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Breisach

Geschichte:

Der schon in der Urnenfelder-, Hallstatt- und Latènezeit intensiv besiedelte Münsterberg von Breisach wurde noch in der Spätantike an seinem südlichen Ende mit einem Kastell befestigt, in dem Kaiser Valentinian 369 n. Chr. urkundete. Vom frühen bis hohen Mittelalter ist Breisach als wichtiger befestigter Platz und Münzstätte überliefert. 939 wurden hier Aufständische durch König Otto I. belagert.
Im frühen 11. Jh. wurden die Bischöfe von Basel mit Breisach belehnt. Um 1185 erfuhr die Herrschaft eine Teilung zwischen dem Basler Bischof und dem Stauferkönig Heinrich VI. Herzog Bertold V. von Zähringen (1186-1218) verzichtete 1198 auf die ihm nachdrücklich angetragene Königswürde und erhielt dafür Breisach von Philipp von Schwaben zum Pfand. Die Erbauung der Burg ist daher in die Jahre nach 1198 zu setzen, belegt durch die schon im 16. und 18. Jh. überlieferte, einst über dem Hocheingang des Donjons angebrachte Bauinschrift "HANC DUX BERCHTOLDUS PORTAM STRUXISSE NOTATUR, PERQUAM PRO FRAUDE BURGUBDIE GENS DEPOPULATUR" (etwa: "Kund sei getan, dass Herzog Bertold dies Tor errichtet hat, durch den Burgund seiner Untreue wegen vernichtet"). Die Inschrift bezieht sich auf die Niederwerfung eines burgundischen Aufstandes in der heutigen Schweiz 1191 durch Bertold. Eine ähnliche Inschrift wurde in Burgdorf (Schweiz) angebracht, wobei auch in ihr "porta" als Synonym für die gesamte Burg steht. 1991 konnte ein Fragment des Breisacher Inschriftensteins geborgen werden.
Nach den Staufern wurde Breisach 1254 kurzzeitig wieder Reichslehen der Bischöfe von Basel und kam unter König Rudolf von Habsburg wieder ans Reich. Im Jahre 1315 wurde die Burg zur Reichsburg erklärt und dabei überhaupt zum ersten Mal erwähnt. In der Folgezeit diente sie als Sitz des Reichsschultheißen. Nach mehrfachem Wechsel zwischen Habsburg und dem König kam Breisach zwischen 1469 und 1474 als Pfand an das Herzogtum Burgund, dessen ungeliebten Landvogt die Bürger jedoch hinrichteten. Um 1500 entstanden erste Festungsbauten an der Stadt, die ab 1614 einen Ausbau zur Festung erfuhr. Die Burg wurde bei den Belagerungen Breisachs 1633 durch die Schweden und 1638 durch Bernhard von Weimar beschädigt. Breisach kam 1646/48 an Fankreich, das insbesondere im letzten Viertel des 17. Jhs. unter den Festungsbaumeistern Tarade und Vauban umfangreiche Befestigungsanlagen errichtete. Um 1697/1700 kam die Festung wieder an Österreich, wurde aber schon 1703 durch die Franzosen nach harter Belagerung eingenommen und bis 1715 besetzt. Abbrucharbeiten zur Entfestigung Breisachs unter Maria Theresia ab 1741 und eine französische Sprengung an der Westseite um 1745 führten zur Teilzerstörung des Donjons, der nach der Beschießung durch französische Revolutionstruppen 1793 vollends abgetragen wurde. (H.W.)

Bauentwicklung:

Zum ältesten Baubestand der vermutlich Ende des 12. Jh. durch Berthold von Zähringen errichteten Burg gehörte der vollständig abgegangene rechteckige Donjon. Die Gründung der Burg in die Jahre nach 1198 ist durch eine im 16. und 18. Jh. überlieferte, einst über dem Hocheingang des Donjon angebrachte Bauinschrift, belegt. 1991 konnte ein Fragment des Inschriftsteins geborgen werden. Abbrucharbeiten im Zuge der Entfestigung von Burg und Stadt Breisach unter Maria Theresia ab 1741 und eine französische Sprengung an der Westseite um 1745 hatten die teilweise Zerstörung des mächtigen Donjons zur Folge. Nach der Beschießung durch die französischen Revolutionstruppen 1793 wurde der mächtige Wohnturm schließlich abgetragen. (H.W.)

Baubeschreibung:

Durch mehrere Ansichten und Pläne des 16.-18. Jhs. ist die Baustruktur der später fast völlig beseitigten Burg gut überliefert. Sie zeigen ein Brunnenhaus im Norden, ein "Wohnhauß" (Palas mit zwei Wendeltreppen) im Süden, die "Kuchen" (Küche) in der SW-Ecke, den "Stall" am Nordrand, die "Schmidt" (Schmiede) am Ostrand und einen nicht näher bezeichneten quadratischen Wartturm nahe der nördlichen Spitze. Beherrschendes Element ist der mächtige rechteckige Wohnturm (Donjon) von 24 m Länge und 17 m Breite bei einer Mauerdicke von ungefähr 3 Metern. Seine Höhe dürfte 28-30 m betragen haben. Innen besaß der Turm ein bis zwei lichtlose Untergeschosse, darüber drei Hauptgeschosse. Die beiden unteren Hauptgeschosse enthielten wenige Rundbogenfenster, den rundbogigen Hocheingang und offenbar einen Erker. Der gewaltige Wohnturm orientierte sich in seiner Bauform und in seinen Dimensionen offensichtlich an den hochadeligen Donjons West- und Nordfrankreichs oder der Schweiz. Der heutige, in ähnlicher Form schon 1722 und 1729 belegte Zugang erreicht von Süden über eine Rampe die Freilichtbühne. Von einem älteren Zugang ist in der senkrechten Mauer eines Vorwerkes der Ansatz einer Steinbrücke sichtbar, die von Westen über den gekrümmten, 20-24 m breiten und 12 m tiefen Halsgraben in die Hauptburg führte. Von dem Donjon und der randständigen Bebauung entlang der Ringmauer ist nichts erhalten. Der Palas stand dort, wo sich heute unter dem Zeltdach die Sitzreihen erstrecken, der Turm etwa im Bereich des Tulla-Denkmals. Bei einer Sondage wurde 1984 die Südwand des Palas auf 2,20 m Länge beobachtet, etwa 2,20 m innerhalb (nördlich) der Außenflucht der Futtermauer des Grabens. (H.W.)

Arch-Untersuchung/Funde:

Sondage im Burgareal traf Südwand des Palas an. -
Bei einem Erweiterungsbau des Hotels Kapuzinergarten vor dem Halsgraben wurden 1996/97 aus einer Auffüllschicht u.a. künstlerisch wertvolle spätgotische Ofenkacheln und ein Teil eines Fenstergewändes geborgen. Man nimmt an, dass es sich hierbei um Abbruchmaterial des hochrangig ausgestatteten Palas handelt.