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Lichteneck bei Rimbach

Geschichte:

Eine erste Erwähnung eines "H. in Liehteneckk" datiert um 1280. Die Familie dürfte ursprünglich der Ministerialität der Grafen von Bogen angehört haben und so 1242 an die Wittelsbacher übergegangen sein. Die Lichtenecker sind dann ab dem 2.Drittel des 14. Jh,s bis um 1400 vielfach nachweisbar. Die Burg scheint jedoch schon früh an die Wittelsbacher übergegangen zu sein. Eine Übertragung an die Sattelboger wird teils für 1330/40 angenommen, doch nennt sich erst Hans I. Sattelboger 1350 nach Lichteneck. Dieser bekleidete bis 1399 wichtigste Verwaltungsämter. Unter ihm soll Lichteneck Allodialbesitz der Sattelboger geworden sein, doch ist dies nicht gesichert. 1373 erfolgte offenbar ein kurzzeitiger Verkauf an die Chamerauer. Die Burg wurde wegen der häufigen Abwesenheit des Burgherrn meist von Pflegern verwaltet. Während der Hussitenkriege öffnete Erasmus Sattelboger die Burg für ein Jahr den Herzögen als Stützpunkt. Später nutzte dieser die Anlage als Ausgangspunkt für Raubzüge, weshalb die Herzöge 1444 eine Strafexpedition vorsahen. Erasmus musste die Burg an seinen Sohn Martin übergeben, der sie zum Offenhaus erklären musste. Er überschrieb die Burg dem Geltofinger Zweig der Familie, doch überschrieb Hans III. Sattelboger seinen Besitz 1489 gegen eine Leibrente Herzog Albrecht IV: von Bayern-München. Nach Hans III. Tod sollte der Herzog die Burg an Sigmund Sattelboger übergeben. Dies geschah jedoch nicht, weshalb es 1490 im Rahmen des Löwlerkrieges Auseinandersetzungen um die Burg gab, die vom Herzog eingenommen wurde. Erst 1493 erhielt Sigmund die zwischenzeitlich von Pflegern verwaltete Burg als Lehen zurück. Spätestens 1502 kam diese an die Pfahler, welche L. 1527 an Rudolf Trauner zu Fürsteneck verkauften, der gegenüber den Herzögen wieder eine Offenhauserklärung abgab. Vielleicht noch im gleichen Jahr kam L. an Christoph Rainer, dessen Sohn die Burg 1553 an Georg von Baumgarten verkaufte. Im Besitz dieser Familie blieb Lichteneck bis zum Aussterben dieser Linie 1602. Doch war die Burg zu diesem Zeitpunkt bereits Ruine, da sie zwischen 1527 und 1558 abbrannte. Der Hofmarkssitz wurde in den unterhalb gelegenen Wirtschaftshof verlegt. (B.E.)

Bauentwicklung:

Zumeist wird eine Entstehung der Burg um 1190 in Zusammenhang mit der von Abt Hermann von Niederaltaich erwähnten "..constructio castrorum in Hohenpogen..." in Zusammenhang gebracht, doch erlaubt der erhaltene Bestand keine Datierung von Bauresten in diese Zeit. Die Nennung der Familie der Lichtenecker um 1280 und eines "castrum" kurz nach 1301 setzen aber eine Vorgängeranlage der heutigen Burg voraus, die nicht vor 1300 entstanden sein kann. Denkbar ist, dass diese mit ihrem von zwei Türmen flankierten Palas Einflüssen aus dem böhmischen Burgenbau folgend erst unter Hans I. Sattelboger im mittleren 14. Jh. erbaut wurde. In einem Zug entstand die quadratische Hauptburg mit Ober- und Unterburg. Die Erbauungszeit der beiden nordwestlich vorgelagerten Vorburgen ist in ihrem zeitlichen Verhältnis zur Hauptburg unklar. Eine teilweise angenommene Zerstörung durch die Hussiten zwischen 1424 und 1430 lässt sich aus der schriftlichen Überlieferung nicht erhärten. Doch spricht der Befund einer Brandschicht im Palas mit entsprechendem Fundmaterial durchaus für eine Zerstörung im 15.Jh. Doch könnte diese auch in Zusammenhang mit der Strafexpedition 1444 stehen. Im Verlauf des 15. Jh.s wurde nordöstlich des Bergfrieds ein weiterer Wohnbau mit sekundär verbauten Buckelquadern (vom Hohen Bogen ?) erbaut. Erst in die 2.H.des 15. Jh.s fällt auch die Entstehung der Kapelle, die 1527 erstmals erwähnt wird. 1490 dürfte es bei der Einnahme durch Herzog Albrecht IV. zu rasch wiederhergestellten Beschädigungen gekommen sein. Zwischen 1527 und 1558 wurde L.ichteneck durch einen Brand stark beschädigt und aufgegeben. 1558 wird die Anlage bereits ein "Öds Schloß" genannt. Im 17. Jh. erfolgten offenbar umfangreiche Abbruchmaßnahmen. (B.E.)

Baubeschreibung:

Die langgestreckte Anlage gliedert sich in zwei Vorburgen und eine in Ober- und Unterburg getrennte Hauptburg. Von der am weitesten nach Nordwesten vorgeschobenen äußeren Vorburg sind nur Spuren des Tores und übersteilte Hangkanten erkennbar. Sie bestand möglicherweise weitgehend aus Holz. Durch einen 8 m breiten und bis 2,5 m tiefen Abschnittsgraben wird die innere Vorburg von 50 x 25 m abgetrennt. Deren Ringmauer ist als Schuttwall teils gut erkennbar. Neben dem Tor ließ sich noch vor einigen Jahren der Unterbau eines Rundturmes erkennen. Außerhalb der Burg lag der noch in den 1960er Jahren sichtbare Brunnenschacht, der auf einen Quellhorizont zielte. Die Kernburg von 50 x 57 m mit nach den Himmelsrichtungen weisenden Ecken wird auf drei Seiten von einem bis zu 17 m breiten und 7 m tiefen Graben, dem teils ein Außenwall vorgelagert ist, umzogen. Der Zugang zur Unterburg erfolgte auf der breiten Wallkrone von der Vorburg aus. Das Haupttor liegt im Südwesten. Die heutige Steinbrücke entstand in den 1950er Jahren. Das Tor war mit einem Turm überbaut. Die 0,8 m starke Ringmauer ist bis 3 m Höhe erhalten. Nach Nordwesten wird sie von einer kleinen Pforte durchbrochen. An der Innenseite waren offenbar Wirtschaftsgebäude angebaut. Der Gesamteindruck wird durch die Einbauten der Burgfestspiele stark beeinträchtigt. Die 4-9 m höher liegende Oberburg bildet ein schmales Rechteck. Deren südöstlicher Teil wird durch eine grabenartige Eintiefung geschützt. Etwa mittig lag der Zugang, dessen Gestalt offen bleibt. Im Nordwesten erhebt sich gegen die Unterburg die Hauptbaugruppe der Hauptburg. Sie besteht aus einem kleinen Palas zwischen zwei Türmen. Der Nordwestturm ist der runde Bergfried mit einem Zugang im 1.OG. Von den ursprünglich fünf Geschossen sind vier erhalten. Nach Nordwesten weisen zwei Schlitzöffnungen. Der Wohnbau war ursprünglich dreigeschossig. Erhalten sind das EG mit zwei tonnengewölbten Räumen und Teile des 1.OG. Zahlreiche unsachgemäße Sanierungen und Ergänzungen sowie Einbauten beeinträchtigen dessen Erscheinungsbild stark. Nach Südosten schließt sich der Unterbau eines zweiten Turmes von 6,0 x 5,4 m an. Das EG mit 1,9 m starken Mauern diente als mit einer Spitztonne gewölbter Zugang. 1608 bestand der Turm noch in alter Höhe, 1639 war er bereits abgebrochen. Im Nordosten schließt sich an den Bergfried, dem nordwestlich ein kleiner Zwinger vorgelagert war, ein weiterer Wohnbau mit drei Geschossen an, von dem nur Reste erhalten sind. Aus der weitgehend abgestürzten nordöstlichen Ringmauer springt der Bau der 4 x 7 m messenden Kapelle bastionsartig vor. Nach der Freilegung wurde der Blockaltar wiederhergestellt und der Bau mit einem hölzernen Schutzbau versehen. Die Kapelle zeigt deutlich die Schäden des Brandes, der zur Aufgabe der Burg führte. Der südöstliche Teil der Oberburg liegt um bis zu 5 m tiefer. Offen bleibt, ob hier ein weiterer Wohnbau oder ein offener Hofraum bestand. Auf letztere Möglichkeit weisen Balkenlöcher in den bis zu 3,5 m hoch erhaltenen Außenmauern hin. (B.E.)

Arch-Untersuchung/Funde:

1962/63 wurde im Inneren des Palas eine erste Sondage angelegt. 1982 ließen sich beim Einsturz eines Teils des Gewölbes im Palas die Schichten oberhalb des Gewölbes beobachten. 1990 wurden anläßlich der Sanierung der Kapelle die Schichten innerhalb dieses Baus dokumentiert. Während dieser drei Maßnahmen konnte einigermaßen umfangreiches Fundmaterial, insbesondere Keramik geborgen werden. Neben wenigen Stücken des 12./13. Jhs. gibt es etwas Keramik des 14. Jh.s. Den Schwerpunkt bilden Stücke des 15. Jh.s. Neben Geschirrkeramik sind auch zahlreiche Kacheln bis hin zu hochqualitativen Maßwerkkacheln vertreten. Von Sondengängern wurden über 30 Pfeil- und Bolzeneisen geborgen, die teils Gebrauchsspuren aufweisen. Hinzu kommen zwei Gürtelschließen, ein Vorhängeschloss, zwei Steckschlüssel und ein vergoldetes Glöckchen vom Pferdegeschirr sowie ein ebenfalls vergoldetes Ortband einer Dolchscheide. (B.E.)