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Heitersheim

Geschichte:

Im 12. und 13. Jh. sind Ortsadelige von Heitersheim genannt - vielleicht Lehensleute der Herren von Staufen - die hier wohl einen (befestigten?) Ansitz hatten. 1272 kam die Johanniterkommende Freiburg durch eine Schenkung Gottfrieds von Staufen zu umfangreichem Besitz in Heitersheim, das dann im Wechsel mit der Kommende Freiburg zeitweise die Funktionen einer Kommende wahrnahm, aber nicht formell zu einer solchen erhoben wurde. Im Jahr 1428, dann 1505 endgültig unter Johannes Hegenzer von Wasserstelz, wurde Heitersheim Sitz des deutschen Großpriors. Unter Johann von Hattstein (1512 bis 1546) erfolgten zahlreiche Baumaßnahmen an der Kernburg und die bauliche Integration des ehemaligen Dinghofes als trapezförmiger Vorhof. Sein Nachfolger Georg Schilling von Cannstatt konnte aufgrund seiner guten Beziehungen zu Kaiser Karl V. die Inseln Malta und Gozo als neues Ordenshauptquartier erwerben und wurde 1548 in den Reichsfürstenstand erhoben. Im Bauernkrieg 1525 öffnete Schlossschaffner Hans Graf den Aufständischen die Burgtore, wofür er später zum Tode verurteilt wurde. Auch im Dreißigjährigen Krieg kam es mehrfach zu Plünderungen. 1806 wurde das Fürstentum im Rahmen der Säkularisation aufgehoben. Der Orden der Schwestern des hl. Vinzenz von Paul erwarb ab 1898 die Gebäude. (H.W.)

Bauentwicklung:

Fundierte baugeschichtliche Untersuchungen zum Schloss Heitersheim fehlen bislang. Der noch erhaltene Baubestand reicht - nach bisherigem Kenntnisstand - nicht vor das 16. Jh. zurück. Schriftliche Quellen, die auf bauliche Aktivitäten Bezug nehmen, liegen erst für die erste Hälfte des 16. Jhs. vor. Der quadratischen Kernburg ist im Nordwesten eine renaissancezeitliche trapezförmige Vorburg zugeordnet. Umfangreiche bauliche Veränderungen in der Zeit des Barock und des 19. Jh. negieren eine Rekonstruktion des mittelalterlichen Bauzustandes der Anlage. (H.W.; J. F.)

Baubeschreibung:

Das Malteserschloss ist baugeschichtlich schlecht erforscht. Abrisse von alten Gebäuden, besonders im 20. Jh., führten verbunden mit großflächigen Neubaumaßnahmen, zu irreparablen Schäden in der bauhistorisch und archäologisch bedeutsamen Substanz. Der fast quadratischen Kernburg ist im Nordwesten eine renaissancezeitliche, allerdings stark verbaute, einst grabenumwehrte trapezförmige Vorburg vorgelagert, die auf den ehemaligen Dinghof des Klosters Murbach zurückgeht. Große Teile der Bausubstanz - wie die Zehntscheuer an der Nordseite - wurden im Barock, andere im 19. und 20. Jh. abgerissen und durch Neubauten ersetzt. Datiertes Zeugnis (1733) einer der frühen Umgestaltungsphasen ist die aufwändige Wappentafel des Philipp Wilhelm Graf von Nesselrode und Reichenstein an einem ehemaligen Anbau der Zehntscheuer. Ein schräg gestellter Eckturm an der NW-Ecke mit einzelnen, unregelmäßig streuenden Buckelquadern gehört wohl ins 16. Jh. Das Gebäude direkt westlich des barocken Torturms entstand vermutlich zwischen 1548-1554 (Wappen des Georg Schilling von Cannstatt). Die Kanzlei wurde 1740 teilweise in den Graben gesetzt und zeigt über ihrem hofseitigen Portal das Wappen des Philipp Wilhelm Graf von Nesselrode und Reichenstein mit den Figuren von Fides und Iustitia. Der angrenzende Torturm der Vorburg wurde gemäß seines heraldischen Dekors ebenfalls unter Nesselrode 1740 in Backstein erhöht. Der Torturm an der Nordwestseite der einstmals grabenumwehrten Hauptburg ist inschriftlich am Torbogen auf 1545 datiert und wurde 1699 überformt, wie das Wappen des Großpriors Hermann Freiherr von Wachtendonck (1683-1704) nahelegt. Nach Bauinschriften und Aktenlage gehören die einzelnen Bauteile der Kernburg fast alle ins frühe und mittlere 16. Jh., was aber die Existenz älterer Mauerteile oder Fundamente nicht ausschließt. Insbesondere ist hier an den geknickten Verlauf der Hoffassaden der Gebäude der Kernburg zu denken; er könnte den ehemaligen Verlauf der Ringmauer erklären. Hattstein hätte demnach im 16. Jh. die Gebäude nach außen in den Graben vorgeschoben, was die versetzten Außenfluchten der Gebäude erklären würde. Der Graben wäre nach außen verschoben worden, im Innern der Burg wäre die einstmals enge Bebauung beseitigt und dadurch ein geräumiger Schlosshof mit Gartenelementen (Brunnen, vielleicht Bäume) entstanden. Das ist vorläufig noch als Arbeitshypothese zu werten, passt aber gut zu der Bauentwicklung von Mahlberg. Im Zwickel zwischen dem Nordwest- und dem ehemaligen Südwestflügel steht ein polygonaler Treppenturm. Im Innenhof wurden 1992 die Reste einer achteckigen Brunnenanlage gefunden. Die Schlosskirche St. Borromäus an der Nordecke des Hofes wurde 1908-10 im Stile des Neobarock erbaut. Die anscheinend unter Nesselrode im 18. Jh. neu errichtete Fürstenwohnung im südlichen Teil der Kernburg wurde nach 1849 abgerissen, ebenso der Nordostflügel um 1825. Von der Fürstenwohnung ist lediglich eine Beschreibung von 1806 erhalten geblieben. (H.W.)

Arch-Untersuchung/Funde:

Kleine Grabung eines Bauteils, Aufdeckung eines Brunnens, ansonsten nur Beobachtungen unter schwierigsten Bedingungen.