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Waffenbrunn

Geschichte:

Erst 1297 erscheint mit "Friedericus junior de Bossenbrun"(!) der erste Vertreter einer sich nach dem Platz nennenden Familie. Die Familie, möglicherweise Ministerialen der Grafen von Altendorf-Leonsberg, ist bis nach 1330 zu verfolgen. Nach einer Überlieferungslücke lassen sich ab 1385 die Dar-/Donnersteiner als neue Besitzer der Anlage fassen. Diese waren jedoch zeitweise zum Verkauf von Teilen des Besitzes gezwungen, so an die Pfalzgrafen sowie an die Warberger und Thierlinger, die 1454 ihre Besitzviertel an die Brüder Konrad und Stephan Donnersteiner zurückverkaufen. 1488 ist Waffenbrunn erstmals als Hofmark bezeugt, die noch 1493 in Händen von Stephans Witwe war. Bald danach kam Waffenbrunn an Sebastian von Parsberg. Auf diesen folgten von 1530 bis 1545 Joachim von Nußdorf, bis 1563 Albrecht von Nußberg, dann ab spätestens 1570 die Sparnberger. Deren letzter, Georg Adam, musste Waffenbrunn als Protestant verlassen. Der Besitz ging über Hans Wilhelm Fuchs 1627 an Hans Heinrich Nothafft zu Wiesentfelden und 1629 an Albrecht von Dandorf, doch entwickelte sich daraus ein langwieriger Prozess um Besitzrechte. 1638 wurde W. dem Schwiegervater von Hans Heinrich Nothafft, dem Rittmeister de la Haye, zugesprochen. 1641 erwarb die Augsburger Patrizierfamilie Schätzler den Besitz, der 1669 von der Familie Freinhuber übernommen wurde. Nach 1677 erfolgte jedoch schon der Verkauf an die Familie von Thürnitz auf Irlbach und Haunkenzell, auf die im 18. Jh. die Familie von Paur folgte, die Waffenbrunn bis 1920 besaß. Seither gehört die Anlage den Freiherren von Schacky. (B.E.)

Bauentwicklung:

Der älteste Teil der Anlage dürfte der möglicherweise noch unter den Waffenbrunnern errichtete Wohnturm im Westen sein. Wohl unter den Darsteinern entstanden im 15. Jh. der große Wohnbau in der Mitte der Anlage und wohl die Kapelle. Turm und Wohnbau sind auf der Ansicht von 1568 erkennbar, die zudem eine Ringmauer mit Tor zeigt. Die starke Ringmauer wird noch 1627 erwähnt. Zusätzlichen Schutz bot nach Norden ein Graben und nach Süden zu möglicherweise einige Weiher. Waffenbrunn gehört so zu den in der Region im 14./15. Jh. häufigen Adelssitzen mit nur geringer Fortifikation, aber hohem Wohnkomfort. 1633 wurde die Anlage ausgeplündert und beschädigt. Die Höhe der Bauschäden wurde 1641 mit 1500 fl. beziffert. Die Summe wurde durch eine zweite Plünderung in diesem Jahr noch erhöht. 1666 ließ Frau von Schätzler die Kapelle instandsetzen. Die Wiederherstellungsarbeiten an den anderen Bauten durch Maximilian Freinhuber wurden 1677 durch einen großen Brand zunichte gemacht. In der Folge wurde Waffenbrunn nur notdürftig wiederhergestellt, was auch Michael Wening bemerkte. Erst nach dem Übergang an die Familie von Paur erfolgte die endgültige Wiederherstellung samt Entfestigung und der Ausbau in der heutigen Form. Dabei wurde auch der Gebäudeflügel mit Tor südlich des Wohnturms beseitigt. 1756 wurde die Kapelle umgebaut. 1761 entstand nordöstlich derselben das Haus des Schlossbenefiziaten. Der Ökonomiehof entstand erst 1926, doch ist durchaus ein Vorgänger anzunehmen. (B.E.)

Baubeschreibung:

Nach einer mündlichen Überlieferung soll ein Vorgänger des Schlosses auf der Kuppe nördlich des Schlosses bestanden haben, doch sind hier keine Reste einer Wehranlage erkennbar. Das Schloss ist ein vielgliedriger Baukomplex. Den südwestlichen Teil des Areals nimmt die 1926 neu angelegte hufeisenförmige Dreiflügelanlage des Ökonomiehofes ein. Dem eigentlichen Schloss ist straßenseitig eine teils ummauerte Freifläche vorgelagert. Es wird vom steilen Giebel des auf einem hohen Sockel stehenden rechteckigen zweigeschossigen Hauptgebäudes dominiert. Westlich davon und mit diesem über einen Zwischenbau verbunden erhebt sich der viergeschossige ehemalige Wohnturm mit Krüppelwalmdach. Zu dem nach 1700 abgebrochenen Trakt südlich davon gehört ein heute großteils verschütteter unterirdischer Gang. An die Südostecke des Wohnbaus schließt sich ein weiterer zweigeschossiger Bau an. Er weist wie alle Teile des Schlosses eine Gliederung durch Putzbänder auf. An diesen ist über Eck die Schlosskapelle angebaut, ein einschiffiger flachgedeckter Bau mit eingezogenem, halbrund geschlossenem Chor. Diesen krönt ein Dachreiter mit Laterne. Die heutige Kapelle ist das Ergebnis eines Umbaus von 1756, doch weisen Rippengewölbe und ein Spitzbogenfenster auf die spätmittelalterlichen Ursprünge hin. Nordöstlich der Kapelle erhebt sich an der Ummauerung des Schlossparks der zweigeschossige Walmdachbau des Benefiziatenhauses. Nördlich des Schlosses sind innerhalb des Parks noch Reste eines Grabens erkennbar, der die Anlage gegen das ansteigende Gelände schützte. (B.E.)

Arch-Untersuchung/Funde:

1964 wurden bei Ausschachtungsarbeiten bei der Kapelle unter 2,8 m starken "Aufschüttungen" zwei Bestattungen entdeckt. Bei der einen lag ein schweres Bolzeneisen.