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Bickenreute

Geschichte:

Im 14. Jh. werden Albrecht, Jakob und Thoman von Falkenstein von Bickenreute genannt. Dies lässt vermuten, dass die Falkensteiner, deren Stammburg im Höllental stand, die Erbauer waren. Die spätere Besitzerfolge ist unklar, weil in den relevanten Urkunden oft keine Unterscheidung zwischen einem - heute abgegangenen - oberen und unteren Hof (dem Weiherhaus) vorgenommen wurde. Seit 1493 unterstand das Gut der Stadt Freiburg, d.h. der Talvogtei in Kirchzarten, was ständig umstritten war. Über weitere Besitzer kam es an Sebastian von Blumeneck, Bürgermeister und Münsterpfleger in Freiburg. Über den Kaufmann und Ratsherrn Hans Graf ging es an dessen Sohn Ulrich, der 1548 das Gut abstieß, nachdem er aufgrund des Streits um die Rechtsstellung des Gutes sogar in der Talvogtei Kirchzarten inhaftiert gewesen war. Ab 1570 gehörte Bickenreute Ludwig Held, dem Sohn des kaiserlichen Vizekanzlers Dr. Mathias Held, dann Adam von Schwalbach, Fürst des Johanniterordens in Heitersheim, mit zwei seiner Verwandten und im frühen 18. Jh. schließlich dem Ratsschreiber Franz Ferdinand Mayer, der für die Rettung Freiburgs während einer Belagerung als "von Fahnenberg" geadelt worden war. Er verwandelte die Burg in ein barockes Herrenhaus mit Vollwalmdach. Von 1740 bis 1993 war das Gut im Besitz der Stadt Freiburg und wurde an Landwirte verpachtet. Nach zwischenzeitlicher Sanierung und einem weiteren Verkauf befindet sich das Haus in Privatbesitz. (H.W.)

Bauentwicklung:

Die bauliche Entwicklung des wohl aus einem mittelalterlichen turmartigen Burghaus hervorgegangenen frühneuzeitlichen Herrenhauses kann zumindest ansatzweise nachvollzogen werden. Der Umbau zu einem schlichten barocken Herrenhaus unter Verwendung mittelalterlicher Bauteile erfolgte um 1716. (H.W.; J.F.)

Baubeschreibung:

Die Hauptfront des ehemaligen Rittergutes nach Westen präsentiert sich als barockes Herrenhaus mit zwei Wohngeschossen und sieben Fensterachsen. Die Hausecken und die Umrahmung des rundbogigen Eingangsportales bestehen aus einer aufgeputzten Rustikaquaderung. Ein Anbau nach Osten ist in seiner Funktion unbestimmt; er könnte als Kapelle, jedoch auch als Küche und Backhaus gedient haben. Es ließen sich keine signifikanten Einbauten mehr feststellen. Der auf den Plänen des 18. und 19. Jhs. dokumentierte Wassergraben ist als Geländeform noch teilweise erkennbar. Eine in den letzten Jahren geplante Reaktivierung wurde nicht realisiert. Auf ältere Bauphasen verweisen einige Buckelquader aus Sandstein an den nördlichen Hausecken, ein sekundär vermauertes Fenstergewände und ein Knick in der rückwärtigen Hausfront. Vermutlich wurde im 14. Jh. ein mindestens zweiphasiges, ebenerdiges, noch nicht wehrhaftes Gehöft teilweise niedergelegt; einige Mauerstücke wurden noch festgestellt. Die älteren Baufluchten wurden teilweise weiter benutzt, der Baukomplex jedoch nach Norden erweitert und dort mit den Buckelquadern tief in den neu angelegten Burggraben gegründet. Im Südteil fiel der sekundär herumgezogene Burggraben offenbar nicht so tief aus. Um 1716 erfolgte ein tiefgreifender Umbau. Der aufgehende Bestand wurde bis auf Sockelhöhe abgetragen; die nordöstliche Hausecke wurde nach außen verschoben, die Innengliederung verändert, die regelmäßigen Fensterachsen angelegt und ein Vollwalmdach errichtet. Der Graben wurde weiter beibehalten oder sogar reaktiviert, was sonst im Breisgau nirgends mehr üblich war. (H.W.)

Arch-Untersuchung/Funde:

Untersuchung durch Lesefunde, Beobachtungen beim Umbau und einige gezielte Grabungsschnitte im Grabenbereich und in beiden Kellern.