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Lichteneck bei Kenzingen

Geschichte:

Die Erstnennung der Burg "Liehtenekke" erfolgte im April 1290, als Graf Egino I. von Freiburg die Burg seinem Sohn Konrad II. als Morgengabe für dessen Frau Katharina von Lothringen gab. Da die Regelung strittiger Erbschaftsfragen um ehemalige zähringische Positionen im nördlichen Breisgau bis 1265 gedauert hatte, dürfte die Erbauung der Burg Lichteneck durch die Grafen von Freiburg in die Zeit zwischen 1265 und 1290 gehören. Sie entstand wohl im Zusammenhang mit der Konkurrenzsituation zu den Geroldseckern mit deren Burg Landeck und den Markgrafen von Hachberg. Im Jahre 1316 musste Konrad II. mit Erlaubnis seiner Frau die Burg verpfänden.
Graf Friedrich von Freiburg übergab 1356 seiner Tochter Klara, die etwa um 1340 Pfalzgraf Götz von Tübingen geheiratet hatte, u.a. Freiburg mit der Burg Lichteneck zum Erbe. Die Herrschaft wurde ihr jedoch aberkannt, sie selbst fiel 1358 in Reichsacht und trat die Herrschaft gegen eine Geldsumme an Egino II. von Freiburg ab. Sie durfte Burg Lichteneck weiter innehaben, erhielt sie nach einem Bündnis mit der Stadt Freiburg 1368 sogar zum Eigentum. Der Familie gelang es in der Folgezeit, durch geschickte Politik und reiche Heiraten ihren Besitz an Gütern und Herrschaftsrechten aufzustocken. Im Geroldsecker Krieg 1433 wurde die Burg niedergebrannt, anschließend aber wieder instand gesetzt. Obwohl einige Lichtenecker Karriere im Verwaltungsdienst des Kaisers Maximilian machten, verloren die Grafen um 1529 ihre reichsunmittelbare Stellung und zählten zum landständigen ritterschaftlichen Adel Vorderösterreichs. Außerdem waren sie Gefolgsleute der Grafen von Württemberg geworden. Da Graf Konrad 1546 dem Grafen von Württemberg im Schmalkaldischen Krieg eine Mannschaft stellte, besetzte die vorderösterreichische Regierung 1547 die Burg und verurteilte Konrad zu einer enorm hohen Geldzahlung. Der letzte Lichtenecker starb 1634, die letzte Lichteneckerin Elisabeth Bernhardina verkaufte 1660 ihren gesamten Besitz. Im Dreißigjährigen Krieg wurde Lichteneck 1632 von den Schweden erobert, 1633 von den Kaiserlichen und dann wieder von den Schweden. Im Holländischen Krieg wurde die von den Kaiserlichen besetzte Burg 1675 von den Franzosen unter Generalleutnant Vaubrun erobert, niedergebrannt und gesprengt. Unter den späteren Grundherren, den Grafen von Hennin, entstand 1776 ein Rokokoschloss am Fuß des Berges. Im 19. Jh. baute man im Zuge von Sicherungsmaßnahmen "gotische" Gewände im Palas ein. Weitere Instandsetzungen fanden nach dem 2. Weltkrieg statt, verstärkt seit der Mitte der 1980er Jahre. (H.W.)

Bauentwicklung:

Die baugeschichtliche Entwicklung der Burg ist bislang noch nicht hinreichend erforscht worden. Die Anfänge der Burg reichen bis in die zweite Hälfte des 13. Jhs. zurück. Einer teilweisen Zerstörung der Anlage im sog. Geroldsecker Krieg 1433 folgte die Wiederherstellung. Der endgültige Niedergang der Burg datiert ins 17. Jh. 1632 und1633 von den Schweden bzw. Kaiserlichen eingenommen, wurde Lichteneck schließlich 1675 von den Franzosen gesprengt. Im Westteil des Hofes entstand im 15. Jh. ein unterkellerter Wohnbau. Weitere bauliche Maßnahmen lassen sich für das 16. Jh. nachweisen. In dieser Zeit wurde insbesondere der Außenbereich der Burg durch Bastionen gesichert. Im Zuge von Sicherungsmaßnahmen entstanden im Palas im 19. Jh. "gotische" Gewände. Weitere Instandsetzungen folgen nach dem Zweiten Weltkrieg und Mitte der 1980er Jahre. (H.W.; J.F.)

Baubeschreibung:

Der vorgelagerte Parkplatz mit dem Grillplatz befindet sich bereits auf einer Bastion offenbar des 16. Jhs. Von ihr sind am Waldrand noch Mauerreste mit zwei überwölbten Schießkammern erkennbar. Auch das hochgelegene Lössplateau östlich des Grillplatzes muss als Vorburg und später als Teil der Bastion genutzt worden sein. Die Kernburg steht etwas tiefer auf der vorderen Ecke eines steil abfallenden Hangsporns aus lössbedecktem Kalkstein, der seit langem für Weinbau genutzt wird. Im Norden ist der Burg zunächst ein flacher Halsgraben, dann ein schmales Vorwerk mit gerundetem Abschluss nach Westen vorgelagert. Der Weg in die Kernburg ist seitlich verschoben, wobei eine moderne Brücke den 8-10 m tiefen inneren Graben mit seinem Mauerpfeiler überquert. Die Hauptburg wird von einer 2-3 m dicken Mantelmauer mit gerundeten Ecken umfasst. Aufgrund des begrenzten Platzes wuchs die Burg im Laufe der Jahrhunderte nach innen, so dass der Burghof letztlich stark schrumpfte. Ältestes Bauteil außer der Mantelmauer war ein in die SO-Ecke eingestellter, unterkellerter Turm bzw. turmartiger Palas des späten 13. Jhs., der archäologisch nachgewiesen und in der Bodenpflasterung markiert wurde. Der häufig für die NW-Ecke postulierte Bergfried hat wohl niemals bestanden. Der Westteil des Hofes wurde im 15. Jh. durch einen unterkellerten Wohnbau überbaut.
Im 16. Jh. erfolgten größere Umbauten: Der turmartige Palas wurde niedergelegt, der Lichtschacht seines Kellers vermauert, auf seine dicke Fundamentmauer die dünne Westwand eines neuen Palas aufgesetzt, der nun die ganze Osthälfte der Burg einnahm. Konsolen aus Sandstein zeigen seine Geschossunterteilung an. Erhalten hat sich unter einem rezenten Dach noch ein alter Tonplattenboden. Offenbar zeitgleich entstanden im Norden ein Treppenturm (6), ein tonnengewölbter Keller unter dem Mittelteil des Palas, ein Küchenbau im Süden und ein weiterer Treppenturm zur Erschließung der südlichen Gebäude.
Interessanterweise enthielt eine am äußeren Fuß der westlichen Ringmauer befindliche, 1675 nicht detonierte Sprengkammer noch ihr Schwarzpulver. (H.W.)

Arch-Untersuchung/Funde:

kleinflächige Grabungen, Baubeobachtungen und Lesefunde