EBIDAT - Die Burgendatenbank

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Kastelburg

Geschichte:

Die Errichtung der 1289 erstmals genannten Kastelburg dürfte im frühen 13. Jh. (nach B. Bigott), spätestens aber um 1250/60 erfolgt sein. Ihr folgt die Gründung der 1287 erstmals genannten Stadt Waldkirch neben dem Kloster und der bereits vorhandenen zugehörigen Siedlung. Initiatoren sind die Herren von Schwarzenberg als Vögte des Reichsklosters St. Margarethen in Waldkirch oder ihre Nachfolger (die sich ebenfalls so nannten). Die Burg schützte und kontrollierte die Stadt, außerdem eine kleinere Verkehrsverbindung durch das Elztal und weiter ins Kinzigtal oder auf die Baar (Ostseite des Schwarzwalds). Im späten 13. Jh. wurden die Habsburger neue Lehensherren der Schwarzenberger. Durch das Aussterben der Schwarzenberger Linie erbte Henselin von Kastelburg 1347 auch die Burg Schwarzenberg. Seine Finanzlage zwang ihn jedoch 1354 zum Verkauf der Kastelburg an den vermögenden Freiburger Patrizier Martin Malterer und andere. Martin Malterer erhielt die Burg 1355 von Österreich zu Lehen, wohnte hier und nahm wohl auch einige Umbauten vor (1354). Nach weiteren Pfandinhabern wurde ab 1396 Graf Hermann von Sulz belehnt, danach sein Sohn Rudolf. Nach diversen Kriegen mit unüberschaubaren Ansprüchen und Besitzverhältnissen kam die Burg als Pfandschaft 1442 an die Herren von Staufen, die sie bis Ende 1565 behielten. Umbauten an der Burg sind für 1510 erwähnt. Die Burg wurde im Januar 1566 von Österreich wieder ausgelöst und blieb Sitz der Kameralherrschaft Kastel- und Schwarzenberg. Die heruntergekommene Burg wurde 1632 durch markgräflich-hachbergische Truppen, 1634 von den Kaiserlichen eingenommen und in Brand gesteckt. In den Franzosenkriegen diente die Ruine 1677 und 1713 als Stützpunkt. Es folgten erste Erhaltungsmaßnahmen ab 1839. 1929 wurde die Turmplattform in Beton erneuert. (H.W.)

Bauentwicklung:

Dem ältesten Baubestand der vermutlich um die Mitte des 13. Jhs. entstandenen Burg gehört der quadratische Bergfried an, der - nach Ausweis baugeschichtlicher Beobachtungen - zu einem späteren Zeitpunkt erhöht wurde. Das oberste Stockwerk des Hauptturmes wird in das 15. oder 16. Jh. datiert. Ebenfalls in spät- bzw. nachmittelalterliche Zeit (15./16. Jh.) gehört der Treppenturm, der den Zugang zum Hocheingang des Haupttturmes ermöglichte. Bei dem Palas handelt es sich um einen Bau, dessen Anfänge bis in die Mitte des 13. Jhs. zurückreichen. Umstritten ist die Zuweisung eines jüngeren (?) zweiten Obergeschosses. In die Zeit des Ausbaus der Burg im 15./16. Jh. datiert u. a. ein Rondell an der Südwestseite des Palasgebäudes. Die Kastelburg wurde 1634 zerstört und blieb Ruine. In den unteren Teil des Hauptturmes brach man 1883 einen ebenerdigen Eingang. (H.W.; J.F.)

Baubeschreibung:

Der Zugangsweg passiert drei Vorwälle, die der Burg nördlich als Annäherungshindernisse vorgelagert sind. Über einen tiefen Halsgraben betritt man durch ein abgegangenes Tor die tiefer gelegene Vorburg (B). Die moderne Brücke liegt einem teilweise originalen Mauerpfeiler auf. Eine vermauerte Scharte an der nördlichen Ringmauer der Unterburg setzt ein tieferes Bodenniveau voraus. In der nördlichen Ecke des Vorburghofes, direkt neben dem Burgtor, finden sich noch Mauerreste eines Gebäudes. Auch von der westlichen Ringmauer sind noch längere Abschnitte mit Balkenlöchern eines Gebäudes erhalten. In der Unterburg sind Ställe, Scheunen und andere Bauten zu vermuten. Vielleicht stand hier auch eine 1566 erwähnte Trotte (Kelter). An der südlichen Ecke der Unterburg springt eine nachträglich angesetzte kleine Bastion eckig nach außen vor. Die Kernburg (A) bildet eine relativ kleine, kompakte Anlage, deren stark verändertes Eingangstor sich in der Ostseite öffnete. Der alte Burgweg musste daher fast die gesamte Kernburg umrunden, dabei zuerst ein Rondell passieren, das streichwehrartig von der Westseite des Palas vorsprang, dann den engen südlichen Torzwinger mit dessen Abortanbau, der über eine Brücke vom 1. OG des Palas zu erreichen war. Der quadratische Bergfried von 12 m Seitenlänge, bis zu 4 m Mauerstärke und 28 m Höhe besteht aus dem lokal vorkommenden Gneis, während seine Ecken dagegen Buckelquader aus Buntsandstein zeigen. Zangenlöcher treten nur im oberen Teil des Turmes auf, was - gemeinsam mit Ziegelstücken im Mauerwerk und stärker gebuckelten Quadern mit breitem Randschlag - eine sekundäre Aufstockung ab etwa 16 m Höhe anzeigen mag. Rundbogige Öffnungen erscheinen nur im unteren Teil des Bergfrieds, wo sich auch an der Südseite der rundbogige Hocheingang befindet. Balkenlöcher zeigen das Dach eines Überganges zum Wehrgang der Westseite an. Der heutige Eingang im Erdgeschoss stammt von 1883; im unteren Teil des Turmes soll sich ein Verlies befunden haben. Kaminreste im 2. OG an der Westwand bezeugen eine Wächterstube. Im 3. Obergeschoss sind auf einer verputzten Fläche unter zahlreichen rezenten möglicherweise einige alte Graffiti (so etwa ein Mühlespiel) erhalten. Der Bergfried schließt mit einem Wehrgeschoss ab, das ins 15. oder 16. Jh. gehört. Seine Zinnen wurden an der Nord- und Südseite - möglicherwiese nachträglich - mit den Giebeln eines Satteldaches übermauert. Südwestlich des Bergfrieds erstreckt sich entlang der Ringmauer der Rest eines Gebäudes, dessen Treppenturm des 15. oder 16. Jhs. den Aufstieg zum Hocheingang des Bergfrieds ermöglichte. Ein kleines Gebäude südöstlich des Bergfrieds bis nahe an das Burgtor wird als Gesindehaus angesehen. Hier befand sich ein gemauerter Herd, der leider nicht mehr erhalten ist. Zwei ehemalige Satteldächer dieses Hauses zeichnen sich durch Mörtel deutlich an der Südostseite des Bergfriedes ab. Der Palas besteht aus Kellergeschoss, Erdgeschoss und zwei Obergeschossen. Das 2. OG soll jünger sein, was sich jedoch nicht bestätigen lässt. Die meist ausgebrochenen Fenster der Süd- und Ostseite zeigen innen rundbogige Nischen, deren Einfassungen mit glatten Sandsteinquadern ins 13. oder 14. Jh. verweisen. Der Palaskeller zeigt drei Lichtschlitze auf der Südseite und einen weiteren auf der Ostseite, außerdem zwei massive Konsolsteine einer Balkendecke. Der Südwestseite des Palas ist zur Unterburg hin ein Rondell des 15. oder 16. Jhs. vorgelagert. (H.W.)

Arch-Untersuchung/Funde:

Zahlreiche Lesefunde; Schutträumungen, doch keine reguläre Grabung.