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Sattelbogen

Geschichte:

Die Sattelboger, eine Ministerialenfamilie der Grafen von Bogen, lassen sich ab 1130, beginnend mit Albert I. von Sattelbogen, nachweisen. Ihrer Stammburg kam eine wichtige Funktion im Grenzgebiet zur Markgrafschaft Cham und als Gegenpol zur Burg (Sattel-)Peilnstein zu. Da sich Albert II. von Sattelbogen Ende des 12. Jhs. auch unter den Ministerialen der Diepoldinger findet, muss von einem Ministerialitätswechsel zu dieser Zeit ausgegangen werden. Darauf weist auch die Namensgebung Rapoto bei einem Mitglied der Familie hin, die zudem auch das diepoldingische Hauskloster Reichenbach als Grablege wählte. Mit dem Aussterben der Diepoldinger orientierten sich die Sattelboger dann den Wittelsbachern zu, was sich in der Bezeichnung "sein Ministeriale" durch Herzog Ludwig I. für Albert II. 1204 und 1229 widerspiegelt. Zwar findet sich dieser 1194 und 1222 nochmals innerhalb der Bogener Ministerialität, doch könnte gerade letzterer Nennung auch eine Duldung seitens Herzog Ludwig I. zugrundeliegen, der ja Vormund der letzten Bogener war. Die Sattelboger stiegen im 14. Jh. in herzoglichen Diensten rasch auf und vermehrten ihren Besitz beträchtlich. Sattelbogen selbst fiel 1331 bei der Landesteilung an das niederbayerische Teilherzogtum, wurde aber 1352 mit dem Gericht Cham an die Pfälzer Wittelsbacher verpfändet. Bereits 1375 soll Heinrich III. von Sattelbogen seinen halben Anteil an der Burg an Hans Rainer von Rain verpfändet haben. Die andere Hälfte kam über seine Schwester an Karl Ramsperger, der sich u.a. 1392 und 1395 nach S. nennt. Seine Witwe heiratete 1408 Dietrich Hofer von Lobenstein, der wohl auch den Anteil der Rainer erwarb, aber 1416 starb. 1448 soll Sattelbogen wieder an die Rainer gekommen sein. Offen bleibt, ob mehrere Mitglieder der Sattelboger aus der Zeit zwischen 1376 und 1411 nicht doch auf den Stammsitz zu beziehen sind. Allerdings ist die teils vertretene These einer Besitzkontinuität der Sattelboger bis 1537 falsch. Ein Problem bildet auch die Abspaltung einer Linie "Neusattelbogen" zwischen 1391 und 1430. Denkbar ist dabei eine Bezeichnung für einen Teil der alten Burg, aber auch eine nur kurze Zeit genutzte neue Anlage. Teilweise werden die Nennungen auch auf Neuhaus bezogen, was aber eher unwahrscheinlich ist. Nach dem mutmaßlichen Übergang an Haymeran Rainer 1448 blieb die Burg bis ins späte 15. Jh. Besitz dieser Familie, von der sie an den 1518 verstorbenen Christoph Zenger verkauft wurde. Auf ihn folgte als Besitzer der Hofmark bis 1541 Christoph von Murach, dann wieder bis 1553 die Rainer, die sie 1553 an Georg Baumgartner zum Frauenstein verkauften. Die mittelalterliche Burg bestand zu dieser Zeit jedoch schon nicht mehr. Der als Nachfolger errichtete Schlossbau kam von den Baumgartnern 1602 an Max von Höhenfelden, 1609 an Georg Schönsteiner und 1617 an den Baron Weichs auf Falkenfels, darauf 1623 an Hans Adam Wager von Höhenkirchen und Vilsheim. Dessen Familie besaß die Hofmark bis 1764 und errichtete nach der Zerstörung 1641 einen neuen Ansitz. Dessen weitere Besitzer waren bis 1766 Franz von Segesser zu Notzing, bis 1784 Nepomuk von Pelkoven, bis 1803 das Kloster Oberaltaich und bis 1823 die Freiherrn von Hafenbrädl. Dann wurde das Schloss an Privatleute verkauft, ging aber bereits 1824 an die Gemeinde und wurde als Wohnhaus bzw. Schule genutzt, bis es 1856 einem Brand zum Opfer fiel. (B.E.)

Bauentwicklung:

Über das Aussehen und die bauliche Entwicklung der hoch- und spätmittelalterlichen Burg, die teilweise sogar an einer ganz anderen Stelle lokalisiert wird, ist nichts bekannt. Klar ist lediglich, daß sie von erheblicher Ausdehnung war und von einem mächtigen Ringgraben geschützt wurde, dessen letztes 120 m langes Teilstück 1919 verfüllt wurde. Die Anlage scheint in Vor- und Hauptburg unterteilt gewesen zu sein. 1224 wird erstmals die Burgkapelle erwähnt. Von ihr stammt möglicherweise die Nordwand eines Vorgängers, der in die heutige Kirche integriert ist. Offen ist auch die bauliche Abgrenzung und Gestalt der Burg Neusattelbogen in der Zeit um 1400. Die Burg Sattelbogen wurde offenbar im späten 15. Jh. zerstört. 1568 wird lediglich ein Dorf genannt, auch die Landtafel von 1570 und weitere Archivalien von 1582 und 1625 erwähnen lediglich einen Edelmannsitz. Die Burg war offenbar durch einen nicht oder wenig befestigten Bau ersetzt worden. Dieser wurde möglicherweise unter den Baumgartnern errichtet, die ihn von Pflegern verwalten ließen. 1641 wurde er von schwedischen Truppen zerstört, aber von Johann Adam Wager als dreigeschossiger rechteckiger Satteldachbau mit zahlreichen Nebengebäuden wiederhergestellt. 1718 erfolgte der weitgehende Neubau der unbeschädigt gebliebenen Kirche. Nach dem Brand von 1856 wurde das Schloss durch das noch bestehende Schulhaus ersetzt, das in Keller und Unterbau noch Teile davon bewahrt. Auch die Wirtschaftsgebäude wurden nach und nach durch Privathäuser ersetzt. (B.E.)

Baubeschreibung:

Von der Burg ist heute obertägig nichts mehr erkennbar. Der 1919 verfüllte Grabenrest lag im Bereich des Friedhofs. In die heutige Kirche ist möglicherweise die Nordwand der Burgkapelle integriert. Vom Nachfolgerbau der Burg haben sich im Schulhaus Keller und Mauereste erhalten. (B.E.)