EBIDAT - Die Burgendatenbank

Eine Initiative der Deutschen Burgenvereinigung Menu

Rodeck

Geschichte:

Die Familie der Röder verlegte ihren Sitz vom unwirtlich gelegenen, schwer zu erreichenden Hohenrod (760 m ü.NN) in den Ort Kappelrodeck, in nur 294 m Höhe, nur 70 m über dem Tal gelegen. Der Bergsporn nahe dem Talausgang ist von Weinreben umzogen und liegt verkehrsgünstig sowie klimatisch angenehmer. Rodeck wurde offenbar von Burkhard, dem Sohn des Heinrich von Hohenrod, im 2. Viertel des 13. Jhs. erbaut. Burkhard ist urkundlich zwischen 1225 und 1280 belegt und bekleidete das Truchsessenamt am Hof der Markgrafen von Baden.
Nach und nach ging die Burg an die Markgrafen von Baden über; Bernhard I. belehnte 1419 einen Domherrn von Straßburg mit ihr. Später kamen die Röder wieder in den Besitz von Rodeck, wobei die Linie 1604/5 im Mannesstamme ausstarb. Im Jahre 1641 erhielten schließlich die Neuensteiner das Lehen. 1879/80 kaufte Obergerichtsrat Friedrich Schliephacke die Burg und ließ sie durch den Architekten Kerler im Stil der Neorenaissance umbauen. Der Bergfried mit seinen Buckelquaderecken und der Palas wurden dabei u.a. mit Fenstern und neuen Dachstühlen versehen, die Ringmauer und weitere Bauteile abgebrochen. (H.W.)

Bauentwicklung:

Bedingt durch die starke historisierende Umgestaltung der Burg in den Jahren 1880-1882 sind anhand des noch erhaltenen Baubestandes nur unzureichende Aussagen zur baulichen Entwicklung der Höhenburg möglich. Die überlieferten Stiche und Zeichnungen aus der Zeit vor dem Umbau tragen ebenfalls nur wenig zur Klärung der Baugeschichte bei. Von der mittelalterlichen Anlage blieben im Wesentlichen Reste von Ringmauer, Palas und die unteren Partien des Bergfrieds erhalten. (H.W.)

Baubeschreibung:

Schloss Rodeck erhebt sich über der Ortschaft Kappelrodeck in 294 m ü.NN, am Ausgang des Achertales am Westrand des Schwarzwalds. Der sich 70 m über dem Tal erhebende Bergsporn aus verwittertem Granit streicht in Süd-Nord-Richtung. Er ist im Süden durch einen gebogen verlaufenden breiten und tiefen Halsgraben vom weiter ansteigenden - heute bewaldeten - Berghang getrennt. Im Halsgraben steht heute ein Haus, und seine innere Böschung ist durch Rebterrassen überprägt. An der äußeren, südlichen Böschung des Grabens ist noch etwas Fels erkennbar. Der mit neueren Reb- und Stützmauern umzogene Burghügel wirkt wie ein Bergkegel. Durch Baumaßnahmen im 19. Jh. wurden Nebengebäude und große Teile der Ringmauer abgerissen und entlang dem südlichen Rand der Burg durch neue, niedrige Wirtschaftsgebäude ersetzt. Der Burgplatz hatte eine rundliche bis ovale Form. Möglicherweise war auf einer Rebterrasse im Westen noch ein Zwinger oder eine Vorburg vorgelagert. Der heutige und wohl auch alte Aufgang führt von Norden einen kleinen Taleinschnitt hinauf nach Süden (Schlossbergstraße); von Südwesten (westliches Ende des Halsgrabens) führt der Aufgang entlang dem Westhang nach Norden. Im nördlichen Teil der Kernburg steht ein relativ geräumiger Palas in Richtung West-Ost. In seine nordwestliche Ecke ist der Bergfried miteingebaut. Er besteht wie der Palas aus grobem, teilweise kleinstückigem und unregelmäßigem Bruchsteinmauerwerk. Die Ecken von Bergfried und Palas bestehen aus Buckelquadern von Granit. Die im 19. Jh. noch vorhandenen Dachstühle von Bergfried und Palas sind leider nicht mehr vorhanden. 1879/80 kaufte Obergerichtsrat Friedrich Schliephacke die verfallende Burg und ließ sie 1880-82 durch den Architekt Kerler relativ substanzschonend im Stil der Neorenaissance umbauen. Bergfried und Palas wurden dabei jeweils um einige Steinlagen erhöht und mit neuen, steilen und weithin sichtbaren Dachstühlen versehen. Es kamen am Palas Zierelemente wie Dachgauben und ein Renaissancegiebel an der Südseite hinzu, außerdem ein Erker mit Renaissancegiebel am Bergfried (Nordseite) sowie ein Erker an der Südseite des Palas. Mithilfe von Entlastungsbögen wurden zahlreiche große Fenster in das mittelalterliche Mauerwerk des Palas und des Bergfriedes gebrochen. Insgesamt erhielt die umgestaltete Burg das Aussehen einer Villa. Da die Burg derzeit kaum zugänglich ist (ein Verkauf steht an, August 2005), kann derzeit keine detailliertere Baubeschreibung gegeben werden. Im Innern sind die Räume und Flure historistisch (Neorenaissance, Neogotik, pompejanisch) gefasst. Im 2. OG wurde ein "Rittersaal" mit Groteskenmalerei im Stil der italienischen Hochrenaissance eingerichtet. Nach dem eigentlichen Umbau wurden 1889 spätgotische Wandmalereien des 15. Jhs. entdeckt. Sie befinden sich im 1. OG (in etwa 8 m Höhe über dem Schlosshof), besonders in einer Nische in der Ostwand des heutigen Speisesaales. Bei der Fensternische dürfte es sich um die Altarnische der ehemaligen Burgkapelle St. Georg handeln. Die Wandmalereien blieben hinter den Vertäfelungen erhalten; die oberen Teile sind durch eine im 19. Jh. eingezogene Decke nicht zugänglich. Andere Teile der Malereien sind durch eine Tür in der Vertäfelung einzusehen. An der linken Wand der Fensternische sind die Heiligen Barbara mit dem Turm und Katharina mit dem Rad, darüber das Evangelistensymbol des Markus (Löwe) erhalten. Unten ist der Rest eines Drachen erkennbar, der wohl zum Hl. Georg gehört. An der rechten Wand der Nische ist ein Rest einer Darstellung des Marientodes erhalten. Maria liegt mit gekreuzten Armen im Bett, vor und hinter dem Bett finden sich Apostel und Christus, der die Seele aufnimmt. An der Wand rechts neben (südlich) der Nische ist eine Büste des Hl. Hieronymus im Kardinalsgewand erhalten. Darüber befindet sich Christus auf dem Regenbogen inmitten der Evangelistensymbole (nicht zugänglich, hinter der eingezogenen Decke). Im Jahre 1926 kam Schloss Rodeck an Henry Wittenberg, der ringsum Gärten anlegte. Nach weiteren Besitzerwechseln kam das Schloss an den damaligen Landkreis Bühl (später zum neu gebildeten Ortenaukreis) und diente bis 1998 als Altersheim. Nach einem Verkauf an eine Firma wurde das Schloss in den letzten Jahren saniert; ein erneuter Besitzerwechsel steht an. (H.W.)

Arch-Untersuchung/Funde:

Wenige Lesefunde.