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Lützelhardt

Geschichte:

Bereits in der Zeit um 1111-1137 erscheint ein "Cuonradus von Luicilinhart" als Ministeriale der Zähringer im "Rotulus Sanpetrinus". In der 2. Hälfte des 12. Jhs. agierte ein Konrad von Lützelhardt, vielleicht sein Sohn, für die Staufer (Friedrich I.) in verschiedenen hohen Ämtern in Italien. Er wurde als Graf, Markgraf von Ancona (1168), und Herzog von Ravenna, dann als Markgraf der Toskana und Markgraf von Molise bezeichnet. Konrad II. "de Lucinardo", offenbar dessen Sohn, hielt sich zwischen 1212 und 1220 in Deutschland auf. Er wurde 1233 von Friedrich II. zum Rebell erklärt, da er inzwischen zum Papst übergewechselt war. Auch im Laufe des 13. Jhs. tauchen offenbar noch Familienangehörige in Italien auf, wo sie noch um 1290 in den Abruzzen nachweisbar sind. Mit großer Wahrscheinlichkeit sind diese Herren unserer Burg Lützelhardt zuzuordnen, die damit die Stammburg eines überregional bedeutenden Geschlechtes darstellen würde. Lützelhardt wurde innerhalb des 13. Jhs. ausgebaut, aber auch zerstört. Dies geschah entweder 1235, 1255/57 oder 1261-71 wohl durch die Geroldsecker, deren politischer Aufstieg auch die Eliminierung der Burg Lützelhardt voraussetzte. Die Hauptburg blieb nach der Zerstörung wohl nur noch in rudimentärer Nutzung. (H.W.)

Bauentwicklung:

Die noch erhaltenen Ruinen der dreiteiligen Burgengruppe datieren in das 13. Jh. Vermutlich handelt es sich um die Stammburg, der bereits zu Beginn des 12. Jh. urkundlich in Erscheinung tretenden Herren von Lützelhardt. 1235, 1255/57 oder 1261-71 erfolgte die Zerstörung der Burgen, die in der Folgezeit lediglich teilweise weitergenutzt wurde.. 1926-29 durchgeführte Grabungen trugen zur Klärung des Grundrisses bei und erbrachten umfangreiches - heute z.T. verschollenes - Fundmaterial. (H.W.; J.F.)

Baubeschreibung:

Die Burg nahm insgesamt drei Felsen in West-Ost-Richtung ein, die - ähnlich wie bei Scharfenstein - einerseits durch Gräben voneinander isoliert, andererseits aber auch durch Sperrmauern miteinander verbunden waren. In der westlichen Burg, der sog. Vorderburg, ist die imposante Felsformation mit einer riesigen, natürlich abgekippten Sandsteinplatte bemerkenswert. Die alten Grabungen wiesen offenbar eine rechteckige Ummauerung mit einem mauerbündigen, kleinen quadratischen Turm und einem angebauten Wohnbau nach. Auf dem Felsen der "Mittelburg" zeichnete sich eine rautenförmige, der Felskontur folgende Ummauerung mit einem Gebäude in einer Ecke ab.
Die ausgedehnteste Anlage, die eigentliche Hauptburg, lag im Osten. Während sie am östlichen und südlichen Fuß des Felsens lediglich von einem Graben mit Vorwall bewehrt wurde, war im Norden auf einem tieferen Plateau eine ummauerte Vorburg vorgelagert, durch die von Osten her der Zugang zur NW-Ecke der Hauptburg führte. Ihre Außenmauer wurde ringsum aus gut behauenen Buckelquadern des lokalen Buntsandsteins errichtet. Der obere Teil wurde aus gesammelten Blöcken rezent rekonstruiert - was sicher auch für die gotischen Fenster der Süd- und Westseite gilt, die in dieser Form im Erdgeschoss kaum zu erwarten sind. Weitere Mauern im Inneren der Hauptburg zeigen einzelne Gebäude an, in denen wohl auch der Burgbrunnen untergebracht war. Die angeblich romanische Einfassung des Brunnens wurde aufgefunden und wieder zusammengesetzt. Im Osten schließt ein teilweise modern aufgemauerter quadratischer Bergfried die Hauptburg ab. Der ebenerdige Zugang ist - soweit erkennbar - eine Neuschöpfung. Von der aufgrund der Funde wie auch der schriftlichen Belege anzunehmenden älteren Bebauung des 12. Jhs. dürfte ein die Ostburg an deren Nordrand schräg durchlaufender Mauerzug stammen. (H.W.)

Arch-Untersuchung/Funde:

In den Jahren 1926-29 erfolgten Grabungen durch K. Hammel, die den Grundriss klärten und reichhaltiges Fundmaterial erbrachten.