EBIDAT - Die Burgendatenbank

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Hollenburg

Geschichte:

Bereits 895 gelangt Hollenburg an das Bistum Freising, das letztlich bis 1805 die Grundherrschaft behält. 977 wird der Ort "civitas" genannt, 1160 gibt es eine Donauüberfuhr. Die Burg wird angeblich durch Bischof Johann 1248 erbaut. Auf ihr sitzen Freisinger Burggrafen oder Pfleger. Offenbar parallel entwickelt sich in landesfürstlichem Besitz die gleichnamige Siedlung, sie wird 1359 von Herzog Rudolf IV. zum Markt erhoben. Der im Rathaus erhaltene Turm könnte Rest eines ehemaligen eigenen Adelssitzes sein. Nach Erweiterung durch den Bischof Berthold von Wehingen 1408 wird die Burg in "Bertholdstein" umgenannt. In der 2. H. d. 15. Jhs. wird die Burg mehrfach von verschiedenen Parteien besetzt. Nach dem zeitgenössischen Geschichtsschreiber Thomas Ebendorfer verschanzt sich 1461 Gamaret Fronauer im Verlauf der Fehde mit Kaiser Friedrich III. im Turm von Hollenburg und lässt ihn sowie den Markt mit Zäunen, Basteien und Gräben befestigen und die Donauüberfahrt mit einem "Täber" schützen. Als 1478 Kaiser Friedrich III. die Burg dem Bf. v. Freising zurückstellt, ist sie Ruine und wird nicht mehr aufgebaut. 1811 kauft die Familie Geymüller den Besitz und lässt im Ort ein neues Schloss errichten. (P.S.)

Bauentwicklung:

Von der frühmittelalterlichen "civitas" zeugen bislang nur Alt- und Streufunde, auch die hochmittelalterliche Phase der bischöflich-freisingischen Burg ist nur mangelhaft durch Notgrabungen erschlossen. Der Wohnturm des frühen 14. Jhs. zeigt Ausbauspuren, die möglicherweise zu den urkundlich überlieferten Baumaßnahmen des Bischofs Berthold v. Wehingen hinzuzurechnen sind. (P.S.)

Baubeschreibung:

Unter einem kegelstumpfförmigen Hausberg erbrachten archäologische Untersuchungen 1981 Mauerreste eines spätantiken Kleinkastells, auf dem Fundamente der Burg eingemottet waren. Im Zuge der Verbreiterung der Schnellstraße S 33 wurde dieser Felskopf 1986 gesprengt.
Auf einer westlich erhöht gelegenen felsigen Kuppe hat sich die Ruine der spätmittelalterlichen Anlage erhalten. Im weitläufigen Gelände, das ein bemerkenswert großes Hochplateau einfasst, finden sich mehrfach Spuren ehemaliger Hangmauern, die aber nicht von Terrassierungen des frühen 19. Jahrhunderts zu unterscheiden sind. Dominanter Blickpunkt ist der einzig relativ gut erhaltene Hauptturm der Burg, der am westlichen Felshochpunkt eine rechteckige Fläche von etwa 13 m Seitenlänge belegt. Die bis oben kaum abnehmenden Mauerstärken bis 1.7 m zeigen ehemals vier Geschoße, deren unterstes kellerartig aus dem weichen Konglomeratfelsen gearbeitet ist. Zur Belichtung dienten unten schmale Scharten und liegende Rechteckfenster sowie oben kaum breitere Sitznischenfenster. Die primären Fenstergewände sind aus breit gefastem Werkstein gearbeitet. Das oberste Geschoss zeigt nach Süden einen hohen Abtrittserker auf zwei gestuften Konsolen. Das Mauerwerk besteht aus lagerhaftem Bruchstein, in dem isolierte quaderhafte Formate wohl als Spolien zu deuten sind. Die Außenkanten sind aus qualitätvollen Quadern gefügt. Vor allem an den inneren Gewändenischen finden sich zahlreiche kleinformatige Ziegel. Die inhomogene Gefügestruktur zeigt lockere Kompartimente. Das betrifft vor allem den hohen Sockel, dessen Kanten aus größeren Bruchsteinblöcken eingefasst werden. Die bei Büttner versuchte Ausscheidung einer älteren Basis ist aber aufgrund der ähnlichen Struktur mit gleichem Ziegeleinsatz abzulehnen. Eher wurde beim Ausgleich des unebenen Felsgeländes in üblicher Weise ein etwas gröberer Sockel ausgeführt. Das charakteristische Mauerwerk mit Ausgleichslagen ist dem frühen 14. Jahrhundert zuzuordnen. Dieser Datierungsansatz deckt sich mit den breit gefasten, teilweise liegenden Rechteckfenstern, die regional gehäuft in dieser Zeit auftauchen, etwa am Turm der Pfarrkirche und am nahen Passauer Hof in Krems.
Durch Baufugen ist deutlich ein innerer Ausbau zu unterscheiden. Eine große Quermauer sowie eine kreuzende, über dem Felskeller durch Überfangbögen abgefangene verzahnte Mauer, ermöglichten in den oberen Geschossen vier kleine Räume, die durch heute ausgebrochene große Fenster belichtet wurden. In der Nordwestecke deuten Wandkonsolen und breite Türfalze auf eine ehemalige Vertäfelung bzw. eine potentielle Bohlenstube. Eine Datierung kann nur aufgrund des Mauerwerks grob ins frühe 15. Jahrhundert erfolgen. Möglicherweise ist dies ein urkundlich 1408 fassbarer Umbau unter Bischof Berthold von Passau, der der Burg auch den Namen "Bertholdstein" gab. Aus dem frühen 15. Jahrhundert könnte auch der östliche Ausbau zum wehrhaften Schloss stammen, von dem sich neben spärlichen Mauerresten und einem Kellergewölbe nur ein Rundturm im Norden erhalten hat. Er ist nach innen offen und zeigt das Außengewände eines ehemaligen Kreuzstockfensters, das gemeinsam mit seitlichen Spähscharten als repräsentatives Schaufenster zur Donau und somit wohl als Teil eines größeren Wohnkomplexes zu deuten ist. Nach einer historischen Darstellung bei Vischer 1672 gehörte der Bau als Eckturm zu einem rechteckigen Hofgeviert, das zentral durch einen vorstehenden Torturm erschlossen wurde. Demnach könnte hier ein mehrflügeliges Schloss bestanden haben, dessen nicht begehbare Keller möglicher Weise noch den einstigen Grundriss nachzeichnen. Auch etwa 50 m östlich finden sich Fundamente, die als Reste eines möglichen Torturms auf das Hochplateau zu deuten sind. Unterhalb des Rundturms führen Mauern den Hang hinab. Möglicherweise entstanden diese Bauten um 1461, als die Burg nach einem zeitgenössischen Bericht mit Basteien und Gräben befestigt und mit einem neuen "Täber" auch die Überfuhr kontrolliert wurde. Nach 1811 wurde das Burgareal in einen großen Landschaftspark umgewandelt. Aus dieser Zeit stammen einige Terrassierungen. Eventuell gab es am westlichen Felssporn einen Altar, dessen Sockel noch erhalten ist. Das heute an der Nordseite aufgehängte Kruzifix könnte zunächst dort gestanden haben. Auch der heutige spitzbogige Turmeingang auf Hofniveau ist als romantische Ergänzung des 19. Jahrhunderts zu verstehen. (P.S.)

Arch-Untersuchung/Funde:

Notgrabungen durch das Bundesdenkmalamt 1981