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Wetterfeld

Geschichte:

Die Wetterfelder, eine der wichtigsten Ministerialenfamilien der Markgrafen von Cham, gehen bis ins frühe 12. Jh. zurück. Der Stammvater ist namentlich nicht bekannt. Der bedeutendste Vertreter der Familie war Gottfried I. (um 1100-um 1182). Er taucht als Zeuge bei zahlreichen wichtigen Rechtsgeschäften auf und verfügte über umfangreichen Besitz bis nach Niederösterreich. Er findet sich auch mehrfach innerhalb der Reichsministerialität. Die verzweigte Familie stirbt aber noch im 12. Jh. aus. Für die 1.H. des 13.Jh.s gibt es keine schriftliche Überlieferung zu Wetterfeld. Das als Reichslehen behandelte Gebiet um Roding und Wetterfeld scheint nach 1204 von den Staufern eingezogen worden zu sein. 1268 wird ein "Deinhardus de Wetterfel(dt)" genannt. Für diesen bleibt offen, ob es sich um einen Reichs- oder schon um einen herzoglichen Ministerialen handelt, da 1268 das staufische Erbe in der Region an Herzog Ludwig II. fällt. Ebensowenig kann ein gesicherter Bezug zu den Wetterfeldern des 12. Jhs. hergestellt werden. Gleiches gilt für den 1293 genannten Konrad von Wetterfeld. Wetterfeld erscheint wieder 1285 im oberbayerischen Urbar für die Gebiete nördlich der Donau. Die Burg selbst war zu dieser Zeit aber offenbar verpfändet. Trotzdem sind hier ab 1283 herzogliche Richter nachweisbar. Ab 1308 gibt es Belege für Burgmannen, beginnend mit Rudeger Katzdorfer. 1322 wurde die Burg durch König Ludwig IV. für 200 Pfd. Regensburger Pfennige an Konrad und Hiltprand Chamerauer verpfändet. 1329 fällt bei der wittelsbachischen Landesteilung die Burg an die Pfalz, nachdem sie von den Chamerauern ausgelöst worden war. Ab dem späten 14. Jh. wurde W. Sitz eines eigenen Pflegamtes. Der erste Pfleger war 1394 Altmann Katzdorfer. 1403 wurde das Amt Wetterfeld für 600 fl. Ungarisch an Peter Ecker von Stefling verpfändet, aber 1410 wieder eingelöst. Von 1410-99 gehörte Wetterfeld zum Fürstentum Neumarkt-Neunburg. Während der Hussitenkriege wurde Wetterfeld 1428 oder 1433 zerstört. Eine Besonderheit für W. stellen die Burghuten dar. M. des 15. Jh.s existierten deren vier, 1488 noch drei und ab M. des 16. Jh.s zwei. Dieser Zustand blieb bis ins 19. Jh. erhalten. 1499 fiel die Burg wieder an die pfälzische Hauptlinie und 1621 zurück an Bayern. Wetterfeld blieb bis 1812 Sitz des Pflegamts und späteren Landgerichts. Ab 1663 hatten die Pfleger jedoch ihren Sitz durchweg bereits außerhalb der Anlage. (B.E.)

Bauentwicklung:

Über die Burg des 12. Jh.s gibt es keine verlässlichen Anhaltspunkte. Angesichts der Bedeutung der Familie ist aber von einer umfangreichen Anlage auszugehen. Möglicherweise gehören noch Teile der Kapelle zu ihr. Einen Hinweis auf die repräsentative Gestaltung geben im Bereich des Torbaus sekundär verbaute Buckelquader. Die Burg wurde offenbar in den Hussitenkriegen entweder 1428 oder 1433 weitgehend zerstört. Der gesamte heutige Bestand mit Torhaus, Zwinger mit Schalentürmen und Schlüsselscharten sowie der 1433 erstmals genannten und 1518 umgebauten Kapelle erweist sich klar als Wiederaufbau bzw. Neuanlage des 15./frühen 16. Jhs. Unklar bleibt die bauliche Gestalt der ab dem 15. Jh. nachweisbaren Burggüter. Außerhalb der Anlage wurde im 16./17. Jh. das Neue Schloss errichtet. Dieses steht mit den Burggütern ursprünglich offenbar in keinem Zusammenhang. Ebenfalls außerhalb gelegen ist das im 17. Jh. erbaute Pfleger- oder Jägerhaus, der frühere Pfundnerhof. Die Burg selbst wurde ab dem 18. Jh. nach und nach unterteilt und in ihrer Bausubstanz reduziert. Heute wird der Innenraum vollständig von landwirtschaftlichen Anwesen und Wohnhäusern eingenommen. (B.E.)

Baubeschreibung:

Die annähernd halbkreisförmige Anlage von ca. 130 x 95 m wurde an den nicht durch den Weiher geschützten Seiten von einem weitgehend erhaltenen ausgemauerten Graben umzogen. Er ist durchschnittlich 18 m breit und noch 6 m tief. Er konnte wohl mittels Schleusen unter Wasser gesetzt werden. Von der umlaufenden Ringmauer sind nach Westen, Süden und Südosten noch umfangreiche, meist in Wohnhäuser integrierte Reste von bis 6 m Höhe erhalten. Nach Nordosten fehlt sie heute, obwohl 1862 noch aufrecht stehend, völlig. Grabenseitig ist ihr eine mehrfach gebrochene Zwingermauer vorgesetzt. In deren Verlauf lassen sich noch ein bastionsartiger Vorsprung und die Reste eines Schalenturmes ausmachen. Nach Südwesten springt der dreigeschossige Baukörper des Torhauses weit vor. Dieses scheint samt dem Innentor in einem Zug erbaut worden zu sein. Der östliche Teil des Baus diente Wohnzwecken. Der Unterbau besteht aus glatten Quadern und Buckelquadern eines Vorgängerbaus. Das Vortor mit Fußgängerpforte war über eine Zugbrücke erreichbar, auf welche eine Blendnische hinweist. Heute führt der Zugang über eine steinerne Bogenbrücke. Der Torbau ist mit mehreren Schlüsselscharten bewehrt. Das Innere der Burg wird weitgehend von modernen Anwesen eingenommen, in die aber teils ältere Bausubstanz integriert ist. Einigermaßen gut erhalten ist der ehemalige Amtskasten des 16./17. Jh.s In der Mitte des früheren Hofes steht die ehemalige Burgkapelle St. Ulrich. Das quadergemauerte Schiff könnte auf das 12. Jh. zurückgehen, Chor und Wölbung auf den Umbau 1518. 1730 und 1921 wurde der Bau erweitert. Im Inneren haben sich zahlreiche Epitaphien von Burggutinhabern erhalten. Ca. 150 m südsüdwestlich der Burg steht der zweigeschossige Satteldachbau des Neuen Schlosses mit drei Standerkern. Er umschließt mit zahlreichen Nebengebäuden einen trapezoiden Hof. Unweit erhebt sich der große Walmdachbau des früheren Pfleghauses. (B.E.)