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Krempelstein

Geschichte:

Nach Cori beziehen sich Nennungen eines Chramaeresteins um 1200 nicht wie öfter vermutet auf Krämpelstein, da die Burg in den zahlreichen regionalen Kämpfen des 13. Jahrhunderts nie genannt wird. Demnach taucht Krämpelstein erstmals 1337 auf, als hier der Passauer Bischof Albert II. einen Gütertausch vollzieht. Sie wurde wohl kurz zuvor von Passau als Mautstation erbaut. Ab 1370 sind Passauer Ministeriale als Burgpfleger nachweisbar, der Sage nach wurde hier im 16. Jahrhundert der reformfreudige Passauer Dompropst und Bistumsadministrator Rupert von Moosheim als Ketzer in Gefangenschaft gehalten. Nach 1549 wurde Krempelstein mit der Plege zu Oberzell und seit 1690 mit Vichtenstein vereinigt, 1782 kam die Landeshoheit an Österreich. Am Ende des 18. Jahrhunderts wurde die Burg nur von einem Förster bewohnt, 1868 gelangte sie in den Besitz der Grafen von Pachta, vor 1965 diente sie als romantischer Sitz des "Ordens der Rosenkreuzer", nach einem schweren Brand 1984 wird die Burg als lokales Vereinszentrum genützt.
(P.S.)

Bauentwicklung:

Der einheitliche Kernbau, bestehend aus Wohnturm, Palas und Kapelle, lässt sich mit seinen Baudetails und Mauerwerksstrukturen gut mit der urkundlichen Erstnennung von 1337 in Verbindung bringen. Spätere Ausbauten betreffen nur marginale Adaptierungen, auch der Brand im 20. Jh. hat glücklicherweise nur geringe Zerstörungen mit sich gebracht.

Baubeschreibung:

Bergwärts wird die Burg nach einem künstlich erweiterten Hangabsatz von einer steilen Felswand überhöht, in die der Burgweg mühsam eingearbeitet wurde. Heute besteht die Anlage nur aus einem dominanten Wohnturm und einem westlichen Anbau mit hohem Walmdach. Bei Piper war 1910 der Vorplatz noch durch Wehrmauern mit Scharten geschützt. Der Eingang in die Kernanlage führt seitlich des schützend gegen den Berg gestellten Turms in den etwas breiteren, talseitigen Anbau. Dessen rechteckiger Grundkörper von etwa 15 x 15 m war trotz der geringen Ausmaße zunächst in einen talseitigen Wohnbau, eine quadratische Torhalle und einen winzigen Hof vor dem Turm geteilt. Im Obergeschoß weisen ein gotisches Schulterbogenportal, breite Fensternischen und ein ehemaliger Abtritt auf gediegenen Wohnkomfort. Im Osten schließt die kleine, oberhalb der Torhalle gelegene Kapelle an, deren polygonale Apsis auf zwei Konsolen leicht vorkragt. Erst ein Geschoß höher befindet sich der originale Hocheinstieg in den Wohnturm. Dieser belegt eine Grundfläche von 9.5 x 11 m und erreicht bei Mauerstärken bis 2 m eine gebaute Gesamthöhe von über 18 m, wobei die erhöhte Lage auf einem Felskopf seine Dominanz noch steigert. Während die Bergseite schildartig geschlossen blieb, waren die unteren zwei Geschoße seitlich durch hoch gelegene Scharten belichtet, wovon sich einige erhalten haben. Darüber lag ein wohnliches Hauptgeschoß, das durch große Sitznischenfenster mit breit gefasten Rechteckrahmen belichtet wird. Die auffällige Gruppierung der Fenster indiziert frühe Holzbinnenwände, wie sie ein historischer Schnitt bei Cori noch andeutet. Das folgende oberste Geschoß zeigt bemerkenswerte, breit gefaste Rechteckfenster mit spitzem Blendbogenrelief. Umlaufend finden sich Negative eines Balkenkranzes sowie darüber Konsolsteine, die auf einen vorkragenden Holzwehrgang schließen lassen. Im Raum befindet sich ein großer Eckkamin, dessen vorstehender Bogen auf eine ehemalige hölzerne Raumverkleidung deuten könnte. Nach Piper fanden sich hier Spuren eines durch Holz abgetrennten Bedienungsganges. Der Turm zeigte früher, heute kaum mehr erkennbar, an den oberen Ecken Wappen, darunter das von Passau. Das Mauerwerk besteht allgemein aus lagerhaft verlegtem Bruchstein mit großformatigen Eckblöcken, die Fenster werden von Überfangbögen überwölbt. Somit deuten Fenster, Türen und Mauerwerk als auch eindeutige Anschlussverzahnungen auf einen einheitlichen Neubau der Burg im 14. Jahrhundert, wohl knapp vor der Erstnennung 1337. Trotz des winzigen Grundrisses vereint die Anlage in bemerkenswerter Konsequenz mit Turm, Palas, Kapelle und Hof den klassischen Kanon einer Adelsburg. Die qualitativ hoch stehenden Fenstergewände verweisen auf fortschrittliche Bauleute, die wohl direkt von Passau beauftragt worden sind. In späterer Zeit wurde der Anbau mit einem durchgehenden Dach versehen, durch Zwischenwände neu gegliedert und die Fenster teilweise vergrößert. Ansonsten blieb der Bau des 14. Jahrhunderts als besonderer Glücksfall nahezu unversehrt erhalten.