EBIDAT - Die Burgendatenbank

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Runding

Geschichte:

Ab 1118/19-25 lassen sich zwei Zweige der Rundinger als Burgherren auf Alten- ("Rumtingen Veteri") und Neuenrunding fassen. Im letzten Viertel des 12.Jh.s zeichnet sich unter einem neuen Familienzweig, der zuvor auf der Reichsburg Cham Dienst tat, eine Besitzvereinheitlichung ab. Alle Rundinger waren Ministerialen der Markgrafen von Cham, gehörten zeitweise auch der Reichsministerialität an, und gingen 1204 mit den Besitzungen der Diepoldinger in die Ministerialität der Wittelsbacher über. Ab dem späten 13. und im 14. Jh. ging es mit der Familie wirtschaftlich bergab. So sollen bereits um 1300 die Chamerauer Mitbesitzer von Runding gewesen sein. 1361 findet sich die gesamte Anlage im Besitz von Friedrich Ramsperger, auf den Ruprecht der Zenger von Altendorf folgt. Dieser verkauft ein Viertel der Anlage an Pfalzgraf Ruprecht I. 1378 erwarben die Herzöge der vier bayerischen Teilherzogtümer die Burg von Arnold Fraunberger. Aber auch die Rundinger erwarben wieder Anteile an ihrem Stammsitz, da für 1379 der Verkauf eines Besitzanteils durch Heinrich Rundinger an Haug Donnersteiner belegt ist. 1382 verkauft Hilprant Ramsperger seinen Anteil an Friedrich Chamerauer zum Haidstein. 1384 ist zudem ein Traubenbacher im Mitbesitz von R. 1388 war Heinrich Rundinger wieder im Gesamtbesitz der Anlage. Bald darauf teilte er sie jedoch mit seinem Sohn Michael und den Chamerauern. 1410 verkaufte er sein Anteilsdrittel an Herzog Johann III. von Niederbayern-Straubing-Holland. Dieser veräußerte es 1413 an seinen Schatzmeister Heinrich II. Nothafft zu Wernberg. Der hatte bereits 1413 die beiden anderen Anteile "...an der Vesten zue Runting..." von Michael Rundinger und den Chamerauern erworben. Die Nothafft blieben nun über 5 Generationen bis 1549 im Besitz der Burg. Diese erwarb nun Ludwig VII. von Eyb. Erst 1618 bzw. 1629 erfolgte die Rückerwerbung durch die seit 1638 gräfliche Linie der Nothafft. Nach deren Aussterben 1757 fiel die Burg entgegen der Nothafftschen Erbregelung nach testamentarischer Verfügung des letzten gräflichen Nothafft an den Deutschen Orden. Diese Entscheidung focht Josef Anton Cajetan Nothafft von Weißenstein aus der freiherrlichen Linie an, dem das Reichskammergericht Runding 1759 auch zusprach. In Händen dieses Familienzweiges blieb Runding bis 1829. Die überschuldete Herrschaft musste in diesem Jahr zwangsweise an den Staat verkauft werden. 1832 ging sie an den Bankier Hirsch aus München, 1858 an die Familie Schätz aus Runding. Der Abbruch der Burg hatte damals schon längst eingesetzt. 1920 verkaufte die Familie den Schlossberg mit der Ruine weiter. Nach mehreren Besitzwechseln wurde er 1934 von der Familie Amberger erworben, in deren Händen er heute noch ist. (B.E.)

Bauentwicklung:

Die komplizierte Baugeschichte der Burg konnte zumindest für die Hauptburg durch die seit 1999 laufenden Grabungen in großen Zügen geklärt werden, wobei gerade für die Zeit bis zum 15. Jh. viele Fragen offen bleiben. Das älteste Fundmaterial stammt bereits aus dem 10. Jh., doch ist diese Keramik in jüngere Befunde umgelagert. Als älteste Befunde des 11. Jh.s (Phase 1) konnten unter dem späteren Südwestflügel Reste des Ausbruchgrabens einer Wehrmauer mit vorgelagerter Berme und Hanggraben sowie rückwärtigen Pfostenstellungen freigelegt werden. Für Phase 2 (um 1100-1160/70) ließen sich darüber Reste eines polygonalen Turmbaus von ca. 6,5 m Dm. feststellen. Zeitgleich wurde der Gipfelfelsen mit einem ca. 12 x 9,5 m messenden Gebäude umbaut. Es dürfte sich dabei um die Kernbauten von Alten- und Neuenrunding handeln, wobei sich eine Trennung beider Anlagen im Gelände bisher nicht nachweisen ließ. Der polygonale Turm wurde im letzten Drittel des 12. Jh.s (Phase 3) wieder aufgegeben. Um 1200 (Phase 4) wurde die gesamte Hauptburg mit einer bis 1,8 m starken Ringmauer umzogen. Diese verlief weitgehend mit geraden Fluchten, im Südosten jedoch - den Verlauf der späteren Zwingermauer vorwegnehmend - im Bogen. Versprünge waren geländebedingt. Nach Nordwesten bestanden ein zurückgezogenes Tor und ein aufwendiger Palas, von dessen Saal im 1.OG noch zahlreiche Reste gekuppelter Fenster zeugen. Für Phase 5 (2.H.13.Jh.-1413/15) lässt sich vor allem eine Verdoppelung der südöstlichen Ringmauer mit der Anlage eines repräsentativen Doppelturmtores nachweisen. Hinzu kommen ein Torzwinger im Nordwesten und mehrere angeschnittene Baulichkeiten im Bereich der gesamten Hauptburg, die sicher mit der erhöhten Zahl von Teilhabern in Zusammenhang stehen. Ein Graben ist für diese Zeit nicht gesichert, aber im Bereich der Tore anzunehmen. In Phase 6 (1413/15-M.15.Jh.) wurde unter den ersten Nothafft der Palas als 26,5 x 10,5 m großer, zumindest zweigeschossiger, teilunterkellerter Bau errichtet. Ab 1423 entstand in zwei Bauabschnitten über der abgebrochenen Westecke der 9,4 x 9,4 m messende Wohnturm. Dieser enthielt im Inneren u.a. die Küche, einen großen Saal, Wohnräume und eine Privatkapelle. Möglicherweise wurde auch die Burgkapelle auf dem niedrigeren Teil des Gipfelfelsens in dieser Phase erbaut. Hinzu kamen noch weitere, nur in Ausschnitten erfasste Baulichkeiten. Auch die Anlage der Vorburg mit Pfleghaus (Amt seit 1414 belegt) und dem riesigen Getreidekasten dürfte in diese Zeit fallen. In Phase 7 (M.15.-A.16.Jh.) wurden vor allem die Wehranlagen verstärkt. Es entstand der 380 m lange Ringgraben um die Hauptburg mit feindseitiger Futtermauer und vorgelagerten Zwingeranlagen, der Zwinger um die Hauptburg mit Schalentürmen im Norden und Süden und in mehreren Bauabschnitten ein weit vorspringender dreigeschossiger Torbau mit 3 Toren und Zugbrücke im Nordwesten. Weiter wurde hinter der in ihrem Verlauf veränderten nordöstlichen Ringmauer ein großes Gebäude errichtet und der Wohnturm (?) am Gipfelfels durch einen Neubau gleicher Dimension ersetzt. Zudem legte man in der Südecke des Hofes eine Zisterne an und pflasterte den gesamten Hof. In Phase 8 (1.H.16. Jh.) wurde nach einer teilweisen Brandzerstörung durch Beschuss der Torbau durch einen Anbau in ein breit hingelagertes Torhaus umgewandelt, das auch eine separate Fußgängerzugbrücke erhielt. Zudem entstand in der Ostecke des Hofes eine Stallung. Unter den Eyb wurden trotz angespannter Finanzen in Phase 9 (M.16.-A.17.Jh.) weitere umfangreiche Baumaßnahmen durchgeführt. Es entstand der Südwestflügel als durchlaufender zweigeschossiger Steinbau mit im EG sechs Räumen. Er diente hauptsächlich Wirtschaftszwecken. An der südöstlichen Ringmauer wurde ein Backhaus errichtet. Auch der Palas wurde teilweise erneuert, wohl auch aufgestockt und erhielt eine hofseitige Zugangstreppe. Diese wurde von teilweise unterkellerten Anbauten flankiert. Nach der zweimaligen Verwüstung der Burg im Dreißigjährigen Krieg erfolgte in Phase 10 (2.H.17.Jh.-um 1700) ein Wiederaufbau unter vielfacher Preisgabe der Wehrhaftigkeit zugunsten eines schlossartigen Ausbaus. Es entstand ein neuer großer Torbogen im Torhaus und anstelle der Zug- eine steinerne Bogenbrücke. Die Ringmauer wurde zur leichteren Kommunikation mehrfach durchbrochen. Im Nordosten wurde eine weitere Zisterne angelegt und bald darauf in den neu angelegten durchlaufenden zweigeschossigen Nordostflügel integriert. Er wies im EG sechs Räume auf, darunter auch eine Stallung für wohl 18 Pferde mit Sattelkammer. Die hofseitigen Anbauten des Palas wurden aufgegeben, die Keller verfüllt. Auch das Backhaus wurde um einen Ofen erweitert und am Stall eine Schmiede angelegt. In der letzten nutzungszeitlichen Phase 11 (A.18.Jh.-1829) erhielt der Palas eine neue repräsentative Zugangstreppe, die Schmiede wurde erneuert, ebenso einer der Öfen im Backhaus. Doch bereits im 18. Jh. stürzte die Bebauung des Gipfelfelsens ein und blieb als Ruine liegen. Auch Brandschäden wurden nur notdürftig beseitigt. Unklar bleibt in seiner Zeitstellung der Ausbau der Vorburg nach Westen mit Gartenanlagen u.ä. Auf zahlreiche weitere Details wie Latrinen, Abfallgruben, Ofenanlagen etc. kann hier nicht eingegangen werden. In Phase 12 (ab 1829) dokumentiert sich der Abbruch der Burg. Dieser begann bereits 1832, 1846 war der Südwestflügel ohne Dach, 1858 die gesamte Burg, die seither intensiv als Steinbruch genutzt wurde. 1905 stürzten große Teile des Wohnturms ein. Wiederaufbauversuche in den 1920er Jahren blieben erfolglos und führten insbesondere in der Vorburg zu starken Substanzverlusten. Der letzte bewohnte Bau, das Pfleghaus, war um 1900 verlassen worden. Der massive Substanzverlust an der Anlage setzte sich bis in die 1960er Jahre fort. Nachdem seither die gesamte Hauptburg unter dichtem Bewuchs verschwand, werden seit 1993 umfangreiche Maßnahmen zur Sicherung des Bestandes vorgenommen. (B.E.)

Baubeschreibung:

Die Anlage nimmt eine maximale Gesamtfläche von 174 x 108 m ein und gehört so zu den größten Adelsburgen Ostbayerns. Sie gliedert sich in Haupt- und Vorburg sowie umfangreiche Außenanlagen und war über vier Wege erreichbar. Der Weg von Süden vom Dorf her wird von einem langen, nur in Resten erhaltenen Zwinger begleitet. Er endet am Südtor der nur schwach befestigten Vorburg, die der Hauptburg im Nordwesten vorgelagert ist. Es gab noch einen zweiten Zugang über ein einfaches Tor im Nordwesten. Auf der Westseite des Hofes stand das 28,3 x 11,5 m messende Pfleghaus, ein erdgeschossiger Pultdachbau, von dem noch der Keller erhalten ist. Seine Westmauer stützen mächtige Strebepfeiler. Nach Westen liegen tiefer am Hang mehrere Terrassen und weitere Mauerreste, die zu Gärten, aber auch Außenbefestigung gehören. An der Nordostseite stand der viergeschossige Getreidespeicher von 27,5 x 12,9 m. Über dem verfüllten Keller haben sich neben Fundamenten noch Reste des Nordostgiebels mit mehreren Fenstern aus zwei Bauphasen erhalten. Zwischen Vor- und Hauptburg liegt eine ehemals 7 m hohe ummauerte Felsterrasse. Von dieser aus zieht sich ein Wall um die gesamte Kernburg, der wohl eine Mauer trug. Ein Durchlass in der Felsterrasse wurde über ein oder zwei Tore gesichert. Von dort aus erreichte man die Zug-/Bogenbrücke zum Haupttor im Nordwesten, an deren Stelle heute ein Damm geschüttet ist, der aber Reste der Bogenbrücke birgt. Diese querte den bis zu 20 m breiten, feindseitig ausgemauerten Ringgraben. Die Zugangsseite der Hauptburg, die ein unregelmäßiges Rechteck beschreibt, dominieren die Reste des quadratischen Wohnturms an der Westecke und des noch bis drei Geschosse hoch aufragenden Palas. Vorgeschoben in den Graben sind die Grundmauern des Torhauses mit dem Torwärterstübchen und den Resten der Treppe ins 1.OG. An den Torbau schließt sich nach beiden Seiten die Zwingermauer an. Der Zwinger, innerhalb dessen an den Wohnturm eine Abfallgrube und eine Ofenanlage angebaut sind, ist über Pforten erschlossen. Vor dem innersten, romanischen Tor besteht ein Zugang ins als Verließ genutzte gewölbte EG des Wohnturms. Dahinter führt nach Nordosten ein vermauerter Zugang in den Palaskeller. Der Palas ist über die rekonstruierte Treppe des 18. Jh.s erschlossen. Sein EG ist in vier Räume unterteilt. Auf das Schlachthaus weist noch ein Ofenunterbau hin. Insbesondere der Nordostteil des Palas lässt seine Gliederung noch gut erkennen. Die hofseitigen Anbauten des Palas wurden nach der Grabung wieder verfüllt und sind nur in Ansätzen erkennbar. Auf der Südwest- und Nordostseite des Hofes bestanden zweigeschossige Gebäudeflügel, deren Grundmauern und Raumstrukturen nun wieder erkennbar sind. Im Südwestflügel mit seinen sechs Räumen sind teils noch die Flusskieselpflasterungen sichtbar. Innerhalb des Gebäudes gab es eine Zisterne mit Zuleitungen, eine Räucherkammer, ein Treppenhaus, wohl ein Waschhaus und eine Latrine mit Senkgrube und später Abflusskanal. Auch der mehrfach geknickte Nordostflügel, dessen Mauern teils bis zum 1.OG erhalten sind, ist in sechs Räume geteilt. Im Inneren finden sich ein Ofenunterbau, eine Zisterne, eine von zwei Geschossen aus nutzbare Latrine, ein Treppenhaus und die Stallung mit erkennbaren Ständern, Stallgasse, Fäkalienrinne und Sattelkammer. An die südöstliche Ringmauer, die vom Doppelturmtor dominiert wird, ist das Backhaus mit zwei Öfen angebaut. In der Mitte des Hofes erhebt sich der Gipfelfelsen. Das Gebäude um dessen Südostteil ist erst teilweise freigelegt, von der Kapelle auf dem tieferen Nordwestplateau und deren Ummauerung sind nur Spuren erkennbar. An der Nordostseite sind die Reste der Schmiede angebaut. Die gesamte Hauptburg wird von einer Zwingermauer umgeben, die insbesondere im Nordwesten und Südosten, teilweise aber auch im Südwesten gut erhalten bzw. rekonstruiert ist. An der Nord- und Südecke befinden sich dreiviertelrunde Schalentürme. Die zahlreichen Stebepfeiler an den Außenmauern weisen auf die vielen aufgetretenen Bauschäden hin. Im südöstlichen Zwinger war zudem ein Garten angelegt. Vom Gipfelfelsen aus bietet sich ein guter Überblick über die freigelegten Strukturen der Hauptburg und ein bis zu 30 km weiter Fernblick. (B.E.)

Arch-Untersuchung/Funde:

1993 wurde mit dem Beseitigen des Bewuchses in der Hauptburg und der Erarbeitung eines Sanierungskonzeptes begonnen. 1995 begann die Sanierung des aufgehend erhaltenen Bestandes, die in mehreren Abschnitten Teile des Palas, den Wohnturm, das Doppelturmtor, den Getreidekasten und weitere Mauerteile umfasste.Seit 1999 wird die Hauptburg in jährlichen Kampagnen freigelegt, die lediglich 2001 eine Unterbrechung erfuhren. Die Maßnahmen sind bisher bis Mitte 2006 begrenzt. Bis Ende 2004 konnten ca. 3800 der etwa 5500 m² umfassenden Hauptburg freigelegt werden. Der Umfang des Fundmaterials beträgt bisher ca. 5 t. Neben Gebrauchskeramik des 10.-19. Jh.s, darunter auch zahlreiche Importe (Falke Gruppe) und exquisite Stücke (Nymphenburger Porzellan), fällt eine große Zahl von Kachelöfen des 15.-18. Jhs. ins Auge. Hinzu kommt eine stattliche Anzahl von Hohlglasfunden des 15.-19. Jhs., so Pilgerflaschen, Spechter, Schliffgläser etc. Unter den Metallfunden sind bisher 30 Münzen zu nennen, dazu Teile von Waffen und Rüstungen (Brigantinen), Pfeileisen und zahlreiche Geräte sowie Zaumzeug-, Buch- und Möbelbeschläge aus Buntmetall sowie etwas Schmuck. Aus Bein gefertigt sind u.a. Spielfiguren, Dominosteine, Beschläge und Nadelbüchsen. Hinzu kommen Specksteingefäße, steinerne Kanonenkugeln und zahlreiche Architekturfragmente. (B.E.)