EBIDAT - Die Burgendatenbank

Eine Initiative der Deutschen Burgenvereinigung Menu

Schauenburg bei Oberkirch

Geschichte:

Als Bauherr der Schauenburg wird Herzog Berthold II. von Zähringen (gest.1111) angesehen; das lässt sich bisher durch Baureste und Funde nicht verifizieren. Als Verkehrsverbindung über den Schwarzwald war das Renchtal wohl für die Zähringer von Interesse. Die Burg kam als Heiratsgut seiner Tochter Luitgard an Graf Gottfried von Calw. Ihre Tochter Uta heiratete um 1130 den Herzog Welf VI. Ihre Verwandten erhoben Einspruch gegen Uta als Alleinerbin. Konrad von Zähringen belagerte 1133 sogar die Schauenburg; Kaiser Lothar zwang ihn jedoch zum Abbruch der Belagerung. Herzogin Uta, die 1192 Kloster Allerheiligen gründete, verstarb 1197. Die Burg kam an die Grafen von Eberstein, die bis zu ihrem Aussterben um 1660 Lehensherren blieben. Zwischen 1120 und 1150 tritt erstmals ein Burgmannengeschlecht "von Schauenburg" auf. In der Folgezeit hielten sie Lehen verschiedener Herren; 1654 wurden sie sogar zu Reichsfreiherren erhoben.
Ab dem späten Mittelalter mehren sich die Schriftquellen über die Schauenburg. Eine durch zwei Ganerben verursachte Fehde mit Belagerung durch den Grafen von Württemberg und die Stadt Straßburg 1432 blieb erfolglos. Eine weitere Belagerung folgte 1438 durch die Markgrafen von Baden und endete abermals mit einer Einigung. Um 1450 wurde die Schauenburg durch die Herren von Lichtenberg und den Grafen von Eberstein (Lehensherr!) eingenommen, 1452 oder 1453 von den Schauenburgern mit Hilfe der Pfalzgrafen zurückerobert. Weitere Belagerungen folgten. Um 1541 und 1614 werden einzelne Baumaßnahmen auf der Burg erwähnt. Die Burg wurde im Dreißigjährigen Krieg beschädigt; der heute berühmte Schriftsteller Grimmelshausen war als Verwalter auf der Burg tätig. Die Burg wurde 1689 nicht zerstört, sondern noch 1693 als französische Kaserne benutzt. Die Burg wurde zur Ruine, ab dem 19. Jh. folgten Sanierungen. (H.W.)

Bauentwicklung:

Von der Gründungsanlage des frühen 12. Jh. haben sich oberirdisch keine baulichen Reste erhalten. Der noch erhaltene imposante Baubestand mit wohnturmartigen Ganerbenhäusern, Ring- und Zwingermauern datiert in das 13. bis 15. Jh. Zwei fünfeckige Geschütztürme an der Ostseite der Kernburg datieren ins 16. Jh. Der 1614 errichtete Neubau auf der Schauenburg wurde zusammen mit den übrigen Bauten der Kernburg im Dreißigjährigen Krieg beschädigt und Ende des 17. Jh. vollends zur Ruine. Im 19. Jh. wurden erste rekonstruktive Restaurierungen am Torturm eingeleitet. Die von Bodo Ebhardt 1901 vorgelegten Zeichnungen für eine vollständige Rekonstruktion der Burg wurden nicht realisiert. Im Jahr 1974 konstituierte sich ein Förderverein, der Restaurierungen an der Burgruine vornahm. (H.W.; J.F.)

Baubeschreibung:

Die grob längsrechteckige Burg ist ringsum von einem schmalen Graben umgeben; im Osten hatte man eine natürliche Senke zu einem Halsgraben vertieft. Im Süden und Westen bestand unterhalb der Kernburg eine schmale, zwingerartige Vorburg (A) . Möglicherweise wurden zu ihrer Anlage ein Teil des Ringgrabens und ein Vorwall planiert. Ein Tor öffnet sich nach Osten; ein weiteres Tor könnte sich im Norden befunden haben. Der Verlauf eines dort nachträglich angesetzten Mauerzuges ist unklar. Die Kernburg (B) steht auf dem verwitterten Granitfelsen; ihre hohe Ringmauer ist im Osten zu einer 3,70 m starken Schildmauer verstärkt. Die Kernburg wurde offenbar im 13. Jh. neu konzipiert und im 15./16. Jh. von einem schmalen Zwinger umgürtet. Der Zwinger wurde im Osten verbreitert und durch zwei fünfeckige Geschütztürme verstärkt. Ähnliche Bauteile finden sich in Rötteln und Staufenberg. Über einen kleinen Torturm im südlichen Graben erfolgt der Zugang durch einen schmalen Gang nach oben. Eine Mauerbresche unten an der Ringmauer soll von einer Unterminierung stammen. Das Torhaus ist neuzeitlich überformt. Im Burghof wurde ein Brunnen freigelegt. Zwei hohe, turmartige Palasbauten (Wohntürme) sind gut erhalten. Sie stellen die Häuser der Burgmannen / Ganerben dar. Es soll insgesamt fünf derartige Türme gegeben haben. Ein Bergfried war darüber hinaus nicht nötig; über die Bebauung des 12. Jhs. sind jedoch keine Aussagen möglich. Der fünfgeschossige nordwestliche Turm zeigt noch einen spitzbogigen Hocheingang und eine Tür auf den ehemaligen Wehrgang. Die Buckelquader der Ecken und die Fenstergewände bestehen meist aus Granit. Der südöstliche Turm ist etwas jünger (spätes 13. und 14. Jh.); Buckelquader und Gewände bestehen aus Buntsandstein, in den Fensternischen wurden Backsteine verwendet. An der Burgkapelle im Osten zeigt eine Inschrift das Patrozinium des Hl. Ulrich an; die Altarnische ist in der Schildmauer eingelassen. Die Schauenburg ist vor allem wegen der gut erhaltenen Palasbauten mit ihren intakten Baudetails sehenswert. (H.W.)

Arch-Untersuchung/Funde:

Zahlreiche Lesefunde, meist bei Abschiebung in der Unterburg. Ältere Funde von Schutträumung. Keine fachliche Ausgrabung.