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Röthelstein

Geschichte:

Zwischen 1170 und 1209 treten Ulrich und Irnfried von Röthelstein, Ministeriale der Vohburger, urk. in Erscheinung. Irnfried ist der Bruder Liutwins v. Sonnberg. Nach Röthelstein nennt sich 1285 Otto v. Haslau. Nachfolger ist Ulrich v. Dachsberg, der 1318 die Burg an den Landesfürsten verkauft. 1373 kommt die Burg durch Anna Streifing von Rotenstein an Heinrich v. Enzersdorf. Von der Burg aus verübt Wilhelm v. Enzersdorf Übergriffe auf die Bürger von Hainburg. 1423 sind die "vest und das dorf darunter" urk. genannt. Später gelangt Röthelstein an Ulrich Rechlinger, 1464 an Wilhelm v. Missingdorf. 1479 erfolgt der Besitzübergang von Erhard Falkensteiner v. Mannersdorf an die Gfn. v. Pösing. Diese schenken 1511 die Burg, 1508 noch als "veste und das dörfel" deklariert, der Stadt Hainburg. Kurze Zeit danach erscheint die Burg bereits als "zerprochen gsloss". Der Ort ist um 1512 ebenfalls verödet, 1531 und 1569 ist das "öd dörfl" genannt. Um 1580 tritt Wilhelm Gienger noch als Hauptmann von Hainburg und Röthelstein auf.
(P.S.)

Bauentwicklung:

Die ältesten erhaltenen Mauerreste der Kernburg korrespondieren zeitlich mit den ab dem späten 12. Jh. genannten Ministerialen v. Röthelstein. Ausbauten des 13.-15. Jhs. lassen sich keinem Folgebesitzer gesichert zuordnen. Das urkundlich überlieferte Ödfallen von Burg und Burgsiedlung um bzw. nach 1500 stimmt mit dem Fehlen jüngerer Bauteile bzw. Funde überein.

Baubeschreibung:

Die heute leider bereits stark verfallenen und zunehmend gefährdeten Mauerreste stammen von einer einst bemerkenswerten hochmittelalterlichen Burganlage, die kaum mehr als "Kleinburg" anzusprechen ist. Der Burgfels wird durch einen tiefen, vermutlich aber großteils natürlichen Einschnitt vom bald stark überhöhenden Hinterland, dem NW-Abfall des Braunsberges, abgeriegelt. Die als Altburg zu wertenden Bauteile sind auf dem höheren Bereich im SW des Burgfelsens situiert. Die Anlage erstreckte sich über ein Areal von rund 50 x 30 m, wobei der Primärbering vermutlich nur an der N-, O- und SO-Seite verlief. Der Bering der N-Seite endet bereits nach ca. 17 m am senkrechten Felsabbruch zur Donau mit einer gerade, bzw. oben keilförmig abgemauerten Kante, der einmal abgewinkelte Bering der O-Seite verliert sich im S im felsigen Gelände, an den anderen Seiten war durch den Felsabbruch ein Bering vermutlich entbehrlich. Der Altbering, dessen O-Seite durch ehem. 6 schräg anlaufende, primäre Strebepfeiler gesichert war, besteht zur Gänze aus lagig verlegtem Quadermaterial mittlerer Größe, wobei auch die bereits großflächig freiliegende Mauerfüllung auf Lage gearbeitet ist und großteils "opus spicatum"- artige Strukturen aufweist. Die für eine derart hochwertige Mauertechnik auffallende, unsaubere Verlegung der zuweilen sichtlich bestoßenen Quader, die tlw. auch eigenartige, wenig funktionale Bearbeitungen zeigen, lässt an eine Spolierung mglw. römischen Materials denken. Der höher aufgehende Mauerrest an der N-Seite zeigt im oberen Bereich den Übergang zu lagigem Bruchsteinmauerwerk mit "opus spicatum"-Einschüben, doch ist hier nicht zwingend eine Folgebauphase zu rekonstruieren. Als Datierungsrahmen ist die 2. H. d. 12. Jhs. anzusetzen. Auf eine ehem. Innenbebauung weisen nur geringe Mauerreste im S, spärliche Mauerreste am nördl. Plateau lassen vielleicht einen rechteckigen, isolierten Bau erschließen.
Im späten Mittelalter fanden bedeutende Erweiterungen statt, die einen 30 m nördl. der Hochburg situierten Felskopf und auch die im O vorgelegte Terrasse integrierten. Die nördl. Bauteile zeigen zumindest eine 2-Phasigkeit, wobei die älteren Bauteile ab dem späten 13. Jh. anzusetzen sind. In einer weiteren Bauphase wurde der Burg eine zwingerartige Mantelmauer vorgelegt, die vermutlich in Bereiche des Halsgrabens reichte. Die zu deutlichen Arbeitshöhen zusammengefasste aber noch kaum ausgezwickelte Mauerstruktur dieses z. T. 2,60 m starken Berings, von dem nur Teile im N und S erhalten sind, legt eine Datierung im 14. Jh. nahe. Ob weitere stark verstürzte und sichtlich an den Altbering im NO angesetzte Mauerreste von einem Turm herrühren, ist nicht mehr schlüssig zu beantworten.
Unmittelbar nordöstl. der Burganlage liegt ein weiteres Areal, das vermutlich in Zusammenhang mit der mittelalterlichen Besiedlung zu sehen ist. Das 2-geteilte, rund 150 m lange und (im S) 35 m breite, in N-S-Richtung laufende Plateau wurde bereits unter der Bezeichnung "Befestigungsanlage Röthelstein" beschrieben. Zur Burganlage und zum östl. überhöhenden Vorgelände ist das Plateau durch bis zu 15 m tiefe Grabenanlagen gesichert. Der ca. 60 m lange südl. Teil zeigt entlang seiner Abfälle verstürzte und verschüttete Reste einer massiv gemauerten Umfassung. Reste von Brückenpfeilern- bzw. auflagern lassen eine Brückenanlage von der nördl. Vorburg der Burg zur S-Spitze des Plateaus rekonstruieren. Durch einen Graben ist der nördl. Teil des Plateaus abgegrenzt, der nicht mehr die klar abgrenzbare Morphologie des südl. Teiles besitzt, aber noch tlw. von Mauerresten umgeben wird. Der südl. Teil lässt sich durchaus als "innerer Bereich" bezeichnen. Zur Funktion jenes Bereiches, der die Fläche der Burg um ein Vielfaches übersteigt, können bislang nur Vermutungen angestellt werden. Römerzeitliche und eventl. hallstattzeitliche Scherbenfunde aus diesem Bereich können ob der Siedlungskontinuität des gesamten Raumes wohl vernachlässigt werden, vermutlich ist hier ein befestigter und zur Burg gehöriger Siedlungs- oder Meierhofbereich zu sehen, da Funde aus dem Spätmittelalter ebenso festgestellt werden konnten. Eventl. ist hier die Siedlungsfläche des im 15. Jh. genannten "Dörfels" zu sehen. 2 in unmittelbarer Nähe, im Vorgelände der Burg und der "Befestigungsanlage" situierte, in ihrer Funktion und Datierung ungeklärte Erdwerke, die Schwammenhöfer z. T. als "Turmhügel" tituliert, sollten mit Vorsicht behandelt werden, da hier nicht schlüssig festzustehen scheint, ob hier Vorwerke der Burg oder prähistorische Anlagen vorliegen.
(P.S.)

Arch-Untersuchung/Funde:

Lesefunde des 12.-15.Jhs. aus dem Burgareal bzw. einer Halde am Donauufer unterhalb des Burgfelsens.