dann aber sicher an die Wittelsbacher. Diese gaben sie zu Lehen aus, möglicherweise schon früh an die Chamerauer, die hier aber erst 1343 nachweisbar sind. 1347 wurde die Burg von Konrad Chamerauer den Truppen Karls IV. kampflos übergeben. Daraufhin sind hier kurzfristig Pfleger nachweisbar. Nach 1353 kamen die Chamerauer wieder in den Besitz der Burg. Das Verhältnis der Familie zum Landesherrn, zunächst den Herzögen von Niederbayern-Straubing-Holland, dann ab 1429 den Herzögen von Bayern-München ist von einem steten Auf und Ab geprägt. So gingen sie wegen angeblicher Untreue 1365 aller Güter außer dem Haidstein verloren, schafften aber in der nächsten Generation wieder den Aufstieg in hohe Positionen. 1432 verpflichtete sich Peter VI. Chamerauer für ein Jahr mit seinen Burgen gegen die Hussiten, 1444 aber sollte gegen die Burg wegen verübter Raubüberfälle eine Strafexpedition erfolgen, was zu Öffnung der Burg und Urfehdeschwur seitens Friedrichs III. und Ulrichs V. Chamerauer gegenüber Herzog Albrecht III. führte. 1467/68 soll die Burg nach weiteren Raubzügen zerstört worden sein, wogegen aber eine erneute Öffnungsverpflichtung von 1468 spricht. Zudem ist Ulrich VI. noch bis 1486 auf der Burg nachweisbar. Über dessen Tochter fiel sie dann an die Nothafft auf Runding und blieb bis ins 19. Jh. bei der Herrschaft Runding. Die Burg selbst wurde jedoch rasch aufgegeben und war M. des 16.Jh.s Ruine. (B.E.)

Bauentwicklung:

Die Burg wurde im 12.Jh. bereits in ihrer Gesamtausdehnung erbaut. Dazu gehörte die Hauptburg mit Bergfried und Wohnbau und der ab 1366 belegten Kapelle, die innere Vorburg mit der Zisterne und die geräumige äußere Vorburg. Die Gesamtanlage weist durchgängig die Tendenz zu einer bemerkenswert regelmäßigen Grundrissgestaltung auf. Spätere Umbauten bzw. Verstärkungen sind kaum nachweisbar. Lediglich an der Ringmauer der inneren Vorburg bestanden zwei Rund-/ Halbrundtürme, deren Entstehungszeit offen ist. Man verließ sich also weitgehend auf die abgelegene, von Natur aus gut gesicherte Lage. Der Verfall der Burg setzte im 16. Jh. ein, doch waren im 19. Jh. noch umfangreiche Reste des Bergfrieds und des Tores der äußeren Vorburg erhalten, doch sind auch diese mittlerweile weitgehend verschwunden. 1656/57 wurde die Kapelle wiederhergestellt und 1718/19 erweitert. (B.E.)

Baubeschreibung:

Die Burg gliedert sich in eine Hauptburg und zwei Vorburgen. Erstere nimmt das ringsum von steilen Felsen begrenzte Gipfelplateau von ca. 55 x 20 m ein. Im Nordwesten wird der Zugang vom Gipfelfels, der den Bergfried trug, gedeckt. Im Südosten sorgte ein in den Fels geschlagener Halsgraben von 10 m Breite und 7 m Tiefe für ausreichend Schutz. Von der Ringmauer sind nur im Osten Reste erkennbar. Den Südostteil des Gipfelfelsens nimmt die St. Ulrichskapelle ein. Der flachgedeckte Saal mit trapezoidem Chor ist das Ergebnis einer Wiederherstellung 1656/57 und einer Erweiterung nach Westen 1718/19. Bei Grabungen 1987 konnten auf der Nordostseite der Kapelle Mauerzüge festgestellt werden, die auf eine ursprünglich gänzlich andere, querrechteckige Gestaltung des Baus hinwiesen. Möglichweise hat es sich dabei ursprünglich um ein Wohngebäude gehandelt. Etwas unterhalb liegt im Nordosten die innere Vorburg von ca. 49 x 10 m. Sie war offenbar über einen Torturm zugänglich. Erhaltene Fundamente weisen Stärken bis 2,4 m auf. Eine Geländeausbuchtung nach Nordosten und ein Felsturm an der Ostecke dürften auf Rundtürme hinweisen. In der Mitte liegt eine ca. 5 x 10 m messende, 3 m tiefe Grube, der Versturztrichter der Zisterne. Nochmals einige Meter tiefer liegt die L-förmige äußere Vorburg von ca. 80 x 14/19 m. Hier ist insbesondere der Verlauf der 1,2-1,8 m starken Ringmauer noch gut erkennbar. Im Südosten liegt zwischen zwei Felsen das Haupttor, dessen Torwangen teils noch mehrere Lagen aufgehendes Mauerwerk erkennen lassen. Auf die Anlage eines Grabens um die Vorburg war verzichtet worden. (B.E.)

Arch-Untersuchung/Funde:

Bei Grabungen in der 2.H.des 19. Jh.s sollen Hufeisen, Sporen, Hutschnallen und Keramik gefunden worden sein. Bei Grabungen 1987 wurden im Umfeld der Kapelle verschiedene Mauerzüge aufgedeckt. (B.E.)