EBIDAT - Die Burgendatenbank

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Stein i.d.Wachau

Geschichte:

Bereits für die Römerzeit wird hier ein in Beziehung zum benachbarten "Favianis" (Mautern) stehender Stützpunkt angenommen. Die Lokalisierung einer aus der "Vita Severini" erschlossenen, völkerwanderungszeitlichen "Rugierburg" ist nach dem heutigen Wissensstand über das germanische Siedlungswesen im 4./5. Jh. nicht mehr haltbar. Für eine Siedlungskontinuität fehlen trotz frühmittelalterlicher Funde auf der Flur "Altenburg" (s. unten) eindeutige Belege. Im 10. bzw. frühen 11. Jh. erlangt Stein Bedeutung als Mautstätte. Eine "ecclesia S. Michaelis ad Steina" wird zwischen 1072/1091 urk. genannt, der Flurname "Altinpurch" zwischen 1188/93. 1144 scheint Stein nach urkundl. Belegen bereits städtischen Charakter besessen haben.. In einer Passauer Urkunde erscheint 1214 die "capella ... Altenpurch ... in monte Stein", ein Anlass, die Kirche innerhalb einer früheren Wehranlage zu suchen. Bereits 1139 übergibt Konrad III. die Michaelskirche dem Stift Klosterneuburg, ab 1263 besaß sie pfarrliche Funktion. Die landesfürstliche Burg wird 1336 erwähnt. 1477 kommt es zu einer erfolglosen Belagerung durch ungarische Truppen, 1485/90 ist Stein jedoch ungarisch besetzt. 1614 ist die Burg baufällig, 1645 wird sie, gemeinsam mit der Stadt, von schwedischen Truppen erstürmt, bleibt in der Folgezeit bedeutungslos und wird 1799 in Privatgrundstücke geteilt.
(G.R., T.K..)

Bauentwicklung:

Die stark durch rezente Bebauung geprägte Anlage dürfte in ihren aufgehend erhaltenen Teilen zeitgleich mit der Stadtmauer um 1300 entstanden sein, 1336 wird sie das erste Mal urkundlich in landesfürstlichem Besitz genannt. Reste von Außenbefestigungen gehen auf das 14./15. Jh. zurück.

Baubeschreibung:

Die Anlage steht in Verbindung mit der örtlichen nordwestl. Stadtmauer, in deren Verlauf das knapp südl. situierte, westl. Stadttor, das sog. "Brücken-" oder "Linzer Tor", liegt. Als ehem. Burgbereich ist ein innerhalb der Stadtbefestigung liegender, ca. 120 m langer und bis zu 40 m breiter Sporn zu sehen, der topographisch bedingt im SW spitz ausläuft. Stadtseitig fällt der Sporn mit felsigen Steilabbrüchen ab, gegen die nordwestl. gelegene, überhöhenden Flur "Altenburg" sichert ein vermutlich künstlich vertiefter, sehr tiefer und breiter Sohlgraben Burgbereich und Stadtbefestigung. Die Flur "Altenburg" war jüngst Ort archäologischer Untersuchungen durch den Verein ASINOE, wobei Besiedlungen der Bronzezeit bzw. Urnenfelderzeit sowie des frühen Mittelalters festgestellt werden konnten. Nicht zuletzt durch die im Frühmittelalter nachweisbare Besiedlung des benachbarten Areals sind die Vorgängerbauten der hoch- und spätmittelalterlichen Burg ortsgleich mit dieser anzunehmen.
Die gegenwärtig noch vorhandenen Reste der Burg lassen einen inneren Bereich im SW und einen vorburgartigen Teil im NO erkennen. Der Kernbereich ist noch weitgehend mit geradlinigen Mauerzügen umschlossen. Während die nordwestl. Mauern aufgehend erhalten sind, ist die südl., einmal abgewinkelte Begrenzung zum Stadtbereich nur noch als tief in den Felsabbruch gestellte Futtermauer erhalten. Beide Mauerzüge schließen über Baunaht an einen quadratischen, mehrgeschoßigen Turm an der SW-Spitze des Burgareals an. Der Turm, dessen SW-Ecke eine deutliche Abschrägung zeigt, ist auch Ausgang für die südl. zum "Linzer Tor" ziehende Stadtmauer, dürfte urspr. jedoch um zumindest 1 Geschoß höher gewesen sein. Ein ehem. Hocheinstieg ist stark überformt noch in Verwendung. Die nordwestl. Mauer integriert gegen NO einen rechteckigen, vermutlich stark höhenreduzierten Turmbau, der starke Parallelen zu den übrigen Stadtmauertürmen zeigt. Ein weiterer, nur noch in Resten erhaltener Turm, lag an der SO-Ecke der stadtseitigen Ummauerung. Das gesamte Hochburgareal ist stark von rezenten Bebauungen bestimmt und, wie der Turm im NO, in ein örtliches Privatwohnhaus einbezogen. Die erhaltenen Mauerteile des Hochburgbereiches sind nicht mehr einer hochmittelalterlichen Burganlage zuzuweisen, sondern in Zusammenhang mit dem, vermutlich etappenweisen Bau der Stadtbefestigung zu sehen, während dem wohl auch der Burgbereich eine massive Um- und Neugestaltung erfuhr. Als zeitlicher Rahmen für diese Arbeiten, wozu auch die sichtbaren Mauerwerkstrukturen herangezogen werden können, ist das späte 13. und das 14. Jh. zu nennen. Als ältester erhaltener Bauteil ist der SW-Turm zu sehen. Die als ehem. Vorburgareal rekonstruierbare Geländeterrasse im NO zeigt im N und O noch stark fragmentierte Teile einer ehem., vermutlich spätmittelalterlichen Ummauerung des 14./15. Jhs., ist jedoch durch mehrere Privatwohnhäuser und die zugehörigen Gärten völlig überformt. Ein Haus im N des Bereiches integriert einen massiven Mauerpfeiler, der ehem. in baulicher Verbindung mit dem nördl. Bering stand, dessen Funktion jedoch nicht mehr klärbar scheint.
1997/98 wurde der gesamte Stadtmauerbereich von Krems und Stein durch den Verein ASINOE systematisch erfasst, dokumentiert und - soweit möglich - bauhistorisch untersucht. In diesem Zuge wurde auch der Burgbereich erfasst, der sich jedoch durch die Nutzung als Privatgrundstück einer eingehenden Untersuchung, die nur über Grabungen zu vervollständigen wäre, entzieht.
(G.R.)

Arch-Untersuchung/Funde:

Altfunde und archäologische Untersuchungen auf der Flur "Altenburg" unmittelbar oberhalb der Burg mit Nachweisen ur- und frühgeschichtlicher (7.-10.Jh. n. Chr.) Besiedlung.