EBIDAT - Die Burgendatenbank

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Geroldseck

Geschichte:

Die Familie der Geroldsecker hatte sich zunächst eine kleine, 1139 erstmals erwähnte Burg am Rande des Gengenbacher Klostergebietes erbaut (sog. "Rauhkasten", "Alt-Geroldseck"). Der weitere Aufstieg der Familie im 13. Jh. dokumentiert sich u. a. in der um 1250/60 errichteten Burg an neuem, verkehrsgünstigen Standort. Um 1260 stellten sie den Bischof von Straßburg, der jedoch bereits 1262 in einer Schlacht der Straßburger Bürgerschaft unterlag und kurz darauf verstarb. Eine gewisse Schwächung der Familie trat durch eine Erbteilung 1277, durch eine Herrschaftsabspaltung 1301 und durch eine weitere Teilung 1370 ein. Ansprüche der Grafen von Moers-Saarwerden wurden im Geroldsecker Krieg von 1433 erfolglos bekämpft; auch von 1434 und 1470 stammen weitere Teilungsverträge. Um 1473/74 belagerte die Stadt Straßburg vergeblich die Burg. Im Machtkampf zwischen Habsburg und Kurpfalz wurde die Burg 1486 von Pfalzgraf Philipp belagert, beschossen , eingenommen und bis 1504 besetzt gehalten. Nach Verwaltung durch die Markgrafen von Baden konnten sie die Geroldsecker erst um 1534 wieder bewohnen. Nach dem Umbau der Burg Dautenstein zum Renaissanceschloss zogen die Geroldsecker 1599 dorthin um. Durch das Aussterben der Geroldsecker 1634 kam die Burg an die Grafen von Cronberg (Taunus), 1692 (als Ruine) an die Freiherren von der Leyen. Im Pfälzischen Erbfolgekrieg wurde die Burg beim Abzug der Franzosen 1689 angezündet; ein geplanter Ausbau zur Festung unterblieb in der Folgezeit, mit Ausnahme einiger Erdwerke. (H.W.)

Bauentwicklung:

Die Anfänge der Burg Geroldseck reichen bis ins 13. Jh. zurück. Als Vorgängeranlage der wahrscheinlich zwischen 1250 und 1260 erbauten Burg Geroldseck kommt die Burg Alt-Geroldseck auf dem sogenannten "Rauhkasten" in Betracht. Im baulichen Gefüge der beiden mächtigen wohnturmartigen Palasbauten dominieren gotische Einzelformen (Fenster- und Türgewände), die eine Datierung ins 14. Jh. nahelegen. Von der Anlage des 13. Jh. blieben nur wenige Baureste - vornehmlich in den unteren Partien der Gebäude erhalten. Im Jahr 1390 wurde die Anlage durch Blitzschlag zerstört. Über den Umfang der Wiederherstellung nach der Teilzerstörung 1486 liegen bislang keine gesicherten Erkenntnisse vor. Hohengeroldseck wurde 1689 von den Franzosen zerstört und ist seitdem Ruine. Ab 1883 erfolgten Instandsetzungsarbeiten an der Burgruine. Zu Beginn der 1950er Jahre folgte der Einbau einer neuen Wendeltreppe in den Turm des hinteren Palas. Seit 1958 obliegt die Unterhaltung der Burg einem Verein mit Sitz in Seelbach. (H.W.; J.F.)

Baubeschreibung:

Der Zugang führt durch den Rest eines renaissancezeitlichen oder frühbarocken Tores auf eine Bastion, dann durch das spätmittelalterliche (stark restaurierte) Haupttor und ein älteres Tor in den unteren Hof. Die Unterburg läuft als breiter Zwinger rings um die im Grundriss ovale Kernburg, die erhöht auf einem Porphyrfelsen steht. Ein verteidigungsfähiges Brunnenhaus scheint mit seinen Außenmauern aus dem 14. Jh. zu stammen, der angeblich 65 m tiefe Brunnenschacht ist teilweise verfüllt. Ein Gebäuderest mit Treppenturm gehört ins 16. Jh., ebenfalls ein Gebäuderest in der südöstlichen Ecke der Unterburg (eine ältere Zisterne wurde überwölbt). Eine freigelegte, tiefer liegende Schmiede mit Sandsteintrog stammt aus der Zeit vor der Teilzerstörung 1486. Weitere Mauerspuren im Boden oberhalb der Torkammer. Von den beiden Palasbauten der Kernburg ist einer gut, der andere nur noch in spärlichen, stark restaurierten Resten erhalten. Innen an der hohen Mantelmauer zwischen beiden Palasbauten stand ein niedriger Küchenbau, flankiert von zwei runden Treppentürmen, die die Palasbauten erschlossen. Der gut erhaltene Palasbau zeigt neben dem bis zur Traufe des Steindaches erhaltenen Treppenturm noch viele Baudetails wie rechteckige Fenster, spitzbogige Fenster, Kamine, eine mögliche Abortnische und Reste eines Treppengiebels. Anlässlich eines Treffens von Bauforschern im Frühjahr 2005 wurde die Erbauung des Palas neu ins 14. Jh. gesetzt; von der Burg des 13. Jhs. stecken nur kümmerliche Reste im unteren Mauerwerk. Offensichtlich wurde die Burg des mittleren 13. Jhs. zu einem unbekannten, noch zu ermittelnden Zeitpunkt im 14. Jh. niedergelegt und neu strukturiert wieder hochgezogen. Vermutlich entstand auch erst damals die zwingerartig umlaufende Unterburg, vielleicht anstelle eines älteren Grabens. Auch die Zweizahl der Palasbauten dürfte erst in diese Zeit gehören. Vermutlich hatte die ältere Burg nur aus der jetzigen Kernburg bestanden und auch die Funktionsbereiche der Vorburg beinhaltet, die später in die Unterburg ausgelagert wurden. (H.W.)

Arch-Untersuchung/Funde:

Zahlreiche Lesefunde meist des 16./17. Jhs., neuerdings auch des 13.-15. Jhs. Vermessung und nachträgliche Dokumentation der bei Schutträumungen zutage getretenen Baureste in der Unterburg.