EBIDAT - Die Burgendatenbank

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Jestetten II

Geschichte:

Es ist zu vermuten, dass bereits die Edlen von Jestetten im 12. oder 13. Jh. auf der Anhöhe über dem Dorf eine Burg erbaut hatten (Nennungen der Familie, Fundmaterial, keine Baureste). Bei der Erstnennung 1488 war jedenfalls bereits ein Schloss vorhanden. In diesem Jahr kaufte Graf Alwig von Sulz das Schloss von Hans Wilhelm Jünteler, ebenso das Untere Schloss von Jörg Jünteler. Zum Oberen Schloss gehörte u.a. ein Anteil (Drittel) am niederen Gericht. Damit erhielten die Grafen erstmals herrschaftlichen Grundbesitz in Jestetten, denn bisher hatten sie hier nur hochgerichtliche Befugnisse. Anlässlich des Schweizerkrieges 1499 wurde zwischen Jörg Jünteler und den Eidgenossen brieflich beratschlagt, wie mit dem Oberen Schloss zu verfahren sei und ob man eine Besatzung hineinlege oder es verbrenne. Das in Resten heute noch stehende Obere Schloss wurde im späten 15. oder im 16. Jh. errichtet; Schriftquellen zum frühen Baugeschehen fehlen weitgehend. Eine Inschrift "1564" über der Tür des letzten erhaltenen Rundturms dürfte eine Umbaumaßnahme anzeigen. Offenbar wurden unter Wilhelm von Sulz und seiner Gattin Cleophe von Baden Baumaßnahmen unternommen, die auch in einer Urkunde des Abtes von Rheinau erwähnt werden. Es wird gelegentlich vermutet, dass die Inschrift und die Urkundennotiz sich überhaupt auf die Erbauung des jetzigen Oberen Schlosses beziehen. Bei einer Transaktion wurde 1774 ein detaillierter Plan der Bauten und Grundstücke gezeichnet. Von 1774 bis 1806 bestand im Schloss ein kleines Frauenkloster "Zur Ewigen Anbetung" (Tabor). 1775 wurde mit dem Bau einer Kirche begonnen, der wieder gestoppt wurde. Nach weiteren Stationen wurde 1878 ein Alten- und Pflegeheim eingerichtet, das bis heute besteht. Durch die verschiedenen Nutzungen seit dem späten 18. Jh. bis heute wurde der Baubestand des Schlosses immer weiter reduziert. (H.W.)

Bauentwicklung:

Die älteste hochmittelalterliche Burganlage, eine Gründung der Herren von Jestetten, lässt sich nur noch anhand des archäologischen Fundmaterials nachweisen. Von einer spätmittelalterlichen Burg, die der Gruppe der Kastellburgen hinzuzurechnen ist und deren bauliche Reste in das 15. Jh. gesetzt werden, blieben einige wenige, verbaute Reste erhalten. Teile der Burg wurden im 19. Jh. niedergelegt. (H.W.)

Baubeschreibung:

Evtl. ein älteres Burggebäude (Wohnturm oder Palas, rechteckig) auf dem Plan von 1774. Nicht erhalten, bisher auch bei Bodeneingriffen nicht angeschnitten oder nicht gemeldet.
Der umfangreiche, stark veränderte Baukomplex des Oberen Schlosses erhebt sich auf einem Hügel in etwa 440 m ü.NN am nordwestlichen Dorfrand. Durch Eisenbahnbau, Neubauten und Baumbestand ist die Geländesituation verunklärt. Ab dem späten 15. oder dem 16. Jh. bestand ein länglicher, leicht trapezförmiger Kernbereich des Schlosses mit vier runden Ecktürmen. Vom Baubestand, der auf einem Plan von ca. 1774 dokumentiert ist, ist noch der längliche Wohnbau entlang der südlichen Schmalseite erhalten. Ein freistehender rechteckiger Bau auf dem Plan, der vermutlich ein Wohnturm oder Palas der älteren Burg war, wurde wohl im früheren 19. Jh. abgerissen. Abgerissen wurden auch drei der Rundtürme und Teile der Umfassungsmauer. Erhalten blieben der in der jetzigen Form relativ junge Ökonomiehof (17./18. Jh.) mit dem aufgestockten und veränderten Vogtshaus im Süden sowie der südwestliche Rundturm. Durch spätere Besitzer (kirchliche Orden, dann Sanatorium) erfolgten starke Eingriffe in den Baubestand und bis heute auch die Neuerrichtung von Bauten. Von den fehlenden Rundtürmen zeichnete sich der südöstliche noch in einer Unebenheit (Abrisskante) in der Hauswand ab. Vom nordöstlichen Rundturm war noch ein kurzer Stumpf als Aussichtsplattform erhalten und wurde weiter untersucht. Der nordwestliche Rundturm sowie Abschnitte der nördlichen und westlichen Ringmauer aus Kalkbruchsteinen wurden archäologisch nachgewiesen. Von einem Innenbau, der auf dem Plan von ca. 1774 als "Kapelle" bezeichnet wird, konnte noch die kurze Westwand in einem schmalen Grabungsschnitt nachgewiesen werden. Die ältere Burganlage muss sich auf dem länglichen Bergrücken aus Kalkstein besser der Geländekontur angepasst haben. Von ihr konnten keine Baureste - jedoch Fundmaterial ab dem 12. oder 13. Jh. - erfasst werden. Die Ringmauer des 16. Jhs. ist besonders auf der Ostseite hinterfüllt, um eine geräumigere und regelmäßigere Innenfläche des Schlosses zu erhalten. (H.W.)

Arch-Untersuchung/Funde:

Notgrabung 2003