EBIDAT - Die Burgendatenbank

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Stauff

Geschichte:

Die Burg Stauff wurde nach Forster vom bairischen Geschlecht der Julbacher gegründet, die als spätere Grafen von Schaunberg überregional bedeutend werden. Die Formbacher beerbend dürfte die Familie Passauer Lehen im Donautal erworben haben, 1125 nennt sich Wernhard nach Stove, 1146 erscheint dieser gemeinsam mit seinem Sohn Heinrich v. Julbach; ab 1161 nennt sich die Familie nach Schaunberg. Demnach dürfte Stauff zunächst als Familiensitz aufgebaut worden sein, ehe das Herrschaftszentrum nach Schaunberg verlegt wurde. Stauff blieb eine Nebenburg der Schaunberger und wurde von Pflegern verwaltet. Um 1380/81 wird die Burg erfolglos vom Landesfürsten belagert, 1386 jedoch von Albrecht besetzt. In der Folge wechselt die Herrschaft aus Passauer Lehenshoheit in Landesfürstliche Verwaltung, wird aber im 15. Jahrhundert neuerlich an die Schaunberger verlehnt. Nach ihrem Aussterben 1559 fällt Stauff an Wolfgang von Liechtenstein und Nikolsburg, bereits 1570 gilt die Burg als teilweise unbewohnbar. In der Folge wird die Herrschaftsverwaltung in ein neues Schloss in Aschach verlegt, 1593 wird Stauff an den Protestanten Helgard Jörger verkauft, dessen Güter 1622 beschlagnahmt werden, Stauff wird den Reichsfürsten Harrach übergeben, in deren Besitz die Ruine bis ins 20. Jahrhundert war. 1989 wurde der Verein zur Rettung der Burgruine Stauff gegründet, der die Mauern konserviert und betreut.

Bauentwicklung:

Von der urk. erschließbaren Burganlage des 12. Jhs. haben sich keine aufgehenden Bauteile erhalten. Die heutige Baugestalt mit Palas, wohnturmartigen Bergfried und Vorburg geht überwiegend auf das 14. Jh. zurück und stammt somit aus der Blütezeit der hochadeligen Schaunberger, welche auch die Gründerfamilie der Burg sind.

Baubeschreibung:

Die Mauerreste der rein mittelalterlichen Burg blieben vor allem in der Hochburg sehr gut erhalten. Das Areal besteht topographisch bedingt aus einem kleinen, hoch gelegenen Felsplateau von etwa 12,5 x 25 m, das die Kernburg beherbergt, sowie nördlich davon einer tiefer gelegenen Vorburg von etwa 20 x 45 m. Im westlichen Vorbereich deutet ein kleines Plateau auf ein mögliches weiteres Vorwerk. Von der Erstanlage des 12. und 13. Jhs. blieb einzig im Fundament des Hauptturmes ein kurzer Mauerabschnitt erhalten, der sich durch einzellagig versetzte blockhafte Formate und den Rest einer Mauerecke vom allgemeinen kleinteiligen Kompartimentmauerwerk absetzt. Nähere Aussagen über Form und Alter dieses Bauwerks sind nicht mehr möglich. Dem entgegen stellen sich sämtliche weitere Mauern der Burgruine als relativ homogene Bauphase in kleinen Etappen dar. Zunächst entstand wohl die Kernburg, die durch den großen Wohnturm dominiert wird. Er zeigt eine polygonale Grundrissform, die sich als Quadrat mit vorgesetztem, abgeschrägten Keil konstruieren lässt. Dadurch ergeben sich angriffsseitig Mauerstärken bis 5 m, somit immerhin der halben Turmlänge. Über zwei kleinen, ursprünglich nur von oben erreichbaren Geschoßen weitet sich der Turminnenraum beim Hocheinstieg merklich, breite Fensternischen mit bequemen Sitzbänken deuten auf eine gehobene Wohnfunktion, der Turm ist daher im Gegensatz zum bergfriedartigen Sockelbereich oben als klassischer Wohnturm zu bezeichnen. Die sorgfältig gearbeiteten rechteckigen Fenstergewände zeigen außen breite Fasen und Putzfaschen, sie sind gut mit anderen regionalen Burgbauten des 14. Jahrhunderts zu vergleichen, etwa dem ebenfalls Schaunbergischen Turm von Neuhaus. Zur Angriffsseite zeigt sich nur die keilförmige Schmalseite, die durch die Höhe von 22 m und die Lage auf einem isolierten Felskopf ein monumentales Aussehen erreicht. Seitlich war zunächst eine kleine Torgasse geplant, die in den zentralen Innenhof sowie den östlich abschließenden Palas führen sollte. Offenbar wurde jedoch noch während der Bauzeit dieses Tor wieder geschlossen und durch ein nördliches zur dort situierten Vorburg ersetzt. Der 9 x 18 m große Ostbau zeigt mit großen, heute ausgebrochenen Fenstern, Mauernischen und einem Abtritt klassische Merkmale eines Palas. Am Tor sind außen geringe Reste von Flankenmauern erkennbar, die vielleicht zu einem kleinen vorgesetzten Torhaus gehört haben.
Die Unterburg hat sich wesentlich schlechter erhalten. Die Eingangsfront zeigt mit über 2 m Stärke Schildmauercharakter. Das Tor, dessen Gewände heute fehlt, bildet innen einen monumentalen Giebelbogen, wie er bemerkenswert ähnlich auf der Burg Hardegg im Waldviertel zu finden ist. Im Osten deuten entlang des Berings Maueransätze und Fenster auf ehemalige Wirtschaftsgebäude. Ein kleines Ausfallstor führte wohl zu einem Steg über den hinteren Abschnittsgraben. Da das Mauerwerk von Kernburg und Vorburg mit den charakteristischen niederen Bruchsteinkompartimenten gleich bleibt, dürften die gesamten heute erhaltenen Mauern aus der 1. Hälfte des 14. Jhs. stammen, als die Grafen von Schaunberg in der Region mehrere monumentale Burganlage im architektonischen Wettstreit mit anderen hochadeligen Ausbauten errichten ließen. Da keine weiteren Ausbauten dokumentiert sind, dürfte die Bedeutung der Burg bald nachgelassen haben, ehe sie schließlich im 16. Jh. durch das Schloss Aschach als Verwaltungsmittelpunkt ersetzt wurde.
(P.S.)