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Greinburg

Geschichte:

Am 10. März 1488 genehmigte Kaiser Friedrich III. seinen reichen Geldgebern Siegmund und Heinrich Prüschenk, sich im Gebiet von Grein eine Burg errichten zu dürfen. Das steirische Geschlecht war erst 1480 zum Reichsfreiherrenstand aufgewertet worden, 1482 folgte der Titel Erbtruchsessen der Steiermark, 1486 wurden sie Erbschenken von Österreich unter der Enns, 1495 erhielten sie von Maximilian I. den Titel Reichsgrafen zu Hardegg und im Machland. 1491 begonnen, war die Greinburg bereits 1495 im Rohbau vollendet. Die Anlage hieß nach ihrem Erbauer zunächst Heinrichsburg, erst ab 1533 Greinburg, als sie an Johann Leble, kaiserlicher Rat, Burgvogt von Enns sowie Landvogt von Schwaben, verkauft wurde. Nach einer Inschrift wurde 1597 im Hof der dreigeschoßige Arkadengang errichtet. 1621-1644 war Graf Leonhard Helfrich von Meggau Besitzer der Herrschaft, er ließ das komplette Schloss umbauen und unter anderem den Festsaal, die Kapelle sowie eine Sala terrena im Stil der Spätrenaissance errichten. 1644 kam die Greinburg an Sigmund von Dietrichstein, 1700 wurde sie von Graf Oktavian Karl von Carioni sowie 1709 an Franz Ferdinand von Salburg und Prandegg erkauft. Nach mehreren weiteren Besitzerwechseln kam sie 1826 schließlich an die Herzöge von Sachsen-Coburg-Gotha, die Schloss und Umfeld in bis heute teilweise erhaltenem englischen Stil umgestalten ließen.
(P.S.)

Bauentwicklung:

Der Schlossbau erfolgte in drei Ausbaustufen. Der Baukörper wurde bereits 1491-1495 unter Siegmund und Heinrich Prüschenk geschaffen und erfuhr nur noch barocke und historistische Adaptierungen, so inschriftlich 1597 durch den Einbau der Hofarkaden, 1621-1644 unter Gf. Leonhard Helfrich v. Meggau sowie ab 1826 unter den Hgn. v. Sachsen-Coburg-Gotha.

Baubeschreibung:

Die von zwei Zwingerberingen geschützte Kernanlage bildet einen exakt orthogonal durchgeplanten Vierflügelbau von 45 x 74 m mit rechteckigem Innenhof. Nach außen stehen fünf polygonale turmartige Risalithe vor die einheitlichen Fassadenfronten, innen sind sie jedoch in den Raumverband eingegliedert. An der nördlichen Schmalseite beherrscht ein zentraler Fünfeckturm mit Keilspitze das segmentbogige Eingangstor mit profiliertem Rechteckrahmen. Die anderen Türme zeigen Fünfachtelschluß, sie sind unterschiedlich in den Fronten bzw. an einer Ecke positioniert. Die Errichtung des Kernbaus erfolgte gemäß historischen Quellen zwischen 1491 und 1495, das bestätigen auch die Fenster-, Tür- und Gewölbedetails, Mauerwerksanalysen sind durch den flächigen Putz jedoch nicht möglich. Über die Binnengliederung der Erstanlage geben vor allem die gut erhaltenen Kellergewölbe Aufschluss. Bis auf den Südtrakt finden sich hohe spätgotische Schalgewölbe, die durch spitzbogige Segmentgurte verbunden sind. Im Erdgeschoß sind in der Einfahrt seitlich segmentbogige Doppelsitznischen mit Taustabrahmung erhalten, die anschließenden Räume zeigen mit Kreuzgratgewölben, gefastem Kamin sowie manieriertem Schulterbogenportal in verstäbtem Rechteckrahmen bereits Ausbaustufen des frühen 16. Jahrhunderts. Der Osttrakt weist aus der Erstphase noch bemerkenswerte Kamine, Portale sowie vor allem Kreuzrippengewölbe und ein weit gespanntes Zellengewölbe auf. Ähnliche Gewölbeformen gibt es in der Albrechtsburg in Meissen sowie in Böhmen. In den beiden Obergeschoßen finden sich punktuell spätmittelalterliche Relikte, so in den Türmen bemerkenswerte Stichkappentonnen sowie Netzrippengewölbe mit Wappenschlusssteinen der Zeit um 1500. Im Westtrakt deuten Fensternischen mit Kreuzrippen auf Konsolen auf eine spätgotische Grundlage des Flügels. Am Dachboden belegen die Türme mit verstäbten Schulterbogenportalen und Erkerfragmenten, dass hier zunächst ein ausgeprägtes Wehrgeschoß vorhanden bzw. geplant war, das von den Türmen überragt wurde. Insgesamt lassen sich an den drei Nordflügeln gesichert primäre Bauteile nachvollziehen, der stark umgestaltete Südtrakt dürfte aufgrund dazu passender Mauerstärken bzw. der zwei jedenfalls spätgotischen Turmanlagen im Kern ebenfalls noch mittelalterlich sein. Daher ist wohl die allgemeine Forschungsmeinung gerechtfertigt, in der Greinburg einen der frühen regionalen Vierflügelschlossbauten zu sehen. Die komplexe innere Gliederung und ihre handwerklich hervorragende Ausstattung machen sie mit internationalen Residenzbauten vergleichbar, die Steinmetzzeichen lassen auf Kontakte zu größeren Bauhütten schließen. Die rechteckige Konzeption mit mehreren Türmen erinnert an landesfürstliche Kastellburgen, deren Typus wohl absichtlich imitiert wurde. Zur Erstanlage gehören Reste von äußeren Ringmauern und einem Schalenturm, die einen teilweise zweifachen Mauerring um das zentrale Geviert bildeten.
Nach einer Inschrift wurde 1597 im Innenhof der umlaufende, dreigeschoßige Arkadengang angelegt, dessen homogener Eindruck trotz kleiner Veränderungen 1630 und 1711 beinahe unversehrt erhalten blieb. Um 1630 wurde vor allem der Südtrakt grundlegend umgestaltet, es entstanden die zweigeschoßigen Kapelle und Festsaal sowie eine bemerkenswerte künstliche Grotte im Stil Salzburger Schlossanlagen. Die nördlichen Trakte erhielten reich ausgestaltete frühbarocke Raumstrukturen, die teilweise samt Kachelöfen, Bleiglasfenstern und ohrgerahmten Feldertüren erhalten geblieben sind. Gleichzeitig wurden die Außenfassaden mit durchlaufenden Bändern und breiten Eckquaderfaschen vereinheitlicht, wodurch sich heute sämtliche spätgotische, renaissancezeitliche und barocke Fensterformen homogen einpassen. Ebenfalls um 1630 wurde, wohl auf älterer Grundlage, der 90 m lange dreiflügelige Wirtschaftshof angelegt, durch den einst die Auffahrt zum Schloss führte. Bei Vischer ist 1674 noch ein hoher Torturm mit Helmaufbau dargestellt. Mehrjochige Säle mit Kreuzgratgewölben auf toskanischen Säulen deuten auf einst repräsentative herrschaftliche Stallungen, wie sie regional zu dieser Zeit gehäuft auftauchen. Im 19. Jh. wurde unter den Fürsten Sachsen-Coburg-Gotha das Schloss im Zeitgeschmack neu eingerichtet und ein großer englischer Landschaftspark angelegt.
(P.S.)