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Wien-Hofburg

Geschichte:

Über die Entwicklung der Besiedlung Wiens nach dem Untergang des antiken Vindobona gibt es verschiedene Theorien, die oft nur von Stadtplananalysen ausgehen. Allein in der Innenstadt gibt es potentielle Standorte früher Adelssitze im Berghof, der Weihburg, Am Hof und bei St. Michael. Die heutige Hofburg dürfte demnach relativ spät hinzugekommen sein. Um 1200 wurde Wien durch eine groß angelegte Stadterweiterung mit neuer Stadtmauer vergrößert. Da Herzog Friedrich II. noch 1239 die Stadt belagern musste, scheint deutlich, dass er keine randständige Burg an der Stadtbefestigung besaß. 1253 urkundete König Ottokar II. noch in der alten Curia Am Hof, ein weiterer Hinweis auf eine fehlende neue Anlage. Erst 1275 wird von Ottokar berichtet, er habe eine neue Burg am Widmertor begonnen (Urbem quoque Wienne infra muros apud portam Witmarcht valde munitam cepit construere et munitiones ex novo in terra edificatas plurimas exstyrpavit, vgl. Continuatio Vindobonensis), 1279 wird "in castro Wiennensi" erstmals eine Urkunde ausgestellt. Demnach wäre nach schriftlichen Quellen eindeutig Ottokar von Böhmen der Erbauer der Burg. Dem widersprechen allerdings die früher zu datierenden baulichen Befunde, demnach wurde die Burg 1275 vielleicht nur nach einem verheerenden Stadtbrand wieder aufgebaut, hier sind weitere Forschungen abzuwarten. Der Ausbau mit Palas und Kapelle könnte erst unter den Habsburgern erfolgt sein, wurde die Kapelle doch erst 1296 geweiht. Ab dieser Zeit diente die Hofburg bis 1918 als Hauptresidenz des wachsenden Kaiserreichs (noch heute ist sie Sitz des Bundespräsidenten sowie mehrerer Ämter). Spätestens im 14. und 15. Jahrhundert wurde die Burg massiv ausgebaut und erweitert, Inventare verweisen bereits auf drei Flügel, der Kapellenchor stammt aus 1423, die lange Zeit charakteristischen Turmaufsätze mit auskragenden Wehrgängen könnten bereits unter Rudolf IV. entstanden sein. Im 16. Jahrhundert wurde die Kernburg im Stil der Renaissance überformt, zudem entstanden die selbstständigen Baukomplexe der Amalienburg und der Stallburg, der neuen Residenz für Kaiser Maximilian II. Vom 17. bis 19. Jahrhundert wuchsen diese drei Anlagen kontinuierlich zusammen. Nach dem Abbruch der Stadtbefestigung wurde im Süwesten von 1891 bis 1913 die Neue Burg als unvollendeter Teil eines geplanten großen Kaiserforums angestellt.
(P.S.)

Bauentwicklung:

Der Gründungszeitpunkt der 3. Stadtburg von Wien - der Hofburg - ist bis heute in Fachkreisen umstritten; jüngste Mauerfreilegungen indizieren eine Errichtung im 2. V. d. 13. Jhs, d.h. unter dem letzten Babenberger Friedrich II. oder unter K. Friedrich II. Demgegenüber sprechen die Schriftquellen für einen Neubau der Kastellburg unter Przemysl Ottokar II. um 1275. Nach dem Weihedatum der Kapelle von 1296 kann mit einer Fertigstellung der Anlage unter den frühen Habsburgern gerechnet werden. Unter den Habsburgern erfolgen ab dem 14. Jh. zahlreiche weitere Ausbauten der Residenz, zunächst durch Errichtung weiterer Trakte innerhalb des Berings, ab dem 16. Jh. durch dem Ausbau zur Schlossresidenz im weiteren Umfeld, der erst nach Niederlegung der Stadtmauer in der 2. H. d. 19.Jhs. in seiner heutigen Gestalt abgeschlossen wurde. (P.S.)

Baubeschreibung:

In diesem Überblick sollen nur die mittelalterlichen Bauteile beschrieben werden, deren Erforschung jedoch aufgrund oftmaliger Umbauten und Erweiterungen bislang nicht vollständig möglich war. Im Grundriss zeichnet sich eine quadratische Kernanlage ab, die auch mit zahlreichen historischen Abbidlungen vergleichbar ist. Demnach umfasste die erste Burg ein klassisches Kastell mit Ausmaßen von 52,5 x 58 m und vier Ecktürmen. Drei davon sind mit ca. 10 m Breite etwa gleich groß, der Nordturm (Widmerturm) fällt hingegen mit einer Seitenlänge von 14 m deutlich heraus. Die Mauerstärken liegen zwischen 2 und 3 m. Die über die Dachlinie ragenden Teile der Türme wurden bis zum 18. Jahrhundert abgetragen, ihr auf historischen Abbildungen erkennbarer Abschluss mit vorragenden Wehrgängen dürfte im Vergleich mit Türmen in Wiener Neustadt, Freistadt und Weitenegg einem Ausbau des 14. Jahrhundert entstammen. Von der primären Innenbebauung zeugt nur ein schmales Rundbogenfenster mit breiter Außenfase, das bereits 1296 durch einen Kapellenbau verdeckt wurde. Daraus ist zu schließen, dass ein hier geplantes Gebäude wohl nicht ausgeführt wurde, bzw. zunächst nur Ringmauern und Türme errichtet wurden. An der südlichen ehemaligen Stadtmauerfront konnten 2005 großflächig Buckelquader mit Steinmetzzeichen dokumentiert werden. Die Mauerspeise besteht aus Bruchstein in opus spicatum.
Das charakteristische Kastell-Konzept gehört zu einer ganzen Reihe ähnlicher Burgen, die entlang der Leitha und der March, der mittelalterlichen Grenze des deutschen Kaiserreiches, im 13. Jahrhundert angelegt wurden. Dadurch lässt sich ein groß angelegter politischer Hintergrund vermuten, der jedoch aufgrund der unterschiedlichen Besitzverhältnisse noch nicht eindeutig geklärt werden konnte. Die Kastelle wurden wohl unter dem letzten Babenberger Herzog Friedrich II. initiiert, um dessen geplante Erhöhung zum König von Österreich architektonisch zu manifestieren. Nach Schwarz wäre auch ein direkter Einfluss des Kaisers Friedrich II. denkbar, der in Süditalien zahlreiche Kastelle errichtete und der 1237 drei Monate in Wien residiert hat. Er könnte als voraussichtlicher Nutznießer dieser Königserhöhung (im Erbweg) vielleicht Planer und Bauleute vermittelt haben. Obwohl die Urkunden die Errichtung der Burg von Wien dem Böhmenkönig Ottokar zuschreiben, und dieser auch einige Kastelle errichten ließ, deuten das erhaltene Fenster sowie das charakteristische Mauerwerk auf eine Entstehung vor der Mitte des 13. Jahrhunderts, und somit noch in die Babenbergerzeit. Im Grundriss zeichnet sich als weitere einheitliche Bauphase die Errichtung des Nordpalas sowie der Kapelle ab. Das Mauerwerk zeigt hier im Keller Quadermauerwerk mit integrierten kleinformatigen Ziegeln. Diese Struktur passt zur Kapellenweihe von 1296, weshalb der Ausbau wohl in diese Zeit zu setzen ist. Genauere Aussagen über Ausstattung und Höhe dieser Bauphase sind nicht mehr möglich.
Weitere frühe Ausbauten sind weder aus dem Grundriss noch aus frei einsehbaren Bauformen oder historischen Abbildungen ableitbar, vor allem in der Mitte des 14. Jahrhunderts dürfte unter Rudolf IV. ein großer Ausbau erfolgt sein, der heutige Kapellenchor stammt aus 1423 sowie 1447-49. Inventare und Bilder des 15. Jahrhunderts zeigen die Burg bereits als mehrflügeligen großen Baukomplex mit dominanten Ecktürmen. Umlaufend gab es einen tiefen Graben sowie Zwinger- und Vorburganlagen. Im 16. Jahrhundert verschwand im Rahmen mehrerer Renaissance-Ausbauten der mittelalterliche Charakter, so dass die ältesten Teile heute nicht mehr frei erkennbar sind.
(P.S.)

Arch-Untersuchung/Funde:

Baubegleitende Teiluntersuchungen durch das Bundesdenkmalamt in den 1990er Jahren.