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Spielberg bei Enghage

Geschichte:

Auf Passauer Lehensgrund wurde wohl um 1150 die Herrschaft Spielberg gegründet, 1159 ist erstmals ein Dietrich de spileperch urkundlich fassbar. In der Folge sind die Lengenbacher bis zu ihrem Aussterben 1235/36 mit der Burg belehnt. Das Erbe wird vom Passauer Bischof zwar beansprucht, aber offenbar von den Landesfürsten eingezogen. Der Besitz wird von Pflegern verwaltet und oftmals verpfändet. 1365 bis 1383 dient die Burg als Rückzugsort für das Kloster St. Florian, 1383 gelangt sie an den Habsburger Hofmeister Johann von Liechtenstein, der jedoch 1395 sämtliche Lehen verliert. Die Herrschaft wird nun mehrfach verpfändet, 1594 zählt Spielberg zu den Hauptverteidigungsburgen des Landes, 1619 wird hier eine Donaumaut eingerichtet. 1642 erwirbt die Familie Scherffenberg die Herrschaft als freies Eigen. Sie wird mit Steyregg vereinigt und die Burg dem Verfall überlassen. 1671 verkauft man den Besitz an die Gf. Weissenwolff, die ihn bis zu ihrem Aussterben 1917 halten.
(P.S.)

Bauentwicklung:

Mit der urk. Nennung Genannter v. Spielberg um die M. d. 12. Jhs. korrespondiert zeitlich die erste Ausbaustufe der Burg mit Bering, Palas und Burgkapelle. Der weitere Ausbau im 13. Jh. mit Erneuerung des Berings und Errichtung eines Bergfrieds könnte nach bauhistorischen Argumenten auf den kurzzeitigen landesfürstlichen Besitz 1236-1246 zurückgehen. Weitere Ausbauten des 14.-frühen 16. Jhs., die v.a. Wohnbauten und die Außenbefestigungen sowie Vorburg betrafen, können keiner Besitzerfamilie zugeschrieben werden.

Baubeschreibung:

Das etwa 10 m erhöhte Felsplateau von ca. 70 m Durchmesser bot einen idealen Standort für die Errichtung einer Burg. Erst spät wurden ein abwärts führender Torzwinger sowie eine halbkreisförmige Unterburg vorgelegt.
Von der ersten Anlage des 12. Jahrhunderts zeugen in der Kernburg noch zwei gegenüber liegende Baukörper. Neben dem Tor haben sich Reste eines 11,6 x 24 m großen randständigen Palasbaus erhalten. Seine homogenen Mauern mit Stärken um 1,1 m zeigen blockhaftes Kleinquadermauerwerk in konsequenten Einzellagen, innen sind Fundamentdurchschüsse von "opus spicatum" zu beobachten. Östlich verzahnt außen der Bering. Am gegenüberliegenden Südbering haben sich die Hofmauern der romanischen Burgkapelle erhalten. Sie bestand aus einem rechteckigen Schiff von etwa 9,5 x 13,5 m, die ehemalige Apsis fehlt heute. In der Längsseite haben sich die sorgfältig gearbeiteten Quadergewände eines großen Rundbogenportals sowie zweier hoch gelegener doppelt-konischer Runbogenfenster erhalten. Das restliche Mauerwerk zeigt ein blockhaftes Gefüge liegender Formate in strengen Einzellagen mit Eckquaderung. Aufgrund deutlicher Analogien zum Palas dürfte die Kapelle wohl ebenfalls im 12. Jh. entstanden sein.
Im 13. Jh. wurde die Burg weit gehend erneuert. In einer homogenen Bauphase entstanden der polygonale Bering mit Stärken um 1,8 m sowie der dominante Bergfried oberhalb des Torweges. Der Bering zeigt unterschiedliche Mauerwerksqualitäten. Außen findet sich vorwiegend großformatiges quaderhaftes Blockmauerwerk, innen gibt es daneben partiell kleinformatige Zonierungen, die wohl auf die Zweitverwendung älterer Bausteine zurückzuführen sind. Der Bergfried mit Seitenlängen um 9,5 m und einer Mauerstärke um 2,8 m ist hingegen mit großen Quadern verkleidet, an drei Ecken finden sich im Fundamentbereich Buckelquader. Aufgrund der rillenförmigen Steinbearbeitung sind die Quader als antike Spolien aus dem nahen Lauriacum zu identifizieren, die isoliert für den Bergfried hergebracht wurden, die ostentative Verwendung der Buckelquader deutet trotz der Zweitverwendung auf einen gezielten Einsatz. Der 28 m hohe, 7 geschoßige Turm zeigt ebenerdig ein tonnengewölbtes Geschoß mit primärem Eingang und hoch gelegener Lichtscharte. Ins Obergeschoß führte ein rundbogiger Hocheinstieg mit außen liegendem Rechteckfalz. Die folgenden Geschoße entstammen weitgehend einer gotischen Aufstockung mit einst umlaufendem Holzgang sowie einem spätgotischen Umbau mit gefasten Rechteckportalen und Kielbogenfenstern. Mit der Neuanlage von Bering und Turm wurde auch die Kapelle umgestaltet. Neben einem nunmehr zentralen nördlichen Rundbogenfenster wurde eine zweibogige Empore mit quadratischen Mittelpfeiler eingestellt. In der Nordostecke der Burg finden sich Reste eines weiteren Hofeinbaus. Die zumindest außen konsequente quaderhafte Mauerstruktur von Bering und Turm erlauben jedenfalls eine Datierung vor die Mitte des 13. Jhs. Die Verwendung römischer Spolien zeigt sich regional gehäuft ab 1190 (Enns) bis 1240 (Rems), dies deckt sich auch mit den romanischen Rundbogenfenstern der Burg. Die Quaderreihen des Turms zeigen bereits Durchschüsse kleiner Plattenformate. Eventuell kann der Neubau daher in die Zeit nach der Übernahme der Herrschaft durch den Herzog 1235 gesetzt werden. Da der Turm zunächst nicht fertig gestellt wurde, wäre eine Errichtung unmittelbar vor dem Aussterben der Babenberger 1246 denkbar. Im Bereich des Torzwingers deuten örtlich kleinformatige Mauerstrukturen mit Ansätzen von "opus spicatum" ebenfalls auf hochmittelalterliche Grundlagen, der Torbogen könnte im Kern noch dem 13. Jh. entstammen.
Im 14. Jh. kam es sukzessive zu inneren Ausbauten. Der Nordpalas wurde großzügig ausgebaut und zu einem fast 60 m langen Komplex zusammen gefasst. Zwischen Tor und Turm entstand ein isolierter Wohnbau, bei dem Holzabdrücke und Reste charakteristischer Fenstergruppierungen auf eine ehemalige heizbare Bohlenstube deuten. Der Bergfried wurde bis zur heutigen Höhe aufgestockt und mit Mauerstiegen und Holzumgang ausgestattet. Nicht zuletzt erhielt die Kapelle einen zeitgemäßen Polygonalchor mit Rippengewölbe, von ihm haben sich die hervorragend gearbeiteten Kämpferansätze, unter der neu eingewölbten Empore Reste von Fugenmalerei und Rötelzeichnungen erhalten.
Ins späte 15. bzw. frühe 16. Jh. datieren die östlichen Hoftrakte sowie ein großer Wohnbau beim Bergfried, der durch Schulterbogenportale, verstäbte Rechteckfenster und Putzfaschen ausgezeichnet ist. Parallel entstand die geräumige Unterburg sowie der gestaffelte Torweg, bezeichnet 1484. Bemerkenswert sind dabei Kielbogenfenster sowie eigenwillige Geschützschartenformen.
(P.S.)